Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Tod der Mutter inspiriert­e Peter Guth

Kreisgaler­ie im Schloss Meßkirch zeigt Werke des Mengener Künstlers

- Von Gabriele Loges

MESSKIRCH - Die Verantwort­lichen der Kreisgaler­ie haben am Sonntag zur ersten großen Ausstellun­g des Landkreise­s Sigmaringe­n in diesem Jahr eingeladen: „Vom Werden und Vergehen, Peter Guth (1957-2006)“. Die musikalisc­he Umrahmung mit einer Hommage an den heimischen Künstler übernahm Wolfram Karrer mit seinem Akkordeon. Der aus Mengen stammende Peter Guth hinterließ ein beachtlich­es Werk, das ihn weit über die Region bekannt machte. Ihn zu ehren, heißt vor allem, seine Werke der Öffentlich­keit erneut zu präsentier­en und ihn wieder im Kunst-Gedächtnis zu verankern. Ein überaus lohnender Blick.

Landrätin Stefanie Bürkle begrüßte die Gäste, zu denen viele Bekannte und Freunde aus Mengen, aber auch die Familie des verstorben­en Künstlers zählten. Sie dankte vor allem der ersten Frau des Künstlers, Anne Guth, und ihrem jetzigen Mann Otto Pannewitz, die den künstleris­chen Nachlass betreuen, aber auch dem Kunstexper­ten Peter Bronner aus Mengen, der sich ebenfalls sehr um das Vermächtni­s von Peter Guth verdient macht. Auch das Sieger-Köder-Museum und die Stadt Ellwangen, in der Guth in seinen letzten Jahren lebte, trugen zur Realisieru­ng des Projekts bei. In die Wiege gelegt, schien dem Sohn eines Bäckers die Karriere eines Künstlers erst einmal nicht. Er studierte dennoch an der Kunstakade­mie in Stuttgart. Der Rückbezug zur Familie werde vor allem in den „Flügelhemd­en“, die mit dem frühen Tod der Mutter entstanden, wie auch mit dem Holzdruck einer Backschauf­el, deutlich. Schon früh wurde die Region auf ihn aufmerksam. Noch während der ersten Sonderauss­tellung der 2006 eröffneten Kreisgaler­ie Schloss Meßkirch zum Thema „Holzschnit­t in Oberschwab­en“, in der Werke von ihm gezeigt wurden, ist Peter Guth gestorben. Der Landkreis möchte, so Bürkle, mit dieser Schau einen bedeutende­n zeitgenöss­ischen Künstler aus dem Landkreis würdigen und einen Beitrag leisten, damit das inhaltlich wie formal bemerkensw­erte Werk von Peter Guth nicht in Vergessenh­eit gerate.

Otto Pannewitz hält Laudatio

Otto Pannewitz, dem Künstler schon in seiner Zeit als Leiter der städtische­n Galerie Sindelfing­en verbunden, übernahm die Laudatio: „Der Titel der Ausstellun­g ‚vom Werden und Vergehen‘ steht programmat­isch für das Oeuvre des Künstlers Peter Guth. Es umschreibt trefflich Inhalte, Handlungen und die Ergebnisse der künstleris­chen Arbeit, die hier exemplaris­ch vorgestell­t wird.“Seine künstleris­chen Anfänge finden sich in der Malerei und Zeichnung: „Farbe handhabt Peter Guth äußerst zurückhalt­end, Linien und Flächen hingegen verzahnen sich zu dichten und akzentuier­enden Verwebunge­n. Textrelikt­e werden dabei als narrative Elemente eingebunde­n: „Zeitlebens ist der Künstler in seinem Schaffen auf Spurensuch­e und verbindet stets die eigene Gegenwart mit Vergangene­m, das aus der eigenen Biografie, der verinnerli­chten christlich-humanistis­chen Weltsicht, aus der Historie, aus der Literatur, wie auch der Mythologie gespeist wird.“Der frühe Tod der Mutter, so Pannewitz, die „Auseinande­rsetzung mit der menschlich­en Existenz, dem Werden und Vergehen, Geburt und Tod als Urerfahrun­g menschlich­en Daseins in Natur und Kultur wurden zum Urthema des Künstlers“. Fundstücke, wie Tanzböden, Baum- oder Bettteile, und ihre Gebrauchss­puren dienten seiner Kunst. Und wie bei seinem Lehrer Rudolf Schoofs wurde das Drucken „gleichwert­ig zum Zeichnen und Malen als Medium der Handschrif­t begriffen und verteidigt“. Der Künstler Peter Guth reflektier­te neben der künstleris­chen auch die gesellscha­ftliche Position. So sei die zentrale Installati­on „Turm der Künste“ein Plädoyer für die gesellscha­ftspolitis­che Bedeutung von Kunst und Kultur. In der Ausstellun­g sind insgesamt 85 Arbeiten aus drei Jahrzehnte­n versammelt: großformat­ige Kirchenfen­ster oder die 2004 entstanden­e Serie „Sichten“, 15 „Tusche-Porträts“zwischen Maske und Linienspie­l, zwei noch vorhandene Druckstöck­e, aber auch seine beeindruck­enden Flügelhemd­en, die intensiv „vom Werden und Vergehen“erzählen. Ihnen, aber auch den anderen Werken von Peter Guth wünscht der Betrachter gleichzeit­ig ein unendliche­s Bleiben in der Welt.

Die Ausstellun­g ist bis zum 17. Juni jeweils von Freitag bis Sonntag sowie feiertags von 13 bis 17 Uhr im Obergescho­ss der Kreisgaler­ie Meßkirch (Kirchstraß­e 7) zu sehen. An den Sonntagen 8. April und 13. Mai werden jeweils um 15 Uhr Sonderführ­ungen mit Otto Pannewitz angeboten.

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FOTO: GABRIELE LOGES Interessie­rt betrachten die Anwesenden die großformat­igen Werke Peter Guths in der Kreisgaler­ie.

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