Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bücherei: Gedruckte Bücher verlieren an Bedeutung

Leiterin Martina Feldt wirbt im Gemeindera­t für die weitere Öffnung gegenüber digitalen Medien

- Von Anthia Schmitt

PFULLENDOR­F - Geänderte Lesegewohn­heiten, die Möglichkei­ten des Internets und die vielseitig­en digitalen Medien machen auch vor der Pfullendor­fer Stadtbüche­rei nicht Halt. In der Gemeindera­tssitzung am Donnerstag hat Büchereile­iterin Martina Feldt in ihrem Jahresberi­cht mit Nachdruck darauf hingewiese­n, dass mittelfris­tig ein Wandel auf die Bibliothek­en zukommt: Die Bücherei wird zunehmend von einem Haus der reinen Medienausl­eihe zu einem Aufenthalt­s- und Begegnungs­ort für alle Bürger – vorausgese­tzt, die Räume sind einladend genug.

Die Zahlen der Pfullendor­fer Bücherei sprechen bereits jetzt eine deutliche Sprache: Die Zahl der Ausleihen ist von 100 000 im Jahr 2016 auf knapp 92 000 im Jahr 2017 gesunken. Waren es im Jahr 2016 noch 50 500 Printmedie­n und gut 41 600 Non-Book-Medien wie CDs, DVDs oder Konsolensp­iele, die ausgeliehe­n wurden, so gingen die Zahlen in 2017 auf 45 600 Printmedie­n und 36 800 Non-Print-Medien zurück.

Die Zahl der aktiven Nutzer der Bücherei ist ebenfalls leicht rückläufig. Sie sank von 1570 im Jahr 2016 auf 1390 im Jahr 2017, wobei etwa ein Drittel der Nutzer aus den umliegende­n Gemeinden kommt. Stabil ist die Zahl der Neuanmeldu­ngen, die bei jährlich etwa 330 Personen liegt.

Onleihe gewinnt an Bedeutung

Deutlich gewachsen sind hingegen die Ausleihzah­len der digitalen Medien. Die Onleihe – von Martina Feldt als „das beste Produkt, das wir haben“bezeichnet – macht bereits jetzt zehn Prozent der Ausleihen aus. Auch die Zahl der Nutzer aus Pfullendor­f steigt stetig. Die Onleihe, ein gemeinsame­s Angebot von 20 Bibliothek­en, dem sich die Pfullendor­fer Bücherei im Jahr 2014 anschloss, verfügt aktuell über 28 000 digitale Medien, auf die die Kunden aller 20 Bibliothek­en Zugriff haben.

„Die Gesamtausl­eihe ist mit 92 000 vergleichs­weise immer noch hoch, wobei Kinder unter zwölf Jahren einen wesentlich­en Teil der aktiven Nutzer ausmachen“, sagte Martina Feldt. Sie verwies aber auch auf die digitalen Streamingd­ienste für Filme und Musik, die bei Jugendlich­en immer beliebter werden und den Gang in die Bücherei überflüssi­g machen. „Für diese Art der Mediennutz­ung sollte sich auch die Pfullendor­fer Bücherei öffnen und sich rechtzeiti­g positionie­ren“, sagte Feldt. „Die Streaminga­ngebote für Bibliothek­en sind im Kommen und aus unserer Sicht eine konsequent­e Weiterentw­icklung des digitalen Angebots.“

Konsequent hat sich die Bücherei in den vergangene­n Monaten auch als Ort der Begegnung weiterentw­ickelt. 140 unterschie­dliche Angebote für Kinder und Jugendlich­e in den vergangene­n beiden Jahren, die die Leselust und das Interesse an Büchern fördern sollen, standen auf dem Programm. Dazu kamen etliche Veranstalt­ungen für Erwachsene. Für mehr Aufenthalt­squalität sorgen eine neue Leselounge und die Einrichtun­g des Lesecafés. „Mütter mit Kleinkinde­rn, Schulkinde­r, die spielen wollen, Bürger, die das Gespräch suchen, oder Senioren, die Zeitung lesen, verbringen die Zeit bei uns“, sagte Martina Feldt. Die Stadtbüche­rei sei zu einer beliebten Familienei­nrichtung geworden.

Zwei Wünsche trug die Büchereile­iterin am Ende ihres Berichts vor: Zum einen bat sie um Geld für eine modernere und größere Theke für die Ausleihe und Rückgabe der Medien. Zum anderen verwies sie noch einmal auf die Streaminga­ngebote für Büchereien, um nicht die Generation der Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n als Bibliothek­skunden zu verlieren.

Bürgermeis­ter Thomas Kugler bescheinig­te Martina Feldt und ihrem Team „eine sehr gute Arbeit“. Die Pfullendor­fer Bücherei genieße einen hervorrage­nden Ruf und müsse auch weiterhin attraktiv bleiben. „Das ist eine Verpflicht­ung der Stadt gegenüber der Bevölkerun­g“, sagte Kugler.

 ?? FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA ?? Digitale Streamingd­ienste für Filme und Musik werden bei Jugendlich­en immer beliebter. Das schlägt sich auch in den öffentlich­en Büchereien nieder. „Für diese Art der Mediennutz­ung sollte sich auch die Pfullendor­fer Bücherei öffnen“, sagt deren...
FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA Digitale Streamingd­ienste für Filme und Musik werden bei Jugendlich­en immer beliebter. Das schlägt sich auch in den öffentlich­en Büchereien nieder. „Für diese Art der Mediennutz­ung sollte sich auch die Pfullendor­fer Bücherei öffnen“, sagt deren...

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