Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Grafiken aus Scheer in Leipzig zu sehen
Eckhard Froeschlin zeigt auf Buchmesse kunstvoll aufgewertete Weltliteratur
SCHEER/LEIPZIG – Eckhard Froeschlin hat in diesem Jahr zum ersten Mal seine Künstlerbücher auf der Leipziger Messe ausgestellt und zum Verkauf angeboten. 41 dieser wertvollen Kleinstauflagen dürfen von den Besuchern bestaunt werden. Auch wenn sich längst nicht jeder ein solch kostbares Buch ins Regal stellt, ist für die Messebesucher schon das Anschauen ein Genuss. Der Künstler lebt und arbeitet seit 2012 in der alten Papierfabrik Scheer.
Auf dem Marktplatz Druckgrafik in Halle drei bieten Künstler seit sieben Jahren ihre besonders ausgestatteten Kunstdrucke und Bücher an. Eckhard Froeschlin ist zum ersten Mal dabei: „Ich habe 20 Jahre auf der Frankfurter Messe ausgestellt, aber seit es dort verstärkt um Rechte und Lizenzen geht, ist sie für Buchkünstler uninteressanter geworden.“Er ist jedenfalls sehr zufrieden mit Leipzig, auch deshalb, weil der Stand zwei Drittel weniger kostet als in Frankfurt und er das Ambiente der Messe und der Standnachbarn als sehr angenehm empfindet. Seit 1990 „fabriziert“er mit seiner Künstler-Handpresse, die mit ihm von Wuppertal nach Scheer umgezogen ist, im wahrsten Sinn des Wortes Meisterwerke wie „Der Ister“von Friedrich Hölderlin. Nicht alle Bücher hat er selbst umgesetzt. „Illustriert“als Wort gefällt Froeschlin nicht: „Es ist eigentlich vielmehr diezweite Stimme in einem Musikstück.“Eines seiner neuesten Werke ist von einem amerikanischen Künstler: „Den Raben von Edgar Allen Poe wollte ich eigentlich immer selbst machen.“Aber nachdem er James Reed getroffen habe, wusste er, dass dessen große Raben perfekt für ein neues Buch sind: „Ich war gleich fasziniert und wusste, dass ich mit diesem Künstler ein Buch mit großen Raben machen muss.“So hat er die Lithographien mit dem Druck zusammengebracht. „The Raven“ist zwar erst als „Ansichts-Dummy“mit auf der Messe, findet aber, da ist Froeschlin sicher, spätestens in Amerika seine Abnehmer. Eine Auflage von 30 Stück ist geplant.
Er verlegt neben deutschen und amerikanischen auch Autoren und Künstler aus Nicaragua. Besonders gerne zeigt er aber auch seine neuesten eigenen „Illustrationen“(um jetzt doch dieses Wort zu gebrauchen): „The awful german language“von Mark Twain oder „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“von Heinrich von Kleist. Hier gehen Text und Bild immer wieder eine überraschende und intensive Verbindung ein.
Bibliotheken gehören neben Buchliebhabern zu den wichtigsten Abnehmern von Froeschlins exklusiven Editionen. Nachdem Bob Dylan den Nobelpreis erhalten hat, war die Edition seiner „15 Lyrics“schnell ausverkauft. Die Messe ist für den Scheerer Künstler auch deshalb etwas Besonderes, weil es „eine Menge spannender Kollegen aus der Kunsthochschule“gibt. Gerne erklärt Froeschlin Besuchern seine besondere Technik oder warum er welche Type ausgewählt hat. Auch diese Fachgespräche machen den Reiz einer Messe wie Leipzig für ihn aus. Direkt danach wird er seine Kunstwerke wieder verpacken, um sie in Hamburg bei der Messe „BuchDruckKunst“zu präsentieren.