Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Hosianna“und „Kreuzige ihn“
Am Palmsonntag feiert die katholische Kirchengemeinde in Bad Saulgau mit der Weihe der Palmen und einem festlichen Prozessionszug von der Antoniuskirche zur St. Johanneskirche eines ihrer traditionellen Hochfeste im Jahresablauf. Es ist das Fest der Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem. Aus biblischer Sicht erzählen alle vier Evangelisten, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes diese Geschichte. Ein Mann im besten Alter zieht reitend auf einem Esel, den Überlieferungen nach auf einer Eselin, in Jerusalem ein; seine Anhängerschar zieht auch mit. Die Stadt und ganz Israel sind auf den Beinen, denn das jüdische Passahfest wird gefeiert. Es ist ein Fest der Erinnerung an den Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten. Vermutlich sind auch viele Menschen anderer Nationalitäten in Jerusalem, explizit ist von Griechen die Rede. Die Schreie der Menschenmenge, die Jesus vom Straßenrand aus huldigen, lässt an Eindeutigkeit keine Steigerung mehr zu: „Hosianna! (Herr hilf!) Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!“So steht es wörtlich in Matthäus 12,12 geschrieben.
Palmsonntag. Das ist biblisch gesehen „Die Ruhe vor dem Sturm.“Denn die Pharisäer und Schriftgelehrten, die dieses Szenario hautnah miterleben, sind aufgebracht und außer sich vor Wut. Sie rufen Jesus zu: „Meister, weise doch deine Jünger zurecht!“Jesus antwortet ihnen: „Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien!“Nebenbei bemerkt ist dies das einzige Mal, dass Jesus beim
Einzug in Jerusalem etwas sagt. Dennoch, die damaligen Gesetzeshüter der jüdischen Religion, der Thora, geben zumindest kurzfristig klein bei, sie sehen ein, dass sie gegen diese Menschenmassen nichts ausrichten können. Im Johannesevangelium steht bezeichnender Weise: „Siehe, alle Welt läuft ihm nach.“Eine Feststellung, die von globaler Bedeutung werden sollte.
Was war zuvor geschehen? Das ist hier die Frage. Nun. Jesus hat wenige Tage vorher einen Menschen mit Namen Lazarus vom Tode auferweckt. Es lohnt sich wirklich diese Geschichte in Johannes 11,1 - 44 nachzulesen. Diese Tatsache hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Wer das glauben kann, der hat den Knackpunkt Das Sonntagsläuten des christlichen Glaubens begriffen. In der Überwindung des Todes liegt unsere einzige Hoffnung, es gibt keine größere. Dieses sicherlich größte „Geheimnis des Glaubens“bekommt frau/man geschenkt, ohne etwas hinzutun zu müssen; frei von jeglichen Zwängen. Das begreife wer will, werden sich vielleicht die skeptischen Stimmen unter den Leserinnen und Leser zu Recht fragen.
Wenige Tage später nach diesem triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem hat sich das Blatt gewendet. Warum denn nur? Es gibt auf diese Frage, warum Menschenmassen im übertragenen Sinne einen ihrer „Helden“in den Himmel heben und wenige Zeit später fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, keine plausible Antwort. Nach dem „Hosianna, dem Sohne Davids“ruft die Menge nur wenige Tage später: „Kreuziget ihn!“Ob es die gleichen Stimmen sind, das sei dahingestellt. Vielen Menschen im öffentlichen Leben, seien es Politiker, andere Superstars oder Sportler unsrer Zeit, haben zumindest von ihrer Karriere und ihrer Popularität her gesehen, schon ähnliche Erfahrungen machen müssen. Wie nahe Erfolg und Misserfolg beieinanderliegen, erleben wir immer wieder. Eine etwas drastische Redewendung lautet: „Heute noch auf stolzen Rossen, morgen durch die Brust geschossen.“Es ist leider so; das Leben im Rampenlicht hat seine Sonnenund Schattenseiten, oftmals ein zu hoher Preis. Für die Palmsonntagsprozession morgen unseren katholischen Mitchristen vor allem einen gnädigen Wettergott.