Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Wie die Trampoline nach Oberschmeien kamen
Dreimal pro Woche wird in der Schmeientalhalle zur Musik gehüpft – World Jumping heißt die Trendsportart
OBERSCHMEIEN - Dass ein Trampolin mehr ist, als ein Spielgerät für Kinder, weiß man in Oberschmeien schon lange: Seit zwei Jahren bietet der SV Unter/Oberschmeien dort das sogenannte World Jumping an. Dabei handelt es sich um eine Trendsportart auf Mini-Trampolinen, bei der man ziemlich ins Schwitzen kommt. Die Kurse sind so gut wie ausgebucht. An drei Tagen pro Woche wird in der Schmeientalhalle zu eingängiger Musik gehüpft, was das Zeug hält. An diesem Dienstag haben sich rund 20 Frauen und ein Mann in der Turnhalle eingefunden. Auch ich stehe auf dem Trampolin mit einer Art Geländer, neugierig, ob die Sportart wirklich so Spaß macht, wie alle sagen.
„Kein Trinken dabei?“, fragt Trainerin Claudia Diebold, die auch stellvertretende Vorsitzende des Sportvereins ist. Meine Wasserflasche habe ich in der Redaktion vergessen. „Das wird schon gehen“, sagte ich. Im Rückblick bin ich froh, dass mich Claudia Diebold an dieser Stelle nicht ausgelacht, sondern mir einfach eine Flasche Saftschorle von der World-Jumping-Party von vorletzter Woche in die Hand gedrückt hat. Bereits nach zehn Minuten rinnt der Schweiß nämlich in Strömen. Obwohl ich mehrmals die Woche Sport treibe, komme ich beim World Jumping an meine Leistungsgrenze.
Es kommt nicht auf die Höhe an
Im Gegensatz zum Turnen auf dem Trampolin kommt es beim Jumping nicht auf die Höhe der Sprünge an – im Gegenteil. Die Übungen sind so konzipiert, dass mit dem ganzen Fuß und nicht nur mit dem Ballen aufgetreten, ja, fast gestampft, wird. Die Bewegungsenergie wird quasi vom Sprungtuch absorbiert. Schließlich kommt es nicht auf die Ästhetik an, sondern darauf, möglichst effektiv zu trainieren. Zudem kann man so die Bewegungsabfolgen viel schneller wiedergeben. Knie in die Höhe, Beine geschlossen, offen, überkreuzt, immer schneller – Trainerin Claudia Diebold heizt uns richtig ein. Abwechselnd werden Beine und Arme trainiert, vieles erinnert an Aerobic. Schließlich kommen auch Hanteln zum Einsatz, die wie riesige Pfeffermühlen aussehen. Nur, wenn man sie richtig bewegt und die Körperspannung hält, hört man darin kleine Körnchen rasseln. Die Teilnehmerinnen führen die Kommandos beinahe mühelos aus.
„Ich bin fast von Anfang an mit dabei“, sagt mir die 17-jährige Anne Frick in der Pause. Ihr mache Jumping großen Spaß und sie fühle sich seither fitter. Fritz Diebold, der Ehemann der Trainerin, ist zum ersten Mal mit dabei und schätzt die durchs Jumping geförderte Koordinationsfähigkeit. „Das fehlt Männern oft“, sagt er.
Die Balancestange ist Gold wert
Nicht nur Männern: Auch ich bemerke schnell motorische Defizite, bekomme nicht immer alle Bewegungen mit dem Takt der Musik vereint. Spaß macht es trotzdem. Ich bin froh, dass in der Schmeientalhalle keine Spiegel hängen und ich mich ganz auf das Gefühl konzentrieren kann. Dankbar bin ich auch über die Balancestange vor mir, die ich erst nach einiger Zeit loslassen will. Zu groß ist die Angst, einfach vom Trampolin zu fallen. Das ist laut Trainerin Claudia Diebold aber noch nie passiert.
Vor mehr als zwei Jahren ist Claudia Diebold durchs Fernsehen auf World Jumping aufmerksam geworden. „Ich habe zu meinem Mann gesagt: Das will ich mal machen!“Über Bekannte ist sie dann auf ein WorldJumping-Studio in Sigmaringendorf (heute in Mengen) aufmerksam geworden, wo sie das erste Mal auf einem solchen Trampolin stand. Seitdem ist die 40-Jährige der Sportart verfallen. „Ich habe im Verein gesagt: Das machen wir selber.“Der Verein schaffte die Trampoline an, zunächst zwölf, mittlerweile sind es 22. Mehr als 300 Euro kostet eines. An der Fasnet vor zwei Jahren hatte Claudia Diebold für den Bürgerball in der Schmeientalhalle kurzerhand einen Auftritt organisiert, um die Sportart im Ort bekannt zu machen. Seither ist das Interesse ungebrochen – so groß, dass Vereinsmitglieder bereit sind, dafür extra zu bezahlen. Für Mitglieder kostet eine Stunde 5 Euro, für Nichtmitglieder 7,50 Euro. Mittlerweile gibt es drei Kurse, die Diebold und ihre Nichte Carolin Spec leiten, das „Jumping for Kids“ist auch Bestandteil des Kinderturnens.
Trampolinspringen soll Glückshormone freisetzen, heißt es auf der Homepage des SV Schmeien in der Kursbeschreibung. Ja, verglichen mit einem Besuch im Fitnessstudio fühle ich mich beim Hüpfen zur Musik tatsächlich beschwingter – das mag aber auch am Gemeinschaftsgefühl liegen.
Die Sportart ist für Teilnehmer ab 14 Jahren. Wer Interesse hat, mitzumachen, kann sich an den Verein wenden: