Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Politik ist gefordert

- Von Tobias Schmidt politik@schwaebisc­he.de

Facebook als Transportr­iemen, über den eine zwielichti­ge Datenanaly­se-Firma den USWahlkamp­f beeinfluss­te, womöglich das Blatt zugunsten von Donald Trump wendete. Der Skandal darüber, wie sich Cambridge Analytics die Daten von 50 Millionen Nutzern ergaunern konnte, um schamlos für Trump zu werben, muss die allerletzt­e Alarmglock­e sein.

Schlimm genug, dass zahllose Menschen sorglos private Informatio­nen über die sozialen Netzwerke teilen und somit preisgeben, sich selbst zu gläsernen Kunden der globalen Wirtschaft machen. Doch wenn es keinen wirksamen Schutz vor kriminelle­m Missbrauch und politische­r Einflussna­hme durch zwielichti­ge Firmen gibt, ist eine Grenze überschrit­ten. Hier darf die Politik nicht länger tatenlos zusehen und immer wieder auf die Selbstverp­flichtung von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg & Co. setzen. Der neue Skandal macht abermals klar: Die Internetkr­aken wollen und können ihrer Verantwort­ung nicht gerecht werden.

Schon bei vorangegan­genen Fällen – zuletzt über die russische Einflussna­hme im US-Wahlkampf via Werbung per Facebook – lautete Zuckerberg­s Strategie: Kopf in den Sand, wegducken, Aufklärung verspreche­n und auf Zeit spielen. So billig darf der Multimilli­ardär nicht länger davonkomme­n. Berlin, Brüssel und Washington müssen endlich wirksame Datenschut­zstandards einführen und dafür sorgen, dass diese eingehalte­n werden. Dann würde Facebook ins Trudeln geraten, weil das Geldmachen mit persönlich­en Informatio­nen plötzlich nicht mehr ganz so einfach wäre.

Die Börsen haben das längst erkannt, schicken die Zuckerberg-Aktien auf Talfahrt. Wenn die USA nicht mitziehen, muss die Bundesregi­erung gemeinsam mit der EUKommissi­on wenigstens ihre Bürger und alle Europäer schützen, hier ist die neue Justizmini­sterin Katarina Barley in der Pflicht. Ein „Weiter so“darf es nicht geben.

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