Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Mit gemeinsamer Stimme sprechen
Chinas Antwort hört sich dramatischer an, als sie ist. Zwar stehen fast 130 US-Produkte auf einer Liste neuer Zölle. Doch geht es um gerade mal drei Milliarden Euro Zwangsabgaben für Einfuhren aus den Staaten. US-Präsident Donald Trump hatte den Chinesen Handelsbarrieren im Wert von 60 Milliarden Dollar angekündigt. Noch ist die Replik also eher symbolischer Natur, eine Art Blick in die Folterkammer.
Auch die Europäer, allen voran Deutschland, reagierten bisher sehr zurückhaltend auf die USHandelspolitik. Wenn Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil nun die europäischen Einfuhrzölle für Pkw als Verhandlungsmasse ins Spiel bringt, mag er in der Sache richtig liegen. Die EU erhebt hier eine zehnprozentige Abgabe, während die Vereinigten Staaten umgekehrt nur 2,5 Prozent Zoll einfordern. Angesichts der geringeren Qualität der amerikanischen Fahrzeuge dürfte eine Angleichung den europäischen Autobauern kaum weh tun. Nur ist es das falsche Zeichen in Richtung Trump.
Die US-Regierung hält offensichtlich daran fest, die Welthandelsordnung durch bilaterale Abkommen zu ersetzen, bei denen die größte Volkswirtschaft der Welt machtvoll auftreten kann. Sie davon abzubringen, wird mit jedem Zugeständnis schwieriger, weil Trump die kurzfristigen Erfolge als Bestätigung seiner Strategie wertet. Europa muss mit einer Stimme dagegenhalten, statt einzuknicken. Klare Kante ist die einzige Sprache, die Trump versteht.
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