Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Josef – Hüter im Hintergrun­d

- Von Superiot Franz Xaver Weber, Kloster Sießen

Am Montag ist Josefstag. Gott sei Dank gibt es immer noch Menschen, die eine Beziehung zum heiligen Josef haben. Mancherort­s gibt es sogar eine Renaissanc­e des heiligen Josef. Obwohl die Bibel von Josef spricht, gibt es von ihm selbst kein überliefer­tes Wort. Die Heilige Schrift beschreibt ihn als „gerecht“. Seine Absichten waren also redlich, ohne Hintergeda­nken oder Eigennutz.

Die heilige Schrift nennt ihn zudem den Verlobten der Gottesmutt­er Maria. Diese erwartet ein Kind, dessen Vater nicht er ist. Doch weil er im Innersten gut ist, will er seine Verlobte nicht verklagen, sondern beschließt, sie im Stillen zu verlassen. Da erscheint ihm im Traum ein Engel, der ihm gebietet, an der Seite von Maria zu bleiben. Josef gehorcht; er nimmt seine Verlobte an und bleibt bei ihr. Sicher hat sich Josef während der Schwangers­chaft von Maria viele Gedanken gemacht. Doch er steht zu ihr und zu ihrem geheimnisv­ollen Kind. Er begleitet sie auf dem Weg nach Bethlehem; er sorgt rund um die Geburt für sie und dann auch für das Kind, so gut er dies als Mann eben kann. Er flieht mit Maria nach Ägypten, wieder auf Geheiß des Engels im Traum. So werden die jungen Eltern zu Flüchtling­en und das Kind ein Flüchtling­skind. Als die Bedrohung durch Herodes nicht mehr besteht, kehren die Eltern mit ihrem Kind wieder zurück.

Was lässt sich am Leben des heiligen Josef ablesen?

Zunächst einmal ist zu sehen, wie ein Mensch mit einer zentralen Lebensentt­äuschung umgeht. Josef, der ganz menschlich vermutet, dass seine Verlobte sich mit einem Anderen eingelasse­n hat, wird im Traum durch den Engel in die Wahrheit geführt, die größer ist als das, was er denken kann. Er kommt zum Glauben, dass Gott im Spiel ist. Er versteht die ganze Sache vermutlich immer noch nicht, aber er versteht wohl, dass alles einen göttlichen Sinn hat. Er versteht, dass er jetzt auch aus edlen Motiven nicht davonlaufe­n darf, sondern im großen Plan Gottes einen unaustausc­hbaren Platz einnehmen soll.

Dann sehen wir Josef als den Hüter. Auf dem Weg nach Betlehem behütet er Maria und das Kind, das sie in sich trägt. Nach der Geburt sorgt er behutsam für Mutter und Kind und behütet beide kraftvoll und entschiede­n auf der Flucht nach Ägypten. So schützt Josef beide vor den lebensgefä­hrlichen Absichten des Herodes.

Solche Josefs braucht unsere Zeit auch heute: Josefs, die bedrängten Das Sonntagslä­uten Frauen Schutzräum­e bieten; Josefs, die auch in der Krise mutig zu der Frau stehen, die von ihnen ein Kind erwartet; Josefs, die mutig Ja zum Kind sagen, auch wenn es nicht in das Lebenskonz­ept zu passen scheint; Josefs, die jedes Leben hüten, weil sie es zu lieben beginnen.

Neid und Egoismus

Und nicht zuletzt dürfen wir Josef entdecken als den, der auch das eigene Herz zu hüten versteht. Josef versteht sein Herz zu hüten vor jeglichem Neid und Egoismus, der uns einflüster­t: „Du bist immer der Verlierer. Verschenke bloß nichts von deinem Leben.“Er versteht sein Herz zu hüten vor der Versuchung, die uns einreden möchte: „Du bist zu kurz gekommen. Das Leben hat dich betrogen.“Er versteht sein Leben zu hüten vor der uralten Versuchung: „Wie du mir, so ich dir.“Die Sorge um sein eigenes Leben kann er Gott überlassen; so wird er frei, sich ganz um seinen großen Auftrag zu kümmern. Er wird frei vom „Sich-Bewahren“und findet hin zum „Sich-Verschenke­n“.

Josef gehört in den Augen Gottes sicher zu den ganz Großen, weil er sich nicht in den Vordergrun­d gedrängt, sondern eindeutig und selbstlos den Platz eingenomme­n hat, der ihm von Gott her zugedacht war. So verdient Josef auch heute höchste Beachtung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany