Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Es ist höchste Zeit, eine neue Form zu finden
Zur Diskussion um den Ablauf des Fasnetsverbrennens am Fasnetsdienstag (SZ vom 3. März 2008) erreichte uns ein Leserbrief von Rosi Drescher.
Wer mich kennt, weiß, dass ich eine Anhängerin der Saulgauer Fasnet bin, an der ich auch Jahrzehnte aktiv teilgenommen habe. Seit vielen Jahren aber kritisiere ich, leider bisher erfolglos, die Hexenverbrennung am Fasnets-Dienstag. Mit dem Artikel über die Kritik am Fanetsverbrennen am 3. März in der SZ ist nun erfreulicherweise dieses Thema in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.
Aus der Seele gesprochen hat mir besonders der Kommentar von Herrn Rudi Multer „Auch Liebgewonnenes kann geändert werden“. Aus meinem Bekanntenkreis ist ein Ehepaar aus dem Ruhrgebiet aufgrund familiärer Bindungen vor einem Jahr nach Bad Saulgau gezogen. In diesem Jahr haben sie zum ersten Mal die Hexenverbrennung als Teil der Saulgauer Fasnet miterlebt. Auch wenn mittlerweile dieser Akt als Fasnetsverbrennen bezeichnet wird, so ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass mit der Riedhutzel = Hexe ein Weib (Frau) symbolisch verbrannt wird. Meine Bekannten fanden diesen Vorgang darum etwas verwunderlich, weil erst im November 2017 ein von Bürgern, dem Gemeinderat und den Kirchen gebildeter Arbeitskreis zum Gedenken an die vielen Hexenverbrennungen in Saulgau eine Erinnerungsstele aufgestellt hat, aber trotzdem im Februar 2018 symbolisch wieder eine Hexe (Frau) im Käfigwagen durch die Stadt gezogen, mit Saublotern geschlagen und anschließend verbrannt wurde.
Bedauerlicherweise sieht der Zunftrat nach wie vor keinen Handlungsbedarf. Es ist aus meiner Sicht nun aber höchste Zeit, die Tradition so zu ändern, dass keine Assoziationen mehr an das Verbrennen von Menschen aufkommen können, sondern eine Form gefunden wird, die beispielsweise unter lautem Wehklagen durch das Verbrennen von Hexenbesen oder Häs deutlich macht, dass das Ende der Fasnet gekommen ist.
Rosi Drescher, Bad Saulgau
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