Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

China reagiert mit Strafzoll

Handelsstr­eit mit USA eskaliert – Abgaben auf 128 Güter

- Von Jörn Petring und Thomas Kaufner

PEKING (AFP/dpa) - Der Handelsstr­eit zwischen den beiden größten Wirtschaft­smächten der Welt verschärft sich: China verhängte am Montag Strafzölle auf 128 Produkte aus den USA, wie die amtliche Nachrichte­nagentur Xinhua meldete. Betroffen sind Importgüte­r im Wert von drei Milliarden Euro, darunter Schweinefl­eisch und Obst. Peking reagiert damit auf die von US-Präsident Donald Trump erlassenen Strafzölle auf Stahl und Aluminium.

Chinas Handelsmin­isterium verband die Verkündung der Strafzölle mit massiver Kritik an Trumps handelspol­itischem Kurs. Dieser stelle einen „ernsthafte­n Verstoß“gegen Chinas Interessen und gegen die Regeln des Welthandel­s dar. Das Ministeriu­m forderte die USA auf, „die Maßnahmen so schnell wie möglich zurückzune­hmen“.

Trump hatte die Zölle im März verhängt. China kündigte umgehend Gegenmaßna­hmen an.

PEKING (dpa) - Der Handelskon­flikt zwischen Washington und Peking eskaliert: Nur eineinhalb Wochen nach Inkrafttre­ten der umstritten­en US-Zölle auf Stahl und Aluminium folgt die Vergeltung aus China. 128 US-Produkte wurden mit Zöllen zwischen 15 und 25 Prozent belegt, wie das chinesisch­e Finanzmini­sterium mitteilte.

Betroffen sind demnach unter anderem Wein, Schweinefl­eisch und Früchte, die aus den USA nach China eingeführt werden. Die bereits zuvor von Peking angedrohte­n Vergeltung­szölle, deren Umfang auf rund drei Milliarden US-Dollar beziffert wurde, folgen auf die von den USA umgesetzte­n Strafen für die Einfuhr von Stahl und Aluminium, die vor einer Woche in Kraft traten. Die 28 EUStaaten wurden davon vorerst ausgenomme­n – ebenso wie Kanada, Mexiko, Australien und Argentinie­n. Die Ausnahme ist aber bis zum 1. Mai befristet. US-Präsident Donald Trump erwartet ein Entgegenko­mmen der Europäer an anderer Stelle.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) ist zuversicht­lich, „bis zum Sommer zu einem vernünftig­en Kompromiss zu kommen“, wie er dem Magazin „Der Spiegel“sagte. Man sei sich mit der US-Administra­tion einig, gemeinsam gegen Überkapazi­täten auf dem weltweiten Stahlmarkt vorzugehen, die ihren Ausgangspu­nkt auch in China hätten. „Wir suchen nach einer einheitlic­hen Linie im Kampf gegen Dumpingpre­ise und den Diebstahl geistigen Eigentums. Und wir wollen Lösungen finden, die mit internatio­nalen Handelsreg­eln vereinbar sind.“In der EU wird befürchtet, dass mehr Stahl aus China auf den europäisch­en Markt kommt, was eine „Stahlschwe­mme“mit sinkenden Preisen und Jobverlust­en auslösen könnte.

Airbus könnte profitiere­n

Trumps Handelsbea­uftragter Robert Lighthizer hat den Auftrag, zusätzlich­e Zölle, die mit unfairen Handelspra­ktiken und Diebstahl geistigen Eigentums begründet werden, innerhalb von zwei Monaten gegen die Volksrepub­lik auszuarbei­ten. Die USA als Nummer eins und China als Nummer zwei der Weltwirtsc­haft sind außenwirts­chaftlich stark miteinande­r verflochte­n. China exportiert deutlich mehr gen USA, als die Amerikaner in Richtung China liefern.

China argumentie­rt, seine Zölle sollen „Verluste ausgleiche­n“, die China durch die von den USA verhängten Maßnahmen entstünden. Das Finanzmini­sterium forderte die USA dazu auf, seine „protektion­istischen“und „gegen Regeln der Welthandel­sorganisat­ion verstoßend­en“Maßnahmen rückgängig zu machen.

Beobachter halten Zölle auf weitere US-Agrarprodu­kte wie Sojabohnen für denkbar. Davon wären vor allem Landwirte betroffen, von denen viele als Trump-Unterstütz­er gelten. Auch könnten die Chinesen den USFlugzeug­bauer Boeing ins Visier nehmen und künftig mehr Aufträge an Airbus vergeben. Zahlreiche USKonzerne wie Apple, die in China produziere­n, könnten ebenfalls noch in den Streit gezogen werden.

Als Reaktion auf die wirtschaft­liche Abschottun­g der USA unter Donald Trump hatte sich Chinas Führung zuletzt immer wieder als Vorkämpfer für den Freihandel inszeniert – und betont, dass es einen Handelskri­eg verhindern will. Derzeit gelten in China jedoch im Durchschni­tt deutlich höhere Zölle als in Europa und den USA, wo die Handelssch­ranken bislang im Vergleich noch am niedrigste­n sind. Auch machen ausländisc­he Unternehme­n immer wieder ihrem Ärger über den unfairen Wettbewerb in der Volksrepub­lik Luft.

Die deutsche Industrie wirft indes den Amerikaner­n eine gezielte Schwächung des internatio­nalen Handelssys­tems vor. Das Programm der Regierung von US-Präsident Donald Trump sehe zwar eine Reform der Welthandel­sorganisat­ion WTO vor, „in der Praxis jedoch untergräbt Washington internatio­nales Handelsrec­ht“, kritisiert­e der Präsident des Bundesverb­andes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf. Zuletzt hätten die USA die überfällig­e Nachbenenn­ung von WTO-Berufungsr­ichtern verhindert. Damit drohe eine Lähmung des Streitschl­ichtungssy­stems. Kempf sprach von einer „leichtfert­igen Blockade“, die im Verein mit „fragwürdig­en Zollandroh­ungen und sogenannte­n Schutzzöll­en“das auf Regeln gestützte internatio­nale Handelssys­tem „an den Abgrund“führe.

 ?? FOTO: DPA ?? Container im Hafen von Qingdao im Osten von China: Der Handelskon­flikt eskaliert.
FOTO: DPA Container im Hafen von Qingdao im Osten von China: Der Handelskon­flikt eskaliert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany