Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Von wegen Prügelknab­e

Erstmals nach 20 Jahren spielen die Schwenning­er Wild Wings in den Play-offs

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SCHWENNING­EN - (SID) Die Euphorie ist groß, die lange Zeit des Wartens endlich vorbei: Nach 20 Jahren kehren die Schwenning­er Wild Wings in die Play-offs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zurück. Mit einem Ex-Bundestrai­ner an der Bande und zahlreiche­n deutschen Spielern auf dem Eis hat der Traditions­klub seine lange Durststrec­ke beendet.

„Wir freuen uns alle tierisch“, sagte Stürmer Simon Danner vor der ersten Partie gegen Vizemeiste­r Grizzlys Wolfsburg am Mittwoch (19.30 Uhr). „Wir brauchen uns nicht zu verstecken“, meinte Torhüter Dustin Strahlmeie­r. Für das erste Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr/ Sport1) waren nach einer Stunde bereits 5000 Karten verkauft. In der „Best-of-three“-Runde geht es um den Einzug ins Viertelfin­ale.

Ein Vater des Erfolgs ist Trainer Pat Cortina. Der Italokanad­ier, der von 2012 bis 2015 die deutsche Nationalma­nnschaft betreute, hat in seiner zweiten Saison als Chefcoach die Schwenning­er aus dem Tabellenke­ller in die Pre-Play-offs geführt. Dahin, wo sie zuletzt 1998 waren, als sie knapp das Viertelfin­ale verpassten.

„Sie haben ihre eigene Philosophi­e entwickelt und deutsche Spieler geholt, die in den großen Clubs nicht so eine große Rolle gespielt haben“, sagte Ex-Nationalsp­ieler Andreas Renz, „sie haben Geduld bewiesen, als sie nach dem Wiederaufs­tieg zwei Jahre der Prügelknab­e der Liga waren, und nicht alles über den Haufen geworfen.“

Renz stand selbst noch auf dem Eis, als das Gründungsm­itglied der DEL letztmals in den Play-offs spielte – zusammen mit den Nationalsp­ielern Mark MacKay, Daniel Nowak und Wayne Hynes. Aktuell gehört kein Schwenning­er zum Team von Bundestrai­ner Marco Sturm. Doch

„Wenn wir jetzt an das Viertelfin­ale denken, sind wir am Freitag tot.“

Schwenning­ens Trainer Pat Cortina mag es eher martialisc­h

das könnte sich bald ändern. Torhüter Strahlmeie­r (25), in Gelsenkirc­hen geboren und nach Lehrjahren in der Oberliga und zweiten Liga bei den Wild Wings zur Nummer eins gereift, hatten nach einer starken DEL-Saison schon viele im Olympiakad­er erwartet.

„Er wird seine Chance bekommen“, glaubt Renz. Auch der ExMannheim­er Mirko Höfflin (25) und der lange verletzte Offensivve­rteidiger Mirko Sacher (26) haben sich mit guten Leistungen für die Nationalma­nnschaft empfohlen. Möglicherw­eise kommen sie bei der WM in Dänemark (4. bis 20. Mai) zum Zug, wenn Sturm nach dem sensatione­llen Olympia-Silber sein Team vorsichtig verjüngen will.

Der Traditions­club Schwenning­en, der 1904 gegründet wurde und unter anderem die Silberheld­en Marcel Goc und Yannic Seidenberg hervorbrac­hte, hat in den Play-offs bislang wenige Erfolge vorzuweise­n. 1990 stieß der SERC zum einzigen Mal bis ins Halbfinale vor und scheiterte am späteren deutschen Meister Düsseldorf­er EG. Ansonsten war spätestens im Viertelfin­ale Schluss – zuletzt 1995. Von der Runde der letzten acht will Trainer Cortina aber noch nichts hören. „Schritt für Schritt“, sagte der 53-Jährige, „wenn wir jetzt an das Viertelfin­ale denken, sind wir am Freitag tot.“

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FOTO: DPA Trainer Pat Cortina und die Spieler der Schwenning­er Wild Wings.

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