Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hella Engenhardt kocht mit 90 Jahren noch selbst
Rüstige Herbertingerin feiert heute ihren runden Geburtstag – Sie führte jahrelang ein Textilgeschäft
HERBERTINGEN - Auf ein arbeitsreiches, aber glückliches Leben kann Hella Engenhardt aus Herbertingen am heutigen Samstag zurückschauen. Kaum zu glauben, dass sie schon ihren 90.Geburtstag feiert. Hella Engenhardt nimmt immer noch rege und geistig fit Anteil am Geschehen und hat sich auch schon ein weiteres Ziel gesetzt: die Gnadenhochzeit anlässlich 70 Ehejahren. Doch zuerst wird heute auf ihren 90. Geburtstag angestoßen.
Hella Engenhardt wurde in den Kriegswirren von ihrer angestammten Heimat Pirmasens, einer Garnisonsstadt, vertrieben. Mit dem Zug ging es Richtung Schwabenland und in Herbertingen endete schließlich ihre Odysse. „Wir mussten auf Strohbuscheln in der Schule übernachten, bis wir anderntags in Marbach vorerst eine Bleibe fanden“, sagt Hella Engenhardt. Später zog die Familie dann nach Herbertingen, wo Hella Engenhardt als junge Frau das Damenschneiderhandwerk erlernte, was ihr ein Leben lang in den späteren Berufsjahren zugute kam.
Liebe auf den ersten Blick
In der Fasnet 1949 traf sie dann im Gasthaus Strauß in Herbertingen auf ihren späteren Mann Eugen. „Es war Liebe auf den ersten Blick.“Anscheinend empfand es auch ihr Mann Eugen so, denn schon ein halbes Jahr später hielt er beim Vater seiner Auserwählten um die Hand an, bevor 1950 geheiratet wurde. Daraus sind inzwischen 68 glückliche Ehejahre geworden. „Ja, ehrgeizig bin ich schon, in zwei Jahren will ich die Gnadenhochzeit feiern“, sagt die Jubilarin. Während Eugen Engenhardt als Industriekaufmann seiner Arbeit am Bodensee nachging, sorgte seine Frau mit Nähen und Schneidern zusätzlich für den Broterwerb. Da kam es ihr auch gelegen, dass im Haus das Ladengeschäft frei wurde und sie zehn Jahre lang danach ein Textilgeschäft führte.
Dabei musste sie sich auch um die vier Kinder kümmern, zwei Jungen und zwei Mädchen. Vor allem in das 175 Jahre alte, denkmalgeschützte Haus haben die beiden viel Geld und Arbeit investiert. „Ein Elternhaus darf man nicht aufgeben. Dazu hat uns der Stolz getrieben und wir haben uns ein schmuckes Heim geschaffen“, so Hella Engenhardt.
Heute kocht sie tagtäglich immer noch selbst, denn „es hat immer geheißen, es gibt kein Dosenfutter“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Dabei wird sie von ihrem Mann Eugen und von ihrer Tochter Elisabeth unterstützt. Für sie gehören aber gewisse Rituale immer noch zu ihrem Tagesablauf. Vor allem die „Schwäbische Zeitung“wird gründlich von der Jubilarin studiert und auch die Nachrichten verfolgt sie interessiert. „Wir diskutieren jeden Tag miteinander, wenn wir dabei auch manchmal streiten, das ist doch schön.“„Auf jeden Fall sind wir froh, dass wir noch sehr beweglich und mobil und so gut miteinander beisammen sein dürfen“, ergänzt ihr Eugen Engenhardt.
Zur Geburtstagsfeier am Sonntag kommen alle vier Kinder mit Partnern, die sieben Enkel und sechs Urenkel zur Mutter, Groß- und Urgroßmutter zum Gratulieren. Zudem erwartet Hella Engenhardt Besuch von Verwandten und Freunden aus ihrer Heimat Pirmasens.