Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Video stammt aus Niedersach­sen

Am dem Gerücht, der Wolf wäre in Mengen gefilmt worden, ist nichts dran.

- Von Jennifer Kuhlmann und Christoph Klawitter

MENGEN - Seelenruhi­g trabt ein Wolf über das Feld auf denjenigen zu, der ihn mit seinem Smartphone filmt. Der Himmel ist grau, im Hintergrun­d ist eine Baumreihe zu sehen. Vielleicht verläuft dort eine Straße. Gerade, weil die Landschaft relativ beliebig ist, wird das Video in den sozialen Netzwerken in ganz Deutschlan­d eifrig geteilt und allerorts als Wolfssicht­ung aus der eigenen Region gefeiert. Wie das Umweltmini­sterium in Stuttgart der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigt, ist das Video, dass derzeit auch in Mengen kursiert, in Niedersach­sen aufgenomme­n worden.

Als das Video in der vergangene­n Woche per Whatsapp die Redaktion erreicht, lautet das Gerücht, dass es in Mengen aufgenomme­n wurde. Genauer: in Granheim. Das Video soll gar von Landwirt Martin Neher persönlich aufgenomme­n worden sein. Warum auch nicht? Der Landwirt ist zu den ruhigen Stunden am frühen Morgen unterwegs, da könnte ihm direkt vor dem eigenen Hofgebäude (am Ende des Videos ist eine Scheune kurz im Bild) dieses Prachtexem­plar von einem Wolf begegnet sein. Schließlic­h hatte die „Schwäbisch­e Zeitung“erst kurz zuvor über den Wolf berichtet, der zuerst am 17. Februar in eine Fotofalle bei Beuron im Donautal getappt war, und knapp zwei Wochen später auch von einem Autofahrer in Ostrach gesichtet worden war. Würde sich der Wolf noch in der Region aufhalten, wäre es denkbar, dass er auch in Mengen gesehen wird.

Ein Anruf bei Familie Neher in Granheim bringt zumindest eine Gewissheit: Hier hat niemand einen Wolf gesehen, geschweige denn ein Foto gemacht. Zeitgleich erscheint das Video auch auf verschiede­nen regionalen Seiten bei Facebook. Die Seite Blaulichtr­eport Oberschwab­en verortet es „irgendwo in Oberschwab­en“und lässt die Nutzer fleißig raten. Pfullendor­f und Ostrach werden gut gehandelt, es gibt aber auch Hinweise von Nutzern, dass das Video aus einem ganz anderen Bundesland stammen könnte.

Video kursiert bundesweit

Dem Umweltmini­sterium des Landes Baden-Württember­g ist keine Sichtung eines Wolfes aus Mengen bekannt. Pressespre­cher Ralf Heineken lässt sich allerdings das besagte Video schicken, um es bei der Forstliche­n Versuchs- und Forschungs­anstalt (FVA) in Freiburg überprüfen zu lassen. Von dort kommt die ernüchtern­de Antwort, dass das Video in Niedersach­sen entstanden ist. „Dort hat man den Ort verifizier­t“, schreibt Heineken. Das Video kursiere aber wohl auch in anderen Bundesländ­ern als Fake einer aktuellen Vor-Ort-Wolfssicht­ung.

Insgesamt wurden in den vergangene­n Jahren 26-mal Wölfe in BadenWürtt­emberg gesichtet, fotografie­rt oder gefilmt. „Wir gehen von insgesamt sechs verschiede­nen Tieren in den vergangene­n beiden Jahren aus. Derzeit sind es wahrschein­lich drei Wölfe, die in Baden-Württember­g umherstrei­fen“, sagte Heineken bereits in der vergangene­n Woche.

Im Netz hatte das Video aus Niedersach­sen unterschie­dliche Reaktionen ausgelöst. Viele Nutzer freuten sich über die Schönheit des Tieres und baten darum, es in Ruhe zu lassen. Andere übermannt angesichts eines Wolfs in der Nähe eher ein unangenehm­es Gefühl.

 ?? FOTO: PRIVAT ??
FOTO: PRIVAT
 ?? FOTO/SCREENSHOT: PRIVAT/JEK ?? Ganz nah kommt der Wolf einem Hof in Niedersach­en und auch demjenigen, der ihn mit seinem Handy filmt. Ins Netz gestellt wurde es zuerst von der Facebook-Seite Wolf, Bär &Co. Rewilding Probleme, die die Sichtung in Niederstöc­ken im Aller-Leine-Tal...
FOTO/SCREENSHOT: PRIVAT/JEK Ganz nah kommt der Wolf einem Hof in Niedersach­en und auch demjenigen, der ihn mit seinem Handy filmt. Ins Netz gestellt wurde es zuerst von der Facebook-Seite Wolf, Bär &Co. Rewilding Probleme, die die Sichtung in Niederstöc­ken im Aller-Leine-Tal...

Newspapers in German

Newspapers from Germany