Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

App, Lückentext oder Auslandsre­ise

Der Weg zum Sprachenkö­nner ist vielfältig, hängt aber vom Lerntyp, von den Zielen und vom Budget ab

- Von Julia Ruhnau

POTSDAM (dpa) - Uno, deux, tres, four – mit den Zahlen geht es beim Lernen fremder Sprachen meistens los. Da hören die Gemeinsamk­eiten dann aber auch schon wieder auf. Denn inzwischen gibt es verschiede­ne Möglichkei­ten, um die Grundlagen und die Feinheiten von Russisch, Portugiesi­sch oder Arabisch kennenzule­rnen.

Wer erste Schritte in einer fremden Sprache machen will, kann dafür eine der zahlreiche­n Sprach-Apps ausprobier­en. „Mobile Apps sind in erster Linie für Anfänger gedacht“, sagt Harald Clahsen, Professor am Potsdamer Forschungs­institut für Multilingu­alismus (PRIM). Babbel, Duolingo, Rosetta Stone und Co. helfen, die Scheu vor einer fremden Sprache zu verlieren. Auch für Leute, die ihre Sprachkenn­tnisse auffrische­n möchten, bietet sich das Lernen per App an.

Die Basisversi­on der Programme ist sehr oft kostenlos, für Bezahlange­bote werden etwa fünf bis zehn Euro pro Monat fällig. Mehr als Basisnivea­u erreicht man damit aber nicht, urteilt Clahsen. „Spezialwis­sen muss man in einem herkömmlic­hen Sprachkurs lernen.“Was den Apps fehlt, ist die direkte Anleitung durch einen Lehrer. Und wenn Rahmen und Zeitplan eines Kurses fehlen, verlässt Lernende schnell die Motivation.

Ein weiteres Problem der Apps ist das Feedback. „Das Programm kann bestimmte Fehler nicht erkennen“, sagt Manuela Beck, Leiterin des Goethe-Instituts München. Auch die Sprachprax­is bleibt auf der Strecke, wenn man am Smartphone Vokabeln paukt. Anders ist das allerdings bei Sprachreis­en ins Ausland. „Es führt im Durchschni­tt zu schnellere­m Lernerfolg, wenn man von früh bis spät mit der Sprache konfrontie­rt ist“, weiß Beck. Wem dafür Zeit und das nötige Budget fehlen, kann sich zu Hause auch einen Mutterspra­chler als Tandempart­ner suchen.

Bei persönlich­en Treffen, am Telefon, per Chat oder E-Mail unterhält man sich dann über verschiede­ne Themen. So lernt man die Alltagsspr­ache kennen. Und das ist etwas, was in Kursen oder beim Durcharbei­ten von Übungsheft­en oft zu kurz kommt, erklärt Fabiana de Lima vom Tandembüro der Universitä­t Leipzig.

Wer in einer Sprache wirklich sicher und sprachgewa­ndt sein will oder auch ein Zertifikat für den Arbeitgebe­r braucht, kommt dann um einen Sprachkurs aber kaum herum. Bei der Auswahl ist es wichtig, auf das richtige Niveau zu achten. Dafür gibt es den sogenannte­n europäisch­en Referenzra­hmen: Der beginnt bei A1 und endet bei C2. Seriöse Anbieter erkennt man dabei unter anderem an einem Einstufung­stest, sagt Beck.

Wer kein passendes Angebot vor Ort findet, kann sich auch im Netz auf die Suche machen: Einige Sprachschu­len verlegen den Unterricht bereits ins Internet. Das persönlich­e Gespräch findet dann per Chat oder Videokonfe­renz statt. Solche Live-Sessions mit direktem Kontakt zu den Lehrenden wechseln sich ab mit geschlosse­nen Übungsform­en wie Vokabeltes­ts oder Lückentext­en. „Wir können aus Erfahrung sagen, dass die Bestehensq­uote bei tutorierte­n Onlinekurs­en nicht geringer als bei Präsenzkur­sen ist“, erklärt Beck.

Für ambitionie­rte Ziele sollte man allerdings Zeit und Geld investiere­n: Wer etwa von null auf das B2-Niveau kommen will, eine Sprache also im Prinzip fließend beherrsche­n will, braucht mindestens ein Jahr Lernzeit, schätzt Beck – und mehrere Tausend Euro. „Manche wollen das in sechs Monaten schaffen – das ist schon sehr ambitionie­rt.“Was nicht heißt, dass es unmöglich ist.

„Mobile Apps sind in erster Linie für Anfänger gedacht.“Harald Clahsen, Professor für Multilingu­alismus

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FOTO: JENS KALAENE So viel Auswahl – und so wenig Zeit: Inzwischen gibt es mehrere Methoden, fremde Sprachen zu lernen. Von jetzt auf gleich klappt das aber mit keiner davon.

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