Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Wirtschaftsraum soll bald profitieren
Unternehmerdialog: Wilfried Franke vom Regionalverband gibt eine positive Prognose
MENGEN - Der 7. Unternehmerdialog der Stadt Mengen hat am Mittwochabend hat im Bürgerhaus stattgefunden. Diesmal waren nicht nur die Unternehmer und Räte der Stadt eingeladen, sondern auch die Bürgermeister und Gemeinderäte der umliegenden Gemeinden Scheer, Hohentengen und Herbertingen, weil es um die wirtschaftliche Entwicklung der Raumschaft ging. Dazu hatte Bürgermeister Stefan Bubeck Peter Jany, Hauptgeschäftsführer der IHK-Bodensee-Oberschwaben, Wilfried Franke, Direktor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben und Lothar Zettler von Lars Consult eingeladen. Zuvor hatten rund 100 Unternehmer der Stadt die Firma Beton Jäger besichtigt.
Die drei Referenten zeichneten ein spannendes Bild der wirtschaftlichen Entwicklungen in Mengen und in der Region. Bei den Prognosen über die Bevölkerungszahlen waren sich Jany und Franke nicht einig. Die IHK geht von einem Schwund der Bevölkerung in den Altersklassen zwischen 15 und 65 Jahre aus, der Regionalverband dagegen von einer Steigerung. Franke betonte, dass nicht die steigende Geburtenrate diese Zunahme der Bevölkerung bringen werde, sondern die Zuwanderung. Bürgermeister Bubeck vertrat auch diese Ansicht, zumal es die Erfahrung bereits zeige: Regelmäßig melden sich Kinder, die kein Deutsch können, an den Mengener Schulen an, weil ihre Väter im Handwerk eine Stelle bekommen haben und sie ihre Familie aus Südosteuropa nachziehen lassen.
Die IHK hat eine Umfrage bei den Unternehmern im Gesamtbezirk Tübingen gemacht, um ihre Zufriedenheit mit ihrem Standort zu erforschen. In Mengen wurden 163 Betriebe angeschrieben, 26 Prozent haben geantwortet, was im Vergleich zum Gesamtbezirk sehr viel sei, berichtete Jany. 76 Prozent der Mengener Unternehmer würden ihren Wirtschaftsstandort anderen Unternehmern empfehlen, im Landkreis Sigmaringen waren es nur 69 Prozent der Unternehmer. Sehr zufrieden sind die Unternehmer mit den weichen Faktoren wie Sport- und Freizeitmöglichkeiten, Versorgungssicherheit Strom, Einkaufsmöglichkeiten, Vereinbarung von Beruf und Familie sowie dem Parken in Mengen. Sehr zufrieden seien die Unternehmer mit der Arbeit der Stadtverwaltung.
Unzufrieden sind sie mit der Erreichbarkeit über das Straßennetz, den ÖPNV, die Höhe der Gewerbesteuer, die Breitbandversorgung und den Mangel an qualifizierten Fachkräften. Jany zog das Fazit, dass es Handlungsbedarf im Ausbau der Breitbandversorgung und des Straßennetzes gebe sowie in der Ansiedlung von qualifizierten Fachkräften und der Sicherung der medizinischen Versorgung.
Straßennetz entwickeln
Der Wirtschaftsraum MengenScheer-Hohentengen-Herbertingen werde von der boomenden Konjunktur im Bodenseeraum profitieren, prognostizierte Franke. Deshalb müssten dringend Wohnbauflächen und Gewerbegebiete erschlossen, die Rohstoffversorgung der Industrie gesichert und das Straßennetz entwickelt werden. Daran arbeite der Regionalverband, damit die erfolgreichen Unternehmen, die sich am Bodensee und im Schussental wegen des Flächenmangels nicht mehr entwickeln können, nicht ins Ausland abwandern, sondern sich im oberschwäbischen Raum ansiedeln. „Firmen, die sich erweitern wollen, müssen unterstützt werden. Das Wirtschaftsgefüge ist zerbrechlich“, warnte er. Das Problem des Fachkräftemangels könne der Regionalverband aber nicht lösen, das sei die Aufgabe der Unternehmer. „Kommunen und Regionalverband können nur die notwendige Infrastruktur dazu aufbauen“, betonte Franke.
Das 80 Hektar große Interkommunale Gewerbegebiet (IGIDOS), das von Mengen, Scheer, Hohentengen und Herbertingen an drei Standorten geplant wird, könnte bereits Ende 2019 erschlossen und die ersten Ansiedlungen 2020 ermöglicht werden, berichtete Lothar Zettler. Bürgermeister Bubeck betonte, dass die vier Gemeinden 15 Prozent der Einwohner im Landkreis, aber ein Drittel der Wirtschaftskraft darstellen. Auch er sehe Handlungsbedarf in der Erschließung von Wohn- und Gewerbeflächen sowie im Ausbau der Breitbandversorgung: „Für diese Entwicklung sind bereits die grundlegenden Beschlüsse gefasst worden“, sagte er.