Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bauvorhaben verzögert sich
Kritik und Einwände wegen Wohnungsbau in Stadtmitte von Bad Saulgau.
BAD SAULGAU - ●Das Denkmalamt hat Vorgaben gemacht, Anwohner haben wegen der Tiefgarage ihre Einwände erhoben, Bürger die geplante Fassade kritisiert, Gutachten das Verfahren in die Länge gezogen: Trotzdem ist der Bauunternehmer Manfred Löffler aus Hohentengen optimistisch, dass in den nächsten Wochen die Baugenehmigung für neue Eigentumswohnungen auf dem ehemaligen Kreuz-Areal in der Bad Saulgauer Innenstadt erteilt wird. Noch vor dem Bächtlefest Mitte Juli sollen – wenn es nach ihm geht – die Bagger anrollen.
Wenn ein von der Bevölkerung liebgewonnenes Haus neben der Kirche und in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz abgerissen und durch einen Neubau mit zehn neuen Eigentumswohnungen samt Tiefgarage ersetzt werden soll, dann schlagen manchmal die Wellen der Empörung hoch. Das musste auch der Bauunternehmer Manfred Löffler spüren, der eigentlich schon im Juli vergangenen Jahres mit den Abbrucharbeiten des ehemaligen Gasthauses Kreuz beginnen wollte, in dessen Erdgeschoss derzeit noch die Bar Cubana von Pächter Johannes Eisgruber betrieben wird. Löffler ist seit September 2016 Eigentümer des ehemaligen Gasthauses.
Vor allem die Fassade des Gebäudes, das als Foto in der Fasnetsbeilage zu sehen war, sorgte für Proteste unter den Bürgern. Der Neubau würde nicht ins Stadtbild passen, lautete die Kritik der Bürger. „Das Foto in der Beilage entsprach nicht dem wirklichen Entwurf. Es war sehr unglücklich“, sagt Manfred Löffler, der von den Beschwerden der Bürger erfahren hatte.
Nachfrage ist groß
Dabei hätte Manfred Löffler aus Sicht der Verwaltung auf das Unbehagen der Bevölkerung wegen des gestalterischen Aspekts gar nicht reagieren müssen. „Der Neubau wäre ohne jede Frage genehmigungsfähig gewesen“, sagt Bad Saulgaus Stadtbaumeister Pascal Friedrich. Doch Löffler suchte das Gespräch mit der Stadtverwaltung, um ein Stück weit den öffentlichen Interessen entgegenzukommen, ohne jedoch von seinem Bauvorhaben Abstand zu nehmen. „Denn die Nachfrage nach den Eigentumswohnungen ist groß – so groß wie selten zuvor bei einem Objekt in Bad Saulgau“, sagt Löffler, der mit der Verkaufsakquise bis zur endgültigen
Baugenehmigung warten will. „Wir haben die Pläne nochmal gemeinsam überarbeitet und abgestimmt“, ergänzt Löffler.
Das kann Pascal Friedrich bestätigen: „Wir haben uns sehr viele Gedanken gemacht, damit der Neubau auch gut in der Altstadt wirkt.“Friedrich habe damit gerechnet, dass es an solch einer sensiblen Stelle mitten im Zentrum von Bad Saulgau zu Diskussionen kommen würde. Er will die Gemüter beruhigen. „Ich bin mir sicher, dass hier etwas entsteht, womit die Bevölkerung letztendlich einverstanden ist.“
Was Pascal Friedrich als Stadtbaumeister nicht beeinflussen kann, ist die Verzögerung des ambitionierten Zeitplans von Löffler, der schon viel weiter sein sollte als gewünscht. Denn ursprünglich sollten im Herbst dieses Jahres die ersten Bewohner einziehen. Doch das Verfahren zieht sich aus mehreren Gründen in die Länge. Das ehemalige Kreuz ist zwar kein Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzes, sodass gegen den Abbruch des Erdgeschosses und des Untergeschosses keine Bedenken bestehen. Doch bei den Abbrucharbeit im Keller und weiterer Aushubarbeiten im Untergeschoss werden seitens der archäologischen Denkmalpflege Vorgaben gemacht, die bei einer Baugenehmigung als wichtiger Faktor bei der Entscheidung berücksichtigt werden müssen.
Vor allem das Fundament des Kellers musste dahingehend überprüft werden, ob die Wände denkmalgeschützt sind und erhalten bleiben müssen. „Da wurde ganz schön gegraben“, sagt Löffler, der eine Tiefgarage mit einem Dutzend Stellplätzen bauen will. Die Gutachten dazu haben ebenfalls viel Zeit in Anspruch genommen.
Frist ist abgelaufen
Bauunternehmer Manfred Löffler muss auch darauf warten, wie die Einwände der Anwohner bewertet werden. Anwohner brachten ihre Einwände vor, weil die Einfahrt zur Tiefgarage direkt an ihre Grundstücke stößt. „Es ist richtig, dass im Rahmen der Anhörung der Eigentümer angrenzender Grundstücke Einwendungen gegen das Vorhaben bei der Stadt eingingen“, antwortet Ilona Boos, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadt Bad Saulgau, per E-Mail auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Die Einwendungsfrist sei inzwischen abgelaufen. „Da es sich um ein laufendes Rechtsverfahren handelt, können wir über den Inhalt der Einwendungen keine Auskünfte geben“, so Boos.
Die Stadt muss nun die Einwendungen der Anwohner prüfen und dann darüber entscheiden, ob Vorschriften nicht eingehalten werden, die unter anderem auch dazu bestimmt sind, die Interessen der Anwohner
zu wahren. Eine Anwohnerin wollte sich dazu gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“nicht äußeren. Die Angelegenheit überlasse sie ihrem Anwalt.
Manfred Löffler hat sich außerdem mit dem Pächter der Bar Cubana darauf verständigt, die Pacht Monat für Monat zu verlängern, bis mit den Abbrucharbeitten begonnen wird. Das ist erst der Fall, wenn die Baugenehmigung erteilt wird.
Nach den Vorgaben der Landesbauordnung kann die Baugenehmigung erst dann erteilt werden, „wenn dem Vorhaben keine von der Baurechtsbehörde zu prüfenden öffentlich-rechtlichen Vorschriften entgegenstehen“, ergänzt Ilona Boos in ihrer
schriftlichen Antwort. Und sie fügt ergänzend hinzu. „Ist kein Rechtsverstoß festzustellen, hat der Bauherr einen Anspruch auf Genehmigung.“Die Stellungnahmen der vom Bauvorhaben tangierten Fachbehörden – darunter des Landesamt für Denkmalpflege – liegen inzwischen vor. Sie müssen nun genau wie die Widersprüche der Anwohner sorgfältig geprüft werden, bevor über den Bauantrag entschieden wird. „Die Entscheidung wird in den nächsten Wochen fallen“, so Boos.
Manfred Löffler muss sich also noch in Geduld üben. Er geht aber davon aus, dass die Baugenehmigung in den nächsten zwei bis drei Wochen erteilt werde.