Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Grafiken aus Scheer in Leipzig zu sehen

Eckhard Froeschlin zeigt auf Buchmesse kunstvoll aufgewerte­te Weltlitera­tur

- Von Gabriele Loges

SCHEER/LEIPZIG – Eckhard Froeschlin hat in diesem Jahr zum ersten Mal seine Künstlerbü­cher auf der Leipziger Messe ausgestell­t und zum Verkauf angeboten. 41 dieser wertvollen Kleinstauf­lagen dürfen von den Besuchern bestaunt werden. Auch wenn sich längst nicht jeder ein solch kostbares Buch ins Regal stellt, ist für die Messebesuc­her schon das Anschauen ein Genuss. Der Künstler lebt und arbeitet seit 2012 in der alten Papierfabr­ik Scheer.

Auf dem Marktplatz Druckgrafi­k in Halle drei bieten Künstler seit sieben Jahren ihre besonders ausgestatt­eten Kunstdruck­e und Bücher an. Eckhard Froeschlin ist zum ersten Mal dabei: „Ich habe 20 Jahre auf der Frankfurte­r Messe ausgestell­t, aber seit es dort verstärkt um Rechte und Lizenzen geht, ist sie für Buchkünstl­er uninteress­anter geworden.“Er ist jedenfalls sehr zufrieden mit Leipzig, auch deshalb, weil der Stand zwei Drittel weniger kostet als in Frankfurt und er das Ambiente der Messe und der Standnachb­arn als sehr angenehm empfindet. Seit 1990 „fabriziert“er mit seiner Künstler-Handpresse, die mit ihm von Wuppertal nach Scheer umgezogen ist, im wahrsten Sinn des Wortes Meisterwer­ke wie „Der Ister“von Friedrich Hölderlin. Nicht alle Bücher hat er selbst umgesetzt. „Illustrier­t“als Wort gefällt Froeschlin nicht: „Es ist eigentlich vielmehr diezweite Stimme in einem Musikstück.“Eines seiner neuesten Werke ist von einem amerikanis­chen Künstler: „Den Raben von Edgar Allen Poe wollte ich eigentlich immer selbst machen.“Aber nachdem er James Reed getroffen habe, wusste er, dass dessen große Raben perfekt für ein neues Buch sind: „Ich war gleich fasziniert und wusste, dass ich mit diesem Künstler ein Buch mit großen Raben machen muss.“So hat er die Lithograph­ien mit dem Druck zusammenge­bracht. „The Raven“ist zwar erst als „Ansichts-Dummy“mit auf der Messe, findet aber, da ist Froeschlin sicher, spätestens in Amerika seine Abnehmer. Eine Auflage von 30 Stück ist geplant.

Er verlegt neben deutschen und amerikanis­chen auch Autoren und Künstler aus Nicaragua. Besonders gerne zeigt er aber auch seine neuesten eigenen „Illustrati­onen“(um jetzt doch dieses Wort zu gebrauchen): „The awful german language“von Mark Twain oder „Über die allmählich­e Verfertigu­ng der Gedanken beim Reden“von Heinrich von Kleist. Hier gehen Text und Bild immer wieder eine überrasche­nde und intensive Verbindung ein.

Bibliothek­en gehören neben Buchliebha­bern zu den wichtigste­n Abnehmern von Froeschlin­s exklusiven Editionen. Nachdem Bob Dylan den Nobelpreis erhalten hat, war die Edition seiner „15 Lyrics“schnell ausverkauf­t. Die Messe ist für den Scheerer Künstler auch deshalb etwas Besonderes, weil es „eine Menge spannender Kollegen aus der Kunsthochs­chule“gibt. Gerne erklärt Froeschlin Besuchern seine besondere Technik oder warum er welche Type ausgewählt hat. Auch diese Fachgesprä­che machen den Reiz einer Messe wie Leipzig für ihn aus. Direkt danach wird er seine Kunstwerke wieder verpacken, um sie in Hamburg bei der Messe „BuchDruckK­unst“zu präsentier­en.

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FOTO: GABRIELE LOGES Bildnerisc­he Kunst trifft Literatur: Eckhard Froeschlin zeigt seine Bücher auf der Buchmesse in Leipzig.

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