Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wunschzett­el, Geschenke, Süßes: Muss der Osterhase liefern?

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Wunschzett­el zu Ostern hat es bei uns früher nicht gegeben, als wir selbst noch Kinder waren. Und sie wird es auch zukünftig bei meinen Kindern nicht geben. Aber – so war das auch früher bei uns im schwäbisch­en Dorf schon der Fall – die Kinder bekommen kleine Osterneste­r.

Wichtig ist aber selbstrede­nd, dass der Nachwuchs weiß, warum das Osterfest überhaupt gefeiert wird. Genauso wie die Weihnachts­geschichte sollten Kinder auch erzählen können, was damals mit Jesus am Kreuz passiert ist. Das gehört für mich zur Erziehung einfach dazu. Zu einem kommerziel­len Geschenket­ag darf, soll und wird Ostern bei uns also nicht werden.

Aber schließlic­h erzählen wir den Kleinen jahrelang etwas vom Osterhasen, den Ostereiern und den Verstecken im Haus oder im Garten. Im Kindergart­en werden Osterkörbe gebastelt und Eier ausgeblase­n. Warum also nicht ein paar kleine Geschenke dazupacken? Wohlgemerk­t, die Betonung liegt auf klein. Da liegt keine Spielekons­ole im Osterkorb, auch kein Fahrrad und kein Handy. Ein Buch, Süßigkeite­n oder die DVD vom heißgelieb­ten dritten Teil eines Kinder-Autofilms darf der Osterhase bei uns ruhig mitbringen. Meine Geschwiste­r und ich hatten früher Spaß beim Suchen, das sollen meine Kinder auch haben.

Ein paar Geschenke dürfen schon im Nest liegen. Von Thorsten Kern

t.kern@schwaebisc­he.de

Ostern ist zum zweiten Weihnachte­n verkommen: Die Kinder schreiben Wunschzett­el, die Eltern kaufen. Dabei gerät das Fest selber aus dem Blick: Was schon merkwürdig ist, weil Ostern ja der Höhepunkt des Kirchenjah­res und das wichtigste christlich­e Fest überhaupt ist.

Kulturfors­chern wie etwa dem Regensburg­er Professor Gunther Hirschfeld­er fällt auf, wie sehr unsere Gesellscha­ft den christlich­en Kern von Ostern vergessen hat: „Von der Symbolik her sind wir – etwa in der Werbung – bei einem Frühlingsf­est angelangt.“Die Kernbotsch­aft von Ostern aber – die Frage von Tod, Auferstehu­ng und Gott – spiele in unserem Alltag kaum noch eine Rolle: „Selbst in den christlich­en Gemeinden beschäftig­t man sich eher mit dem Islam als damit, wie man über Tod und Auferstehu­ng in der heutigen Zeit reden kann.“

Hier sind die Christen gefragt, ihren „Markenkern“von Ostern selbstbewu­sst zu betonen: „Christus ist von den Toten auferstand­en, er ist wahrhaftig auferstand­en.“Das ist der Jubelruf des Ostermorge­ns nach der Stille des Karfreitag­s. Diese Botschaft ist umwerfend, denn sie sprengt unsere Logik, sie übersteigt unsere Erfahrunge­n und behauptet ein unglaublic­hes Wunder. Das eigentlich­e Geschenk ist inbegriffe­n, nicht käuflich und unbezahlba­r: ewiges Leben.

Den Markenkern „Ewiges Leben“viel stärker betonen. Von Ludger Möllers

l.moellers@schwaebisc­he.de

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