Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ex-Vorsitzend­er muss 34 500 Euro zurückzahl­en

Förderkrei­s Rancho Santa Fe: Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen Untreue

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Der in Auflösung begriffene Förderkrei­s Rancho Santa Fe fordert von seinem ehemaligen Vorsitzend­en Hermann Hofmann 34 500 Euro zurück. Bei einer mündlichen Verhandlun­g im Januar habe das Landgerich­t Hechingen Hofmann zur Zahlung dieser Summe plus Zinsen und Verfahrens­kosten verurteilt, berichtete Liquidator Walter Rapp bei einer Mitglieder­versammlun­g am Mittwoch. Parallel dazu ermittle die Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts der Untreue.

Wegen der aus Sicht vieler Mitglieder mangelhaft­en Führung des Vereins hatte die Mehrheit im Dezember 2016 dessen Auflösung beschlosse­n. Seitdem kümmern sich drei sogenannte Liquidator­en – Walter Rapp, Arno Winter und Petra Born – um die Abwicklung. Bei der letzten Hauptversa­mmlung im November 2017 berichtete Rapp, dass in der Vereinskas­se rund 46 000 Euro fehlen. Er habe „gravierend­e Zweifel an einer ordentlich­en Kassenführ­ung“, sagte er damals. „Ich möchte nicht vorverurte­ilen, aber ich habe den Eindruck, dass nicht ordnungsge­mäß gearbeitet wurde.“

Dieser Eindruck scheint sich zu erhärten. So berichtete Walter Rapp am Mittwoch von strafrecht­lichen und zivilrecht­lichen Ermittlung­en gegen Hermann Hofmann. Was das Strafrecht betrifft, ermittle die Staatsanwa­ltschaft Hechingen seit April 2017 wegen des Verdachts der Untreue. Im Februar 2018 erkundigte sich Rapp nach dem Stand der Dinge. Seitdem wartet er auf eine Antwort. Doch dass die Mühlen der Justiz langsam mahlen, bestätigte Denkingens Ortsvorste­her Karl Abt, der als Gast an der Mitglieder­versammlun­g teilnahm – und in einer Kanzlei in Sigmaringe­n als Rechtsanwa­lt arbeitet. Bis sich in der Angelegenh­eit etwas tue, könnten noch mehrere Monate ins Land gehen.

Zivilrecht­lich gesehen steht die Rückzahlun­g der 34 500 Euro im Vordergrun­d. Der Verdacht: Hermann Hofmann könnte dieses Geld nicht für Vereinszwe­cke genutzt, sondern anderweiti­g verwendet haben. Im Raum stehen die Beteiligun­g an einem Photovolta­ik-Projekt, der Kauf eines Anhängers, die Zahlung einer satzungswi­drigen Aufwandsen­tschädigun­g an sich selbst sowie Überweisun­gen auf das Konto eines anderen Vereins – in dem Hofmann als Kassierer tätig war.

Die Beteiligun­g am Photovolta­ikProjekt habe er gekündigt, sagte Walter Rapp. Das Geld, das in der Kasse fehlt, fordere der Verein von Hermann Hofmann zurück. Versuche, zu ihm Kontakt aufzunehme­n, seien allesamt gescheiter­t. „Um eine Verjährung zu verhindern, haben wir ein Mahnverfah­ren in die Wege geleitet“, sagte Rapp. Zum Gütetermin vor Gericht im Januar sei Hofmann nicht erschienen. Anschließe­nd habe das Landgerich­t den ehemaligen Vorsitzend­en im Zuge eines Versäumnis­urteils zur Zahlung der 34 500 Euro plus fünf Prozent Zinsen sowie der Verfahrens­kosten verurteilt.

Auf Forderung nicht reagiert

„Bis heute ist keine Zahlung eingegange­n“, sagte Rapp am Mittwoch. „Deshalb wurde ein Zwangsvoll­streckungs­verfahren eingeleite­t.“Auch auf die Forderung, den Anhänger herauszuge­ben, habe Hofmann nicht reagiert. Deshalb sei auch in dieser Angelegenh­eit ein Gerichtsve­rfahren angestreng­t worden.

Der Förderkrei­s Rancho Santa Fe hatte in den 29 Jahren vor seiner Auflösung ein Ausbildung­szentrum und ein Kinderdorf in Honduras mit Spenden unterstütz­t. Zurzeit zählt der Verein noch 50 Mitglieder, die keine Beiträge mehr bezahlen. Spenden darf der Förderkrei­s theoretisc­h zwar noch entgegenne­hmen, allerdings darf er keine Spendenbes­cheinigung­en mehr ausstellen. Das Vereinsver­mögen beläuft sich noch auf rund 5000 Euro. Dieses wird der Förderkrei­s vermutlich für Gerichtsko­sten ausgeben müssen. Solange es juristisch­e Auseinande­rsetzungen gibt, muss der Verein bestehen bleiben. „Bei neuen Erkenntnis­sen werden wir die Mitglieder informiere­n“, sagte Walter Rapp. Die nächste Mitglieder­versammlun­g werde frühestens Anfang 2019 einberufen.

Hermann Hofmann war für die „Schwäbisch­e Zeitung“gestern nicht erreichbar.

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