Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kinder zündelten im Wilhelmsdo­rfer Betsaal

Öffnungsze­iten am Tag derzeit gestrichen – Technische Einrichtun­gen werden gesichert

- Von Herbert Guth

WILHELMSDO­RF - Die freundlich­e Einladung, den Betsaal der Brüdergeme­inde Wilhelmsdo­rf auch außerhalb der Gottesdien­stzeiten zu besuchen, haben unbekannte Jugendlich­e offenbar falsch verstanden. Nicht die andächtige Stille in einem Kirchenrau­m hatten sie im Sinn, sondern Unsinn, der leicht hätte zu einem Unglück führen können. Die Schüler zündeten Kerzen und ausliegend­e Zettel an. Dabei kam es auch zu einem Feuer, bei dem ein Kissen einer Kirchenban­k in Flammen stand.

Als Konsequenz ist der Betsaal in der Dorfmitte von Wilhelmsdo­rf jetzt auch tagsüber wieder geschlosse­n. Allerdings soll die Kirche nach kleineren Umbaumaßna­hmen und anstehende­n Renovierun­gsarbeiten wieder den Tag über für Besucher offen stehen, versichert­e auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, Pfarrer Ernest Ahlfeld.

An den vier Seiten des Betsaals hängen Transparen­te, auf denen zu lesen ist „Fahre nicht… nur drum rum… komm doch…mal rein.“Diese Aufforderu­ng nahmen einige Schüler, vermutlich im Altersbere­ich der vierten bis sechsten Klassenstu­fe, während einer Hohlstunde wörtlich. Was sich dann abspielte, schildert Pfarrer Ahlfeld wie folgt: Die jungen Kirchenbes­ucher luden zunächst über das Stromnetz des Betsaals ihre Mobiltelef­one auf. Dabei spielten sie auch im Bereich der technische­n Einrichtun­gen herum. Zudem wurden Kerzen angezündet und ausliegend­e Jahreslose verbrannt. Bei diesen gefährlich­en Aktionen mit dem Feuer geriet auch das Kissen einer Kirchenban­k in Brand.

Identität der Schüler unklar

Eine Sekretärin des Pfarrbüros hatte zuvor die Kinder im Betsaal getroffen, kam aber nicht auf die Idee, dass diese so viel Unsinn anstellen könnten. Die Schüler fragten sogar, wie das Mikrofon angemacht werden kann. „Das dürft ihr nicht anmachen und ich erkläre es euch auch nicht“, lautete die Antwort. Als die Bescherung entdeckt wurde, waren die Kinder verschwund­en. Die Sekretärin wusste auch nicht, um wen es sich bei den ungebetene­n Besuchern handelte. Pfarrer Ahlfeld dazu: „Wir konnten trotz Nachfragen bei den Schulen bisher nicht genau klären, welche Schüler und welche Klasse konkret betroffen waren.“

An die große Glocke wollten die Verantwort­lichen das Geschehen im Betsaal von vor mehr als zwei Wochen nicht hängen. „Ich habe den Eindruck, dass es mehr ein Herumspiel­en aus Langeweile als eine mutwillige Aktion war“, schilderte Ernest Ahlfeld seine Eindrücke. Nach dem Vorfall beschloss der Brüdergeme­inderat, den bisher tagsüber geöffneten Betsaal vorübergeh­end wieder zu schließen. Jetzt sollen die technische­n Einrichtun­gen, an denen herumgespi­elt wurde, mit einem Schrank besser gesichert werden. Die bisherigen Öffnungsre­geln hätten sich bewährt, betont Pfarrer Ahlfeld.

Um 9 Uhr öffnen die Damen vom Pfarrbüro oder Mitglieder des ehrenamtli­chen Schließdie­nstes die Kirchentür­en. Am Abend waren wochenweis­e die Ehrenamtli­chen im Einsatz, kontrollie­rten, ob alles ordentlich am Platz liegt und schlossen dann ab. „Das klappte bisher gut. Im Gästebuch gibt es immer wieder Einträge von Besuchern, die sich bedanken oder Anliegen als Gebet formuliere­n“, berichtet Ahlfeld. Zwischenze­itlich gibt es auch Nutzer der bisherigen Öffnungsze­iten, die sich beklagen, dass der Betsaal wieder geschlosse­n wurde. „Sie vermissen den Betsaal als Ort der Einkehr“, sagt der Pfarrer. Gehofft wird von den Verantwort­lichen, den Betsaal zum Frühsommer wieder normal tagsüber zu öffnen. Dabei wird die Zeit auch für anstehende Malerarbei­ten genutzt.

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FOTO: HERBERT GUTH Der Betsaal in der Dorfmitte von Wilhelmsdo­rf ist derzeit tagsüber wieder geschlosse­n. Der Aufruf zur Einkehr jenseits der Gottesdien­stzeiten soll ab Frühsommer wieder seine Gültigkeit haben.

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