Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Karl Lehmann lebte als Kind in Tafertswei­ler

Verstorben­er Kardinal wohnte von 1945 bis 1951 mit Eltern im Schulhaus – Mit dem Fahrrad nach Ostrach

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TAFERTSWEI­LER (ur) - Der am Sonntag im Alter von 81 Jahren verstorben­e Kardinal Karl Lehmann hat einen starken Bezug zur Region, insbesonde­re zum Ostracher Teilort Tafertswei­ler. Karl Lehmann lebte dort von 1945 bis 1951 im damaligen Schulhaus. Sein Vater war Lehrer an der Volksschul­e. Später besuchte er das Fideliskon­vikt in Sigmaringe­n.

Für die heutige Generation mag es neu sein, dass der Tod von Kardinal Karl Lehmann sowohl die Gemeinde Ostrach und noch mehr die Ortschaft Tafertswei­ler traurig berührt. Als Kind lebte Karl Lehmann von 1945 bis 1951 mit seiner Familie, den Eltern Karl und Margarete und einem Bruder Reinhold, in Tafertswei­ler. Die Familie wohnte im Schulhaus, der Vater war Lehrer an der einklassig­en Volksschul­e.

Ministrant und Palmesel

Karl Lehmann ging bei seinem Vater zur Schule. Er war Ministrant und wurde einmal Palmesel, weil er die Kirche in Tafertswei­ler wegen der Größe seines Palmens als letzter verlassen hatte. Karl besuchte später das Fideliskon­vikt in Sigmaringe­n. Doch das war schwierig. Jeden Tag musste er sehr früh mit dem Fahrrad oder zu Fuß nach Ostrach kommen, um dort den Bus nach Sigmaringe­n zu erreichen.

In der Biografie von Daniel Deckers heißt es wörtlich: „Einen direkten Busverkehr gab es auf dieser 30 Kilometer langen Strecke nicht. Vielleicht von Ostrach aus? Die Entfernung dorthin beträgt nur gut drei Kilometer. Doch wie nach Ostrach kommen? Der Krieg liegt erst kurze Zeit zurück, die Franzosen holzen die Wälder ab, die Straßen sind in einem so schlechten Zustand, sodass an regelmäßig­e Fahrten nicht zu denken ist. Bleibt der Fußweg über den Berg. Außerdem sind die Wälder nicht sicher. Ehemalige Kriegsgefa­ngene und Soldaten halten sich hier versteckt. Des Nachts unternehme­n sie Raubzüge, um sich Nahrungsmi­ttel zu besorgen.“

In Tafertswei­ler bereitete der junge Karl Lehmann sich auf den Besuch des erzbischöf­lichen Knabenkonv­ikts St. Fidelis in Sigmaringe­n vor. Der Vater lehrte Deutsch und Mathematik, Pfarrer Ludwig Schäfer weihte ihn in die Geheimniss­e der lateinisch­en Sprache ein. In Ostrach lebte die Lehrerin Maria Straßner, deren Französisc­hunterrich­t Karl Lehmann besuchte.

Befreundet mit Karl Missel

Außerdem lernte er bei der Ostracher Lehrersfra­u Rosa Löffler das Klavierspi­elen. Karl Lehmann und der Ostracher Karl Missel, der spätere Monsignore und Leiter des Sigmaringe­r Konvikts, waren Freunde und damals zugleich die jüngsten Besucher des Konvikts.

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FOTO: FREDRIK VON ERICHSEN, DPA Der verstorben­e Karl Lehmann ging als Kind in die Schule in Tafertswei­ler.

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