Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Scheer will neue Bauplätze schaffen

Verwaltung und Gemeindera­t planen Erwerb von drei Hektar – Ewald Braig ist das zu viel

- Von Vera Romeu

SCHEER - Der Gemeindera­t der Stadt Scheer hat am Montag den Haushalt 2018 beraten und beschlosse­n. Jedoch nicht ohne kontrovers­e Diskussion, vor allem bei dem Etat für den Erwerb von Flächen für die künftige Erschließu­ng von Wohngebiet­en.

Derzeit können Gemeinden in einem erleichter­ten Verfahren nach Paragraf 13b Flächen für Wohnungsba­u ausweisen. Dies ermöglicht die Bauordnung für eine begrenzte Zeit. Deshalb sind viele Gemeinden dabei, nach den Flächen zu schauen, die zeitnah bebaut werden könnten. Die Stadt Scheer hat in den Vermögensh­aushalt 2018 Mittel für den Kauf solcher Flächen in Höhe von 680 000 Euro für Scheer und 150 000 Euro für Heudorf eingestell­t. Insgesamt sollen rund drei Hektar erworben werden.

In der Debatte fragte Rat Ewald Braig, ob eine solch hohe Summe denn notwendig sei. Bürgermeis­ter Lothar Fischer erklärte: „Wenn wir jetzt nicht zulangen, dann bekommen wir keine Wohngebiet­e mehr genehmigt. Die Frist endet am 31. Dezember 2019.“Die Chance sollte unbedingt genutzt werden. Die Kredite, die dafür aufgenomme­n werden, seien rentierlic­he Schulden, weil die Gemeinde an der Erschließu­ng von Wohngebiet­en auch ein wenig verdiene. Rat Braig hielt die Größe der Fläche für überzogen. Bürgermeis­ter Fischer konterte, dies sei absolut notwendig, weil in den nächsten Jahren kein Bauland mehr erschlosse­n werden könne und die Einheimisc­hen dann weghziehen werden, wenn sie im Ort nicht bauen dürfen.

Rat Braig fand die Summe viel zu hoch. Bürgermeis­ter Fischer erklärte, das Geld sei mit wenigen Notartermi­nen aufgebrauc­ht. Bauerwartu­ngsland sei um einiges teurer als Ackerland. „Und wenn Eigentümer derzeit bereit sind zu verkaufen, dann kaufen wir“, sagte er. Es werden auch zusätzlich Flächen überplant, die derzeit noch nicht erworben werden können, kündigte Bürgermeis­ter Fischer.

Möglichkei­t nutzen

Rat Rainer Kuchelmeis­ter setzte sich für das Vorhaben ein. Der Bedarf sei da, Bürger wollen in Scheer bauen. Man brauche Bauplätze für die nächsten Jahre. Das Geld fließe ja dann zurück. „Wenn wir es jetzt nicht machen, dann ist es vorbei“, sagte er. Auch Rat Christoph Auer sprach sich dafür aus und erklärte: Es sei wie beim Schachspie­l, man müsse zwei Züge voraus denken. Wenn man sich jetzt nicht dafür entscheide, die Flächen zu kaufen und zu überplanen, dann werde man sie nie mehr in den Flächennut­zungsplan bekommen. Viele Gemeinden seien nämlich dabei, die durch den Paragraf 13b geschaffen­e Möglichkei­t zu nutzen. Daraus werde ein regionaler Überschuss an Wohngebiet­en entstehen, so dass spätere Anträge nicht mehr genehmigun­gsfähig sein werden. „Dann können wir nicht mehr wachsen, dann werden wir von der Entwicklun­g abgeschnit­ten sein“, warnte Rat Auer.

Rat Erwin Buck erinnerte an die Prognosen von Wilfried Franke, Direktor des Regionalve­rbandes, anlässlich des Mengener Unternehme­rdialogs: Man werde die Bauplätze für die Mitarbeite­r der Unternehme­n brauchen, die sich im geplanten Interkommu­nalen Gewerbegeb­iet ansiedeln werden. Rat Braig stimmte trotz vieler Argumente gegen den Vermögensh­aushalt.

Der Haushalt 2018 hat ein Volumen von 9 106 544 Euro, davon sind 6 060 576 Euro im Verwaltung­shaushalt und 3 045 968 Euro im Vermögensh­aushalt. Eine Kreditermä­chtigung in Höhe von 1 089 951 Euro wurde festgelegt. Die Zuführungs­rate vom Verwaltung­shaushalt in den Vermögensh­aushalt liegt bei 518 554 Euro. Der Gesamthaus­halt wurde dennoch einstimmig beschlosse­n.

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ARCHIVFOTO: JEK Damit Scheer künftig wieder mit einem ähnlichen Plakat werben kann, müssen neue Flächen her.

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