Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Reine Kopfsache
Den Towerstars droht das Saisonaus – Zweites Spiel am Freitag in Crimmitschau
RAVENSBURG – Was bleibt Trainer Jiri Ehrenberger anderes übrig, als Durchhalteparolen auszugeben? Fünfmal sind seine Ravensburg Towerstars in dieser DEL2-Saison nun auf die Eispiraten Crimmitschau getroffen. Fünfmal sind sie als Verlierer vom Eis gegangen. Nach der durchaus vermeidbaren 4:5-Heimniederlage am Dienstag im ersten Pre-Play-off-Spiel stehen die Towerstars kurz vor dem Saisonende. „Wir müssen uns für Freitag vorbereiten und alles geben, was unsere Kräfte noch hergeben“, sagte Ehrenberger. Eine sechste Pleite gegen Crimmitschau beim Spiel am Freitag in Sachsen – und die Spielzeit 2017/2018 wäre noch enttäuschender verlaufen als die vorangegangene.
Warum seine Mannschaft allerdings gegen solide, aber keinesfalls überragende Crimmitschauer am Dienstag schon wieder fünf Gegentore in eigener Halle kassierte wie schon beim 2:5 in der Hauptrunde, wusste Ehrenberger auch nicht so recht. „Das Powerplay war in Ordnung, im fünf gegen fünf waren alle drei Blöcke gut“, sagte er, ehe ihm doch noch ein kurzer, entscheidender Satz entfuhr: „Vielleicht waren wir hinten nicht aufmerksam genug.“
An der Defensive arbeiten
Das könnte die Towerstars teuer zu stehen kommen. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. „Siegen oder fliegen“, bemühte Ehrenberger eine uralte Sportlerweisheit. Um zu gewinnen, müssen die Ravensburger dringend an der Defensive arbeiten. Fünf Gegentore zu Hause gegen eine Mannschaft wie die Eispiraten sind schlicht zu viel. Vielleicht lag es auch an den Kräften. Sören Sturm verteidigte mit einer Spezialschiene nach einem Außenbandanriss im Knie, Lukas Slavetinsky lag die Tage vor der Partie mit Grippe zu Hause. Dazu fiel kurzfristig auch noch Stürmer Justin Buzzeo aus.
Dennoch hatte Ehrenberger vom Papier her fast vier Sturmreihen zusammen. Daniel Schwamberger und Marc Schmidpeter hätten mit einem wechselnden Center in der vierten Reihe auflaufen können. Taten sie aber nicht. Schmidpeter bekam – wie übrigens auch Verteidiger Max Kolb – gar keine Eiszeit, Schwamberger nur jeweils ein paar Sekunden in Überzahl. „Wir hatten zuletzt Schwierigkeiten mit unserem Rhythmus bei vier Reihen“, begründete Ehrenberger seine Entscheidung, nur auf drei Blöcke zu setzen.
Es war aber auch nicht alles schlecht am Dienstag – vor der allerdings extrem mauen Zuschauerzahl von gerade einmal knapp 2200. Lichtblicke im Sturm waren vor allem Doppeltorschütze Jakub Svoboda sowie Rückkehrer Mathieu Pompei. Der Kanadier spielte erstmals seit dem 14. Januar wieder. Damals hatte er sich gegen die Heilbronner Falken beim Blocken eines Schusses den Mittelfuß gebrochen. „Er hat nach seiner langen Pause sehr gut gespielt und Akzente gesetzt“, lobte Ehrenberger. Gebracht hat es letztlich aber nichts.
Trainer als Psychologen gefragt
Bei den Fans der Ravensburger wächst derweil der Unmut. Nach dem viel zu einfachen Gegentor zum 1:4 riefen sie: „Wir wollen euch kämpfen sehen.“Später feuerten sie ihre Mannschaft wieder an und versuchten, sie nach vorne zu peitschen. Nach dem Spiel gab es nur sehr leichten Beifall – die Eissporthalle leerte sich in rasanter Geschwindigkeit. Zum letzten Mal in dieser Saison? Das wird der Freitag zeigen. „Wir müssen in der Defensive und der neutralen Zone besser stehen“, sagte Eispiraten-Trainer Kim Collins trotz des Auswärtssieges. „Im zweiten Drittel hatten wir auch ein bisschen Glück.“Glück, dass Ehrenberger und die Towerstars vermissten. „Die Moral war gut, die Mannschaft hat sich auch nie aufgegeben“, meinte der Coach. „Das müssen wir für Freitag mitnehmen.“Es klang wieder ein bisschen nach Durchhalteparolen.
Für seine Spieler wird die Partie am Freitag in vorderster Linie eine Kopfsache. Fünf Niederlagen in fünf Begegnungen hinterlassen ihre Spuren, das kann niemand leugnen. Daher sind Ehrenberger und Co-Trainer Christopher Oravec in den kommenden zwei Tagen auch ein bisschen als Psychologen gefragt. Vom Saisonende wollte Ehrenberger am späten Dienstagabend trotz der enttäuschenden Heimniederlage nichts wissen. „Natürlich bin ich noch zuversichtlich“, sagte er. Was soll er auch anderes sagen?