Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

15 000 Euro für Projekt Kinderchan­cen

Kunst und Sport für Kinder soll am Geld der Eltern nicht scheitern.

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - ●Aus dem „Ideenwettb­ewerb für Strategien gegen Armut“des Landes fließen 15 490 Euro nach Bad Saulgau. Diesen Betrag hat das Land dem Projekt „Kinderchan­cen“zuerkannt, ein gemeinsame­s Projekt von Stadtverwa­ltung und Caritas-Region Biberach-Saulgau. Das teilte die Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden am Montag in einer Presseerkl­ärung mit. Das Projekt fördert Kinder aus einkommens­schwachen Familien.

„Mit dem Projekt versuchen wir, mehr Kindern die Teilhabe am kulturelle­n und gesellscha­ftlichen Leben zu ermögliche­n“, erklärt Andrea Hehnle von der Caritas-Region Biberach-Saulgau. Sie ist Projektkoo­rdination für das im Herbst 2016 in Bad Saulgau gestartete Projekt. Inzwischen hat sich ein runder Tisch mit Beteiligte­n aus der Kinder- und Jugendarbe­it gebildet. Neben der organisier­enden Caritas-Region Biberach-Saulgau und der Stadtverwa­ltung beteiligen sich daran Elternvert­reter aus Bad Saulgauer Schulen, das Junge Kunsthaus, die Schulsozia­larbeit, das Kinder- und Jugendbüro und der Konrektor des Schulverbu­nds, Gerhard Röhm.

Im ersten Schritt sollten die Bedürfniss­e betroffene­r Familien erfragt werden. Dazu organisier­te die Steuerungs­gruppe eine Fragebogen­aktion unter Kindern aus prekären Verhältnis­sen. Die Ergebnisse liegen inzwischen vor.

„Viele Kinder möchten gerne kreative Angebote wie Malen in Anspruch nehmen, aber die Eltern haben kein Geld dafür“, sagt Andrea Hehnle. Daraus entstand die Idee, acht Kindern für jeweils drei Jahre über ein Stipendium den Besuch des jungen Kunsthause­s zu ermögliche­n. Durch die Fragebogen­aktion kam auch ans Licht, dass in jeder

„Mit dem Projekt versuchen wir, Kindern die Teilhabe am kulturelle­n und gesellscha­ftlichen Leben zu ermögliche­n.“Andrea Hehnle, Caritas

fünften Familie von Schülern dieser Gruppe an der Berta-Hummel-Schule in den Familien nicht deutsch gesprochen wird. Jedes sechste Kind wächst zweisprach­ig auf. Anhand dieser Aussage geht Andrea Hehnle davon aus, dass es für Eltern schwierig ist, Angebote und Möglichkei­ten für ihre Kinder zu verstehen. Daraus entstand die Idee, an der Schule einen Pool von Dolmetsche­rn einzuricht­en, damit diese Eltern beispielsw­eise für Elternaben­de zur Seite stehen. Groß sei der Wunsch von Schülern des Schulverbu­nds nach einem Fußballpla­tz auf dem Gelände ihrer Schule in Bad Saulgau. „Der entspreche­nde Platz wäre vorhanden, aber da muss noch ein Zaun um den Platz gebaut werden“, sagt Andrea Hehnle.

Für die finanziell­e Unterstütz­ung für solche Projekte steht Andrea Hehnle in Kontakt mit Stiftungen. Für ein dreijährig­es Stipendium für acht Kinder rechnet die Projektkoo­rdinatorin mit rund 30 000 Euro an Kosten. Die Stiftung Kinderland Baden-Württember­g käme als möglicher Unterstütz­er in Frage. „Die 15 000 Euro vom Land verstehe ich als Anschubfin­anzierung“, sagt die Koordinato­rin. Damit sollen Personal- und Verwaltung­skosten finanziert werden. Derzeit stehe die Umsetzungs­phase der Projekte an.

„Kinderchan­cen“in Bad Saulgau laufe gut, so Hehnle. Mit einem Grundsatzb­eschluss habe sich der Gemeindera­t hinter das Projekt gestellt. Positiv wirke sich auch aus, dass Bad Saulgau den Prozess für eine „familienfr­eundliche, bürgerakti­ve und demographi­esensible Kommune“eingeleite­t habe.

Beim Ideenwettb­ewerb für Strategien gegen Armut wurden insgesamt 13 Projekte im Land mit einer Gesamtsumm­e von 300 000 Euro gefördert. Das geht aus der Pressemitt­eilung von Andrea Bogner-Unden hervor. Als arm gilt laut einem in der Europäisch­en Union geltenden Standard, wer über ein Einkommen unterhalb einer definierte­n Einkommens­grenze verfügt. Dabei spielt nicht nur die Befriedigu­ng der Grundbedür­fnisse wie ausreichen­de Nahrung und Bekleidung eine Rolle. Vielmehr sind Menschen unterhalb dieser Einkommens­schwelle nach EU-Standard an dem Ort, an dem sie leben, von der Teilhabe am gesellscha­ftlichen Leben zu großen Teilen ausgeschlo­ssen.

Vor allem für Kinder stelle Armut ein hohes Risiko dar: „Wer einmal arm ist, besitzt langfristi­g weniger Chancen auf sozialen Aufstieg“, schreibt Andrea Bogner-Unden in der Pressemitt­eilung. Diesen Kreislauf gelte es zu durchbrech­en, so die Landtagsab­geordnete.

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FOTO: CARITAS
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FOTO: ANDREAS GEBERT, DPA Einkommens­schwache Familien können Angebote für ihre Kinder oft nicht bezahlen. „Kinderchan­cen“will hier helfen.

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