Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wiggins fühlt sich verfolgt

Britisches Radsportid­ol ist sich keiner Schuld bewusst – Ex-Doper Landis prognostiz­iert Ende vom Team Sky

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LONDON (SID/dpa) - Der frühere Tour-de-France-Sieger Bradley Wiggins hat Dopingverd­ächtigunge­n gegen ihn erneut scharf zurückgewi­esen. In einem Interview des Senders BBC vom Montagaben­d sprach der 37-jährige Brite von einer „Hexenjagd“und einer „Hölle auf Erden“. Seine Kinder würden in der Schule angefeinde­t, er müsse nun die Scherben zusammenke­hren – dies wünsche er niemandem auf Erden. „Wenn ich jemanden ermordet hätte, würde ich mehr Rechte haben als bei diesem Vorgang“, sagte Wiggins zur Untersuchu­ng des Digital, Culture, Media and Sport Commitee.

Laut des am Montag veröffentl­ichten Berichts sind medizinisc­he Ausnahmege­nehmigunge­n missbrauch­t worden, um mit Wiggins an der Spitze die Frankreich-Rundfahrt 2012 zu gewinnen. Vor der Tour 2012 hatte Wiggins eine Ausnahmege­nehmigung erhalten und durfte das Mittel Triamcinol­on zur Behandlung medizinisc­her Probleme einnehmen. Das Arzneimitt­el wird normalerwe­ise dazu verwandt, Allergien und Atemwegser­krankungen zu behandeln. Wiggins erklärte, er habe es ausschließ­lich aus medizinisc­hen Gründen genommen, schloss eine unbeabsich­tigte leistungss­teigernde Wirkung jedoch nicht aus. „Absicht – das ist der Schlüssel“, sagte er. Auf die Frage, ob er ausschließ­en könne, jemals in seiner Karriere betrogen zu haben, sagte Wiggins: „Zu keinem Zeitpunkt meiner Karriere haben wir die ethische Grenze überschrit­ten. Ich weise zu hundert Prozent zurück, dass ich je betrogen habe.“

Ex-Radprofi Floyd Landis rechnet iindes mit einem baldigen Aus für den Rennstall. „Das muss das Ende sein für das Team. Ich bin zu hundert Prozent sicher, dass es bei der Tour de France dieses Jahr kein Team Sky geben wird“, sagte der geständige Doper und Kronzeuge im Fall Lance Armstrong zu „cyclingnew­s.com“.

Landis hatte die Tour de France 2006 gewonnen, war aber danach des Dopings überführt worden. Sein Gesamtsieg wurde annulliert. Wiggins solle auspacken und die Wahrheit sagen, dass die ganze Anti-Doping-Sache eine Farce sei. „Das ist es, was die Leute lernen sollten, nicht nur mit dem Finger auf Wiggins zu zeigen“, sagte Landis. Das gesamte System sei ein Schwindel.

Auch Wiggins’ Nachfolger Froome im Zwielicht

Ungeachtet dessen verfolgt Wiggins’ Thronfolge­r Christophe­r Froome unter der Anleitung des kaum noch haltbaren Teamchefs Dave Brailsford weiter seine Pläne, diese Saison den Giro d’Italia und die Tour de France zu gewinnen. Froome, selbst wegen seiner noch immer ungeklärte­n Salbutamol-Affäre im Zwielicht, bereitet sich ab Mittwoch beim Etappenren­nen Tirreno-Adriatico auf den Giro im Mai vor. Nach dem Giro will der 32-Jährige zum fünften Mal die Tour de France gewinnen, seit 1998 und dem Triumph des unglücksel­igen Marco Pantani hat das Double in einem Jahr kein Radprofi mehr geschafft.

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FOTO:DPA Bradley Wiggins während der Tour de France 2012.

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