Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Wichtig ist, beim positiven Denken nicht stehen zu bleiben“
Gesamtelternbeirat organisiert Vortrag – Malin Chromik spricht über „Woop – Vom Träumen zum Tun“
BAD SAULGAU - „Woop – Vom Träumen zum Tun“lautet der Titel einer Veranstaltung, zu dem der Gesamtelternbeirat Bad Saulgau morgen, Donnerstag, alle Interessierten um 19.30 Uhr ins Foyer der Stadthalle in Bad Saulgau einlädt. „Woop“steht für Wish (Wunsch), Outcome (Ergebnis), Obstacle (Hindernis) und Plan (Plan). SZ-Mitarbeiterin Anita Metzler-Mikuteit hat sich vorab mit der Referentin Malin Chromik über die dahinter stehende Motivationsstrategie unterhalten. Chromik ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Pädagogische Psychologie und Motivation unter Leitung von Professor Dr. Gabriele Oettingen an der Uni Hamburg.
Frau Chromik, Sie werden uns an diesem Abend unter anderem zeigen, wie sich das Leben woop-en lässt?
Ja, ich werde die Motivationsstrategie „Woop“vorstellen, deren Erfolg durch zahlreiche wissenschaftiche Studien belegt wurde. Dabei würde ich mich natürlich sehr freuen, wenn der ein oder andere Zuhörer die Strategie anschließend selbst anwendet, um die Herausforderungen des eigenen Lebens anzunehmen und diese erfolgreicher zu meistern.
Motivationsstrategien gibt es ja wie Sand am Meer. Wodurch zeichnet sich diese Methode aus? Positives Denken alleine scheint nicht zu genügen ...
Ganz genau - das ist der springende Punkt. Sehr häufig wird uns in der Selbsthilfeliteratur dazu geraten, nur positiv zu denken, dann werden wir unsere Ziele schon erreichen. Wahrscheinlich haben auch Sie selbst schon einmal den Tipp bekommen oder vielleicht sogar selbst gegeben: Du musst dir nur vorstellen, dass du es schaffst, dann klappt das auch. Über 20 Jahre Forschung haben eindrücklich gezeigt, dass diese Gleichung nicht aufgeht! Ganz im Gegenteil, je positiver sich Personen die Erfüllung ihrer Zukunftswünsche vorgestellt haben, desto weniger erfolgreich waren sie dabei, diese tatsächlich zu erreichen.
Aber was genau können wir dann tun, um unsere Ziele zu erreichen?
Wichtig ist es, dass wir beim positiven Denken nicht stehen bleiben, sondern darüber hinaus über die Hindernisse nachdenken, die uns beim Erreichen unserer Wünsche im Wege stehen. Hierbei ist die entscheidende Frage: Was ist es in Ihnen, das Sie davon abhält, Ihr Ziel zu erreichen? Statt sich lediglich auf die Zukunft zu fokussieren, die wir uns wünschen, sollte die positive Zukunft also anschließend mit den Hindernissen im Hier und Jetzt mental kontrastiert werden. Dies hilft uns zu erkennen, dass wir die erwünschte Zukunft noch nicht erreicht haben und handeln müssen, um unsere Hindernisse erfolgreich zu überwinden.
Nehmen wir das Beispiel eines Schülers, der keinerlei Motivation verspürt, sich für die Klassenarbeit vorzubereiten. Er stößt auf seinen inneren Widerstand, trotzdem will sich die Freude am Lernen nicht einstellen. Was tun?
Hier kann die Strategie „Woop“dem Schüler helfen, seine mangelnde Lernmotivation zu überwinden. Los geht es mit dem Wunsch (Wish), der konkret sein könnte, eine bessere Note in der nächsten Matheklausur zu schreiben. Der Schüler stellt sich dann vor, was das schönste Ergebnis (Outcome) daran wäre, wenn er sich diesen Wunsch erfüllen würde. Dies könnte zum Beispiel sein, dass ihm eine gute Mathenote dazu verhelfen könnte, seinem Traumberuf Ingenieur näher zu kommen. Im Anschluss geht es dann um das innere Hindernis (Obstacle), das der Erfüllung dieses Wunsches im Wege steht. Dies scheint in diesem Fall Lustlosigkeit beim Lernen zu sein. Als letzten Schritt kommen wir jetzt zum Plan (Plan), der als Wenn-dann Satz formuliert wird: Wenn ich keine Lust habe für die Matheklausur zu lernen, dann denke ich daran, wie ich das mathematische Wissen später einmal nutzen werde, um als Ingenieur an neuen Robotern zu bauen. Somit hat der Schüler die vier entscheidenden Schritte, für die „Woop“steht, erfolgreich durchlaufen. Die Strategie konnte Schülerinnen und Schülern bereits in zahlreichen Studien helfen, ihre schulischen Ziele erfolgreicher zu meistern.
Welche Veränderungen würden Sie sich denn im Bereich Schule und Bildung wünschen?
Ich würde mich freuen, wenn Ansätze wie „Woop“, die darauf ausgelegt sind, dass Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie selbstbestimmt und eigenständig ihre Wünsche und Ziele erreichen können, vermehrt genutzt werden. Mit dieser Methode, die mit eigenen Inhalten gefüllt werden kann, wird eine schülerorientierte Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt.