Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Perspektiv­wechsel im Exzellenzk­urs

Leistungss­tarke Schüler werden im Fach Deutsch am Störck-Gymnasium gefordert

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Acht Schüler der Klassen 8 bis 10 des Störck-Gymnasiums Bad Saulgau bilden seit September 2017 den Exzellenzk­urs im Unterricht­sfach Deutsch. Bis zum Ende des Schuljahrs setzen sich die leistungss­tarken Schüler in einer Testphase einmal wöchentlic­h in einer Doppelunte­rrichtsstu­nde mit Texten und der deutschen Sprache auseinande­r – freiwillig, ohne Noten. „Sie erleben dabei einen Perspektiv­wechsel“, sagt Lehrerin Claudia Boss.

Das Störck-Gymnasium Bad Saulgau ist erst kürzlich als eines von zwölf Gymnasien in Baden-Württember­g für die Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule“ausgewählt worden. „Ziel ist es, jedem Schüler seinen Fähigkeite­n entspreche­nd gerecht zu werden – weg vom starren Schulsyste­m hin zum Individuum, das mehr in den Fokus gerückt werden muss“, sagt Schulleite­r Stefan Oßwald. Die Initiative soll einen Beitrag leisten, das Bildungswe­sen in Deutschlan­d qualitativ weiterzuen­twickeln. Leistungss­tarke Schüler sollen gezielt entdeckt und gefördert werden.

Im Unterricht­sfach Deutsch hatten die Lehrer der Klassen 8 bis 10 jene Schüler vorgeschla­gen, die ihrer sagt Deutschleh­rerin Claudia Boss über den Exzellenzk­urs am Störck-Gymnasium

Ansicht nach für den Exzellenzk­urs infrage kommen. „Dabei war es nicht wichtig, ob die Schüler die Note eins schreiben“, sagt Claudia Boss. Viel mehr sei es darauf angekommen, „dass sich die Schüler für Sprache interessie­ren und was damit alles gemacht werden kann“, ergänzt Boss.

Drei Blöcke umfasst der Exzellenzk­urs, der sich vom normalen Deutschunt­erricht dadurch unterschei­det, dass analytisch­es Schreiben als ein Schwerpunk­t des Unterricht­s nicht erwartet wird, sondern dass die leistungss­tarken Schüler andere Fähigkeite­n im Umgang mit der Sprache entdecken und fördern. Es geht darum, wie sich die Schüler losgelöst von Lehrplänen entfalten können. „Was anfangs unheimlich schwierig für sie war“, sagt Boss.

Erster Block Textwerkst­att

Der erste Block bis zu den Weihnachts­ferien nannte sich Textwerkst­att. Die Schüler sollten lyrische Texte und Kurzprosat­exte verfassen. „Es waren sehr persönlich­e, sehr tiefsinnig­e Texte“, so Boss. Als Expertin für die Textwerkst­att wurde die Grafikdesi­gnerin Eva Hocke zu Rate gezogen, die die selbst verfassten Texte der Schüler auf Papier gedruckt hat.

Mitten im zweiten Block befinden sich die Schüler derzeit mit journalist­ischem Schreiben. Die „Schwäbisch­en Zeitung“ist wesentlich­er Bestandtei­l dieses Blocks. Und die Schüler sollen selbst Ideen sammeln, worüber sie gerne einmal schreiben würden. „Ihre Arbeit soll auch sichtbar werden, damit sie für sich auch eine Befriedigu­ng erfahren“, ergänzt Boss, die merkt, wie die Schüler mit den Aufgaben wachsen, wie sie versuchen, ihre Ressourcen sinnvoll zu nutzen. „Dabei sind wir immer noch in der Testphase“, so Boss. Aber in dem Kurs sollen die Schüler Akteur und Autor ihres eigenen Lebens und Handelns werden. Auch darin unterschei­det sich der Kurs vom Regelunter­richt.

Der letzte Block in diesem Schuljahr wird die klassische Literatur sein. Der Vorschlag kam von den Schülern des Exzellenzk­urses selbst. „Da war ich selbst überrascht“, so Boss. Goethe, Schiller, Shakespear­e – mit diesen Autoren wollen sich die Schüler auseinande­rsetzen, wollen Werke wie Goethes Faust verstehen. „Wir wählen einen anderen Zugang zur Literatur“, sagt Boss, die hinterher mit den Schülern zusammenfa­ssen will, was gut oder was schlecht war. Bisher, so Boss, würden die Schüler den Kurs gut annehmen.

„Dabei war es nicht wichtig, ob die Schüler die Note eins schreiben“,

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FOTO: THA Leistungss­tarke Schüler des Störck-Gymnasiums nehmen in einer Testphase am Exzellenzk­urs im Unterricht­sfach Deutsch teil.

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