Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Neue Datenbank vergleicht Elektroautos
Sigmaringer Forscher befassen sich mit betriebswirtschaftlichen Aspekten der E-Mobilität
SIGMARINGEN - Wenn Professor Wilfried Funk über Elektromobilität nachdenkt, dann geht es ihm nicht wie wahrscheinlich den allermeisten zuerst um Reichweite, Steckertypen, Batteriekapazität und Fragen der Ladeinfrastruktur. Wenn Funk über Elektromobilität nachdenkt, geht es ihm um betriebswirtschaftliche Aspekte; beides hängt für ihn untrennbar zusammen. „Ein Elektroauto bedeutet nicht nur das Ersetzen des Verbrennungsmotors durch Elektromotor und Batterie“, sagt er. „Es wirkt sich auch auf das Lieferantenmanagement, auf Kostenstrukturen, Marketingaktivitäten und Unternehmensstrategien aus.“
Markt ist noch unübersichtlich
Funk, Prodekan der Fakultät Business Science and Management, zieht einen Vergleich zu Handys: „Auch sie markierten nicht nur eine technologische Innovation, sondern haben das Kommunikationsverhalten grundlegend verändert.“
An der Hochschule Albstadt-Sigmaringen wird schon seit einigen Jahren über verschiedene Aspekte der Elektromobilität geforscht. Während am Standort Albstadt technische Aspekte von Elektrofahrzeugen analysiert werden, sind am Standort Sigmaringen insbesondere ökonomische Aspekte und Fragen des Energiemanagements Gegenstand der praxisnahen Forschung. In der betriebswirtschaftlichen Fakultät befasst sich ein Kompetenzzentrum unter der Leitung von Wilfried Funk und Professor Dr. Jonas Rossmanith mit den betriebswirtschaftlichen Auswirkungen von Elektromobilität.
Neuester Coup der Forscher mit ihrem wissenschaftlichen Mitarbeiter Benedikt Strigel ist eine bislang einzigartige Datenbank, die die derzeit gut 50 Elektrofahrzeuge auf dem deutschen Markt in etlichen Kategorien vergleichbar macht. Diese sind unter anderem Kaufpreis, Leasingraten, Fahrleistungen, Batterietyp, Batteriekapazität, Stromverbrauch, Reichweite, Ladedauer und Steckertyp. „Die Datenbank soll Transparenz im immer noch unübersichtlichen Markt an E-Fahrzeugen schaffen“, sagt Funk. Er berichtet von einem mehrtägigen Test, für den er selbst mit einem geliehenen Elektroauto unterwegs war. „An der einen Ladestation konnte ich das Auto zwar laden, musste mich aber erst registrieren“sagt er. „An der nächsten passte der Stecker nicht, es war einfach abenteuerlich.“Solche Umstände beförderten auch, dass viele vor dem Kauf eines Elektroautos zurückschreckten. „Dabei sind viele Bedenken eigentlich unnötig.“
Die Datenbank soll daher neben Direktvergleichen von E-Fahrzeugen auch Wirtschaftlichkeitsvergleiche mit konventionell angetriebenen Autos ermöglichen. „Unsere Forschungsaktivitäten leisten einen Beitrag zu einer ganzheitlichen Betrachtung von Elektromobilität“, sagt Funk. Und nur wenn man technologische Aspekte ebenso wie betriebswirtschaftliche einbeziehe, könnten Elektrofahrzeuge langfristig eine sinnvolle Alternative zum Auto mit Verbrennungsmotor darstellen.
Schnittstelle zur Region
Frei zugänglich ist die umfangreiche Datenbank derzeit nicht, „aber auf Anfrage stellen wir sie Interessierten gern zur Verfügung“, sagt Funk. „Wir wollen an der Hochschule nicht in einem Elfenbeinturm sitzen, sondern verstehen uns als Schnittstelle zur Region und zur Öffentlichkeit.“Im Sinne einer praxisnahen Forschung planen Funk und Rossmanith weitere Projekte zu den Themenfeldern Auswirkungen der Elektromobilität auf Automobilzulieferer sowie Verankerung der Elektromobilität im ländlichen Raum.