Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Senioren bauen sich ein neues Zuhause
Paare und Alleinstehende schließen sich zu einer Gemeinschaft zusammen
HERBERTINGEN - Durch eine Förderung des „Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum“(ELR) bauen drei ältere Ehepaare sowie zwei Einzelpersonen in Herbertingen ein gemeinsames Wohnhaus. Der Planer und Projektentwickler Gerhard Lutz hat nun den ersten Teil des sogenannten roten Punktes als Projektgenehmigung am Objekt in der Hauptstraße 30 angebracht.
Die Gemeinschaft gehört eher nicht zu den typischen Bauherren. Sie sind alle über 70 Jahre alt, der älteste von ihnen schon 89. In der ehemaligen Metzgerei Igel sollen fünf seniorengerechte Wohnungen mit 64 bis 116 Quadratmetern entstehen. Für die Finanzierung des rund 1,2 Millionen teuren Vorhabens, verkaufen sie jeweils ihre jetzigen Wohnhäuser. Hinzu kommt nun der Zuschuss aus dem Förderprogramm mit rund 92 000 Euro (SZ berichtete). „Es wird ein Niedrigenergiehaus mit Photovoltaikanlage, um die Nebenkosten gering zu halten. Aber ohne die Förderung wäre das ganze Projekt nicht darstellbar“, sagt Gerhard Lutz. Alle Wohnungen werden durch einen Aufzug erschlossen. Von der Neustraße aus ist eine Zufahrt ins Untergeschoss geplant, wo die notwendigen Stellplätze für Autos und Fahrräder angeordnet sind.
Rückblickend nennt der Planer Lutz ein Erlebnis aus der Nachbarschaft als Auslöser für das Projekt. „Unsere Nachbarn haben in Herbertingen nichts Adäquates als Alterswohnsitz gefunden und sind in eine Wohngemeinschaft für Senioren nach Frickingen gezogen“, berichtet Lutz. Da sei für ihn auch als Gemeinderat klar gewesen, dass man sich mit dem Thema beschäftigen müsse. Mit der ehemaligen Metzgerei Igel, die seit rund 30 Jahren leer steht, habe er schnell ein geeignetes Objekt gefunden. Grundstückbesitzer Klaus Igel war bereit, seine Immobilie für die neue Wohnnutzung zur Verfügung zu stellen. Im September gab es eine Informationsveranstaltung. „Ich war begeistert, wie schnell sich daraufhin eine Gemeinschaft gebildet hat“, berichtet Projektplaner Lutz.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Burger lobte das Projekt. „Es ist eine vorbildliche Gemeinschaftsleistung zur Verdichtung des Wohnraums im Ortskern und hat die Kriterien des Förderprogramms voll erfüllt.“Für Bürgermeister Magnus Hoppe ist es ebenfalls ein Projekt, das Signalwirkung entfalten könnte. „Wir brauchen solche Fördermittelprogramme für Vorhaben, bei denen eine Sanierung alter Gebäude sich sonst nicht rentiert.“Denn durch das ELR kann nicht nur der Abriss, sondern auch der Neubau gefördert werden.
Besondere Wege beschreitet die Baugemeinschaft auch bei der geplanten Errichtung des Neubaus. Bei der derzeitigen Marktsituation wurde kein Bauträger gefunden. Also haben die Bauherren sich entschieden, das Projekt als freie Baugemeinschaft zu realisieren. Dazu wurde Gerhard Lutz als Planer beauftragt, leistungsfähige Handwerker in der Region zu suchen, die ihre Arbeiten zeitnah ausführen können. Denn die Fertigstellung ist noch in diesem Jahr geplant.
Eine Wohneinheit im Gebäude ist noch frei. Sie kann entweder gemietet oder auch gekauft werden. Bei Interesse hilft der Planer Gerhard Lutz weiter: ingenieur.lutz@online.de