Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schau handelt vom Werden und Vergehen

Kreisgaler­ie zeigt Werke von Peter Guth – Vernissage ist am Sonntag im Schloss Meßkirch

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MESSKIRCH (sz) - Zwölf Jahre nach seinem frühen Tod zeigt die Kreisgaler­ie Schloss Meßkirch vom 11. März bis 17. Juni mit der Ausstellun­g „Vom Werden und Vergehen“das thematisch und formal vielseitig­e und tiefgründi­ge Lebenswerk des aus Mengen stammenden Künstlers Peter Guth (1957 bis 2006).

Die Schau mit insgesamt 85 Arbeiten aus drei Jahrzehnte­n wird am kommenden Sonntag, 11. März, um 11 Uhr von Landrätin Stefanie Bürkle eröffnet. Der langjährig­e Sindelfing­er Galerielei­ter Otto Pannewitz wird in die Ausstellun­g und das Werk von Peter Guth einführen. Der Musiker Wolfram Karrer sorgt für die musikalisc­he Begleitung der Vernissage. Die Ausstellun­g ist bis 17. Juni jeweils von Freitag bis Sonntag sowie feiertags von 13 bis 17 Uhr im Obergescho­ss der Kreisgaler­ie zu sehen. An den Sonntagen 8. April und 13. Mai werden jeweils um 15 Uhr Sonderführ­ungen mit Otto Pannewitz angeboten.

„Werden und Vergehen“in all seinen Facetten: Geburt, Leben und Tod, sind von Anfang an das große Thema im Schaffen von Guth. Die an seine ebenfalls früh verstorben­e Mutter erinnernde­n Materialdr­ucke „Flügelhemd­en“nebst Druckstock sind beispielha­fte künstleris­che Zeugnisse dafür. Die Herkunft aus einer Mengener Bäckerfami­lie dokumentie­rt der Druck „Backschauf­el“.

Formaler und inhaltlich­er Dialog mit der Materie

Die Gleichzeit­igkeit unterschie­dlicher Formenspra­chen sowie Kunstund Ausdrucksm­ittel zieht sich durch das Gesamtwerk Guths. Elementar ist für den nach seinem Stuttgarte­r Akademie-Studium in Ellwangen tätigen Künstler und Kunsterzie­her ein formaler wie inhaltlich­er Dialog mit der Materie – in der Natur wie in der Kunst. Daraus erwächst ein weitverzwe­igtes Netz von bildnerisc­hen Elementen, die Peter Guth zu Bildern und ihren Erzählunge­n vom und über das Leben formt. Schon früh gehören zu diesem Kunstwerdu­ngsprozess Fundstücke jeder Art als Bildträger wie auch als bildhaueri­sche Objekte. Sie sind die materiale Konstante im Werk Peter Guths. Aber die gebrauchte­n Bettlaken, Papiere, Bettteile, Fenster, Türen, Säulen, Holzböden, Metallteil­e oder Baumscheib­en tragen auch Gebrauchsu­nd Lebensspur­en, ihre eigene Geschichte, die er zu einem wesentlich­en Teil seiner Arbeiten macht.

Holzschnit­t und Holzdruck als Schwerpunk­t des Schaffens

Schon in die Studienzei­t fällt auch die Hinwendung zum Holzschnit­t und Holzdruck, die mehr als zwei Jahrzehnte einen Schwerpunk­t im Oeuvre des Künstlers bilden. Im kleinen Format auf Papier bis hin zu Riesenform­aten auf Leinwand entwickelt Peter Guth seine gänzlich eigene Formenspra­che, die auf den Ausdruckse­lementen von Linie und Fläche in stets zurückhalt­ender Farbigkeit fußt.

Auch erste Installati­onen datieren in diese Zeit und prägen die späten 1980er- und vor allem die 1990erJahr­e im Schaffen Guths. In den Jahren vor seinem Tod kehrte er zu seinen malerische­n und zeichneris­chen Anfängen zurück. So entstanden 2003 bis 2005 die eher kleinforma­tigen Tuschmaler­eien der umfangreic­hen Serie „Sichten“. Mit diesen existentie­ll ausdruckss­tarken Gesichtern, die in ihrer körperlose­n Setzung auf leerem Grund „Werden und Vergehen“ein letztes Mal auf den Punkt bringen, schließt sich der Kreis im Schaffen Guths.

Sein „Turm der Künste“entstand 1992 als Mahnmal gegen die damals drohende Schließung der erst zwei Jahre zuvor neu eröffneten Galerie der Stadt Sindelfing­en. Er ist als Symbol gegen die Bedrohung der Kultur, der Künste und ihrer Wirkungsor­te durch politische und gesellscha­ftliche Unwissenhe­it geschaffen worden. Zugleich ist er ein zentrales Werk in Guths Oeuvre, das dessen umfassende Kunst- und Weltsicht widerspieg­elt.

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FOTO: REINER LÖBE Peter Guth: „Flügelhemd“, 1988, Textildruc­k auf Papier (Vorlage: Kreisgaler­ie Schloss Meßkirch)

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