Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Zahl der Asylklagen schnellt nach oben

Das Sigmaringe­r Verwaltung­sgericht schafft 20 neue Stellen und mietet in der Stadt neue Räume an

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Die Zahl der am Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n anhängigen Asylverfah­ren ist sprunghaft angestiege­n: Wie die Verantwort­lichen des Gerichts in einer Pressekonf­erenz am Dienstag mitteilten, reichten am Sigmaringe­r Gericht im vergangene­n Jahr mehr als 7000 Asylbewerb­er Klage gegen ihren abgelehnte­n Asylantrag ein. Im Vergleich zum Vorjahr sind diese Zahlen mehr als doppelt zu hoch. Der Präsident des Gerichts, Malte Graßhof, rechnet damit, dass die Zahl der neuen Verfahren in den kommenden Monaten wieder zurückgehe­n wird. Um die angestaute­n Fälle abzuarbeit­en, werde das Gericht Jahre benötigen.

Das Gericht stockt sein Personal stetig auf: In den vergangene­n vier Jahren nahm die Zahl der Richter und Verwaltung­smitarbeit­er um ein Drittel auf insgesamt 60 Stellen zu. Die Hälfte der Stellen besetzen Richter. Da in den beiden Gerichtsge­bäuden an der Karlstraße keine Arbeitsplä­tze mehr zur Verfügung stehen, mietete das Verwaltung­sgericht zwei Außenstell­en an: Eine Kammer arbeitet im Landeshaus an der Antonstraß­e, an der Fürst-Wilhelm-Straße im früheren Tattoo-Studio gegenüber vom Fachmarktz­entrum wird das Gericht weitere Räume anmieten. Sobald sie zur Verfügung stehen, ist das Verwaltung­sgericht in zehn Kammern gegliedert. Da sich die jeweiligen Kammern auf bestimmte Länder spezialisi­ert haben, sind sie alle mit Asylverfah­ren befasst.

Betrachtet man die eingegange­nen Asylverfah­ren nach Herkunftsl­ändern, dann fällt auf, dass das Bürgerkrie­gsland Syrien (2017: 848 Eingänge) auf Rang vier abgerutsch­t ist. Am häufigsten beschäftig­en die Richter Klagen von Asylbewerb­ern aus Gambia (1573), Afghanista­n (1089), Nigeria (901) und Irak (577). Verfahren von Asylbewerb­ern aus Afghanista­n und dem Irak seien besonders zeitintens­iv, erklärten die Richter. Sie müssten herausfind­en: Welcher Volksgrupp­e gehört der Kläger an? Welcher islamische­n Glaubensri­chtung? Aus welchem Landesteil stammt er? „Wir fragen nach Details und überprüfen diese“, sagt Otto-Paul Bitzer, der Pressespre­cher des Gerichts. Um herauszufi­nden, ob die Darstellun­gen der Kläger glaubwürdi­g sind, überprüfen die Richter externe Quellen wie Berichte von Menschenre­chtsorgani­sationen oder fragen direkt bei deutschen Auslandsve­rtretungen nach.

Wegen dieser zeitintens­iven Fälle wird für 2018 eine steigende Bearbeitun­gsdauer vorausgesa­gt. Vizepräsid­ent Stefan Röck: „Die Verfahrens­dauer geht deutlich nach oben.“

Jede dritte Klage war erfolgreic­h

Etwa 40 Prozent aller abgelehnte­n Asylbewerb­er reichten eine Klage ein, so die Richter. Im vergangene­n Jahr sei jede dritte Klage erfolgreic­h gewesen. Dies hing damit zusammen, dass vor dem Gericht viele Syrer Recht bekommen hätten. Generell komme die Erfolgsquo­te auf das Herkunftsl­and an. Falls mittellose Asylbewerb­er sich einen Anwalt nehmen wollten, können sie beim Gericht Prozesskos­tenhilfe beantragen. Je höher die Erfolgswah­rscheinlic­hkeit der Klage, desto eher gewährt das Gericht die Anträge.

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