Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Noch ziemlich gut in Schuss
PYEONGCHANG (dpa) - Alexander Ehlers Traum erfüllt sich mit Verspätung. Großer Verspätung. „Ich habe jetzt sozusagen Olympia nachgeholt“, sagt der 48-Jährige, der in Pyeongchang seine ParalympicsPremiere als Biathlet und Langläufer feiert. „Jetzt schließt sich der Kreis. Ich habe es geschafft, und mein Kopf ist frei.“26 Jahre zuvor hatte Ehler die Olympischen Winterspiele als Biathlet fest vor Augen. Dann hatte er einen Motorradunfall. Zunächst drohte eine Amputation des rechten Beines, neun Zentimeter des Oberschenkels mussten entfernt werden. Das große Ziel war verpasst. Bis zur zweiten Chance.
„Olympia ist mein Kindheitstraum. Den verfolge ich schon mein ganzes Leben“, erzählt der in Kasachstan geborene Sportler. In seiner Heimat galt er als Hoffnungsträger für Albertville 1992. „Ich war in der Nationalmannschaft. Dann hatte ich mit 17 meinen Unfall, und die Sportkarriere war vorbei.“Als es in Frankreich um Medaillen ging, saß Ehler daheim vor dem Fernseher.
Sein neues Zuhause ist der Schwarzwald. Lange nahm sich der Haustechniker und zweifache Vater keine Zeit, selbst viel Sport zu treiben. Ehler kümmerte sich um seine Töchter Olga (22 Jahre) und Alexandra (24), verbrachte viel Zeit mit ihnen beim Fechten. Alexandra gehört heute zum Perspektivkader des Deutschen Fechter-Bundes. Als die beiden älter wurden, dachte er wieder an die Loipe. 2016 fuhr Ehler zum Langlauf-Gelände am Notschrei. Er wollte wieder trainieren. „Am Anfang haben wir gedacht, der Alex ist ja schon ein bisschen alt“, erzählt sein Trainer beim SV Kirchzarten, Michael Huhn. „Aber dann haben wir die ersten Runden zusammen gedreht und festgestellt, dass er noch ziemlich gut in Schuss war.“
Huhn und Ehler formulierten das Ziel „Paralympics 2018“und machten einen Plan. „Wir haben das Training strukturiert aufgebaut, damit wir jetzt zur bestmöglichen Leistung kommen“, sagt der Coach. Und was ist die bestmögliche Leistung in Pyeongchang? „Das Ziel sollte auf jeden Fall sein, unter die Top-Fünf zu laufen“, so Huhn. Das gelang mit dem fünften Rang im Biathlonsprint am Samstag bereits. Am Montag folgte ein achter Rang im 20-Kilometer-Langlauf-Rennen. Unglücklich war Alexander Ehler anschließend nicht: „Ich bin immer zufrieden, egal welches Ergebnis. Ich bin Papa.“