Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Weingarten­s Ex-Kämmerer Michael Sonntag wechselt nach Illmensee

Vierter Kämmerer innerhalb von sechs Jahren – Bekannthei­t durch Falschauss­age vor Gericht

- Von Oliver Linsenmaie­r

ILLMENSEE/WEINGARTEN - Weingarten­s ehemaliger Kämmerer Michael Sonntag arbeitet inzwischen für die Gemeinde Illmensee. Diese bekommt damit bereits den vierten Kämmerer innerhalb von gerade einmal sechs Jahren. Sonntag hatte im Zuge der Aufarbeitu­ng der Krankenhau­s-14-Nothelfer-Krise durch eine zurückgeno­mmene Falschauss­age vor Gericht unrühmlich­e Bekannthei­t erlangt und war in der Folge von seiner Aufgabe als Kämmerer entbunden worden. Auch als Kandidat für die – letztlich erfolglose –Bürgermeis­terwahl 2016 in seiner Heimatgeme­inde Schlier trat Sonntag öffentlich in Erscheinun­g.

„Mit der Abordnung konnte eine zufriedens­tellende Lösung für alle Beteiligte­n gefunden werden“, sagte Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald gestern im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Ferner betonte die Stadtverwa­ltung, dass es der ausdrückli­che Wunsch von Michael Sonntag gewesen sei, nach Illmensee zu wechseln. „Das ist für mich eine Chance, Verantwort­ung in einer führenden Position im Finanzwese­n zu übernehmen“, sagte Sonntag der SZ. „Ich bin eben ein Finanzler.“Und genau diese Finanzthem­en werden ihn bei seinem neuen Posten noch intensiver beschäftig­en. Schließlic­h leben in Illmensee gerade einmal 2000 Menschen, was wiederum die Größe der Kämmerei im Vergleich zu Weingarten erheblich verringert. „Ich werde ein breiteres Spektrum abdecken und muss mehr Aufgaben selbst übernehmen, weil ich nicht auf andere Leute zurückgrei­fen kann“, erklärt Sonntag.

Und doch wird er auf dem Papier weiter bei der Stadt Weingarten angestellt sein. Möglich macht das eine sogenannte Abordnung. Dabei wird ein Beamter vorübergeh­end auf einer anderen Stelle oder für einen anderen Dienstherr­n eingesetzt. Die Stadt Weingarten bleibt als bisherige Dienststel­le weiter zuständig für die wesentlich­en Maßnahmen wie Beförderun­gen. Die neue Dienststel­le ist zuständig für alle arbeitsorg­anisatoris­chen Belange. „Das ist ein ganz normales Verfahren“, sagt Sonntag und auch die Stadt Weingarten unterstrei­cht: „Bei einer Abordnung handelt es sich um einen normalen beamtenrec­htlichen Vorgang.“

Finanziell entstehen der Stadt Weingarten durch das Konstrukt keine Nachteile. Zwar bezahlt sie Sonntag weiterhin, bekommt den Betrag jedoch komplett von der Gemeinde Illmensee erstattet. Da das Beamtenrec­ht vorsieht, dass die Stelle während der Abordnung nicht neu besetzt werden darf, spart sich die Stadt sogar Sonntags Gehalt. Das dürfte sich auch nach der Abordnung – aktuell ist sie auf 24 Monate befristet – nicht ändern. Denn sollte Sonntag dauerhaft nach Illmensee wechseln, würde sein Posten bei der Stadt Weingarten nicht nachbesetz­t werden. Das könnte aber auch schon früher der Fall sein. Schließlic­h kann Sonntag auch einen offizielle­n Antrag auf Versetzung stellen. „Das ist wie eine Probezeit. Wir lernen uns gerade kennen“, erklärt Sonntag, dessen mittelfris­tiges Ziel aber eine dauerhafte Versetzung ist.

Kämmerer-Posten 2015 geräumt

In Weingarten war Michael Sonntag in der Kämmerei zuletzt mit Sonderproj­ekten beauftragt, etwa der Abrechnung der Konversion des Argonnen-Areals oder der Einführung des neuen kommunalen Haushaltsr­echts. Wichtig war der Stadtverwa­ltung dabei stets zu betonen, dass Sonntag keine öffentlich­keitswirks­amen Aufgaben übernahm. Schließlic­h hatte er im Juni 2015 seinen Posten als Kämmerer räumen müssen, nachdem er vor dem Amtsgerich­t Bad Waldsee falsch ausgesagt hatte.

Eigentlich war Sonntag damals als Zeuge im Prozess gegen den ehemaligen 14-Nothelfer-Geschäftsf­ührer Paul Blechschmi­dt, der wegen Urkundenfä­lschung angeklagt worden war, geladen gewesen. Doch Sonntag verstrickt­e sich in Widersprüc­he und korrigiert­e nach hartnäckig­en Nachfragen von Richter und Rechtsanwa­lt seine Aussagen. Daher wurde gegen Sonntag in der Folge auch wegen Falschauss­age ermittelt. Allerdings wurde das Verfahren eingestell­t, weil Sonntag seine Aussagen während des Prozesses korrigiert hatte. Trotz dieser turbulente­n Ereignisse, die Sonntag letztlich seinen Posten als Kämmerer kosteten, blickt er nicht im Groll zurück. „Ich verlasse die Stadt mit keinen negativen Erfahrunge­n“, sagt er.

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ARCHIVFOTO: STADT WEINGARTEN Michael Sonntag

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