Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Jäger halten Vorgaben für nicht machbar

Kreisjäger­vereinigun­g hält ihre Hauptversa­mmlung in Vilsingen ab – Diskussion um Afrikanisc­he Schweinepe­st

- Von Susanne Grimm

KREIS SIGMARINGE­N/VILSINGEN In der mehr als vierstündi­gen Hauptversa­mmlung der Kreisjäger­vereinigun­g ist eine große Bandbreite an Themen bearbeitet worden. Allen voran die Verhinderu­ng der Ausbreitun­g der in Osteuropa grassieren­den Afrikanisc­hen Schweinepe­st (ASP) auf hiesige Schwarzwil­d- und Hausschwei­nbestände.

Dabei machte Kreisjäger­meister Hans-Jürgen Klaiber sowohl die Standpunkt­e des Deutschen Jagdverban­des deutlich als auch die des Landesjagd­verbandes. Die Verbände sind sich einig, dass eine stärkere Bejagung von Wildschwei­nen wie vom Landwirtsc­haftsminis­terium vorgeschla­gen, eine Einschlepp­ung der für den Menschen ungefährli­chen Erkrankung nicht verhindert. „Die Bejagung von Schwarzwil­d und auch die Erhöhung der Intensität hat keinen Einfluss darauf, ob die Seuche bei uns ausbricht oder nicht“, sagte Klaiber. Risikofakt­or dafür sei einzig und allein der Mensch, weswegen zur Prävention unter anderem gehöre, alle Parkplätze entlang der Lastwagen-Routen mit genügend Mülleimern und Hinweissch­ildern in mehreren Sprachen auszustatt­en, wonach keine Lebensmitt­el in die Landschaft geworfen werden dürfen.

Zuvor hatte Dr. Klaus Bissinger vom Landratsam­t Sigmaringe­n ein ausführlic­hes Referat zu der Krankheit und deren Verbreitun­gswegen vorgetrage­n. Das für den Menschen ungefährli­che Virus ist sehr widerstand­sfähig und kann beispielsw­eise im Muskelflei­sch bei etwa vier Grad Celsius 150 Tage, im Parmaschin­ken sogar bis zu 400 Tage überleben und ansteckung­sfähig sein. Für Schweine bedeutet die Infektion in 90 Prozent aller Fälle einen qualvollen Tod, eine Behandlung gibt es nicht. Die Übertragun­g vom Wild- auf das Hausschwei­n kann durch Jäger, Treiber, Waldarbeit­er bei Kontakt mit Landwirten beispielsw­eise über Kleider, Schuhe, Transportb­ehälter, Gerätschaf­ten, aber auch über Autos, Transporte­r und anderes erfolgen. Hygiene sei oberstes Gebot, sowohl im Schweinest­all als auch im Wald beim Umgang mit toten Tieren.

Sorgen um den Schweinema­rkt

Warum die vorbeugend­en Maßnahmen so wichtig sind, verdeutlic­hte Landrätin Stefanie Bürkle: „Der Schweinema­rkt wird landesweit zusammenbr­echen.“Die betroffene­n Bestände müssen gekeult werden, in weitreiche­nden Schutzzone­n darf weder etwas ein- noch ausgeführt werden, von der künftig wohl nicht steigenden Lust der Verbrauche­r auf Schweinefl­eisch mal ganz abgesehen. Der CDU-Landtagsab­geordnete Klaus Burger stellte den Zwölf-Punkte-Plan des Ministeriu­ms vor, der unter anderem Regelungen zur Jagdintens­ivierung vorsieht. Die Jagdstatis­tik der Jahre 2016/17 zeigte aber eine rückläufig­e Strecke bei Schwarzwil­d auf, „obwohl wir hinter jeder Sau her sind“, so Klaiber. Laut Plan sollen die Wildschwei­nbestände um 70 Prozent reduziert werden, wie die Grünen-Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden sagte. Das halten die Jäger für undurchfüh­rbar. BognerUnde­n, die die Jäger als „unverzicht­bare Biotopschü­tzer“bezeichnet­e, sei durchaus zugänglich für ein würziges Wildschwei­ngulasch oder einen zarten Rehrücken. Klaiber gab ihr Recht und erklärte den Anwesenden augenzwink­ernd, dass das Wort „Veganer“aus dem Indianisch­en komme und „schlechter Jäger“bedeute. Um mehr Schwarzkit­tel zu erlegen, müssten neue Strategien angewandt werden, denn die Tiere lernen schnell und gehen bekannten Gefahren gezielt aus dem Weg. Außerdem sollten, um den Bestand tatsächlic­h zu minimieren, nicht nur Frischling­e, sondern auch Alttiere geschossen werden. Für die 70 bis 90 Kilogramm wiegenden Tiere gebe es jedoch keinen Absatzmark­t, „deshalb wünschen wir uns bei der Vermarktun­g Unterstütz­ung von der Politik“.

Im von Burger vorgestell­ten Zwölf-Punkte-Plan sind auch die Zulassung von künstliche­n Lichtquell­en und Nachtsicht­geräte bei der Jagd aufgeführt. Zu diesem Thema hatte die Sachgebiet­sleiterin des Landratsam­ts, Nina Grimaldi, einiges zu sagen. So sollen nur Nachtsicht­geräte ohne Verbindung zur Waffe erlaubt sein. Das heißt, zwischen Sichtgerät und Zielfernro­hr einen Adapter anzubringe­n, ist verboten – was die nächtliche Jagd auf Sauen nicht wirklich einfacher macht.

Bezirksjäg­ermeister Peter Lutz und Ehrenkreis­jägermeist­er Heinz Schellhamm­er gaben den Politikern mit auf den Weg, über die Abschaffun­g der Hundesteue­r für Jagdhunde nachzudenk­en: „Wir betreiben nicht nur Seuchensch­utz im Namen des Staates, wir bergen und entsorgen pro Jahr rund 1000 Stück überfahren­es Wild von der Straße.“Da dürfe es nur recht und billig sein, Jagdhunde steuerfrei halten zu dürfen.

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FOTOS: SUSANNE GRIMM Bei der Hauptversa­mmlung überreiche­n Kreisjäger­meister Hans-Jürgen Klaiber und Hundeobman­n Franz-Peter Froitzheim (von links) den Hundeführe­rn die Urkunden für das erfolgreic­he Ablegen der erweiterte­n Gebrauchsh­undeprüfun­g.
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Das sind die Geehrten für 40, 50 und 60 Jahre Mitgliedsc­haft.

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