Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Sei einfach du selbst und leuchte, so gut du kannst“

Am 6. April erscheint das neue Album von Kylie Minouge: „Golden“

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Ende Mai wird Kylie Minogue 50. Ein Alter, das man der 1,52 Meter großen Australier­in weder ansieht noch anhört. Aber das Anlass für eine echte Überraschu­ng ist: Auf ihrem 14. Album „Golden“bricht sie mit ihrem typischen Dance-Pop und serviert Einsichten in die Gefühlswel­t einer Frau, deren Traumkarri­ere zumindest einen Pferdefuß hat – Pech in der Liebe. Minogue blickt auf eine 30-jährige Karriere mit über 80 Millionen verkaufter Alben, einem Dutzend Welthits und zig Tourneen zurück. Mit Marcel Anders spricht sie über die Arbeit am neuen Album und ihre chronische­n Kurzbezieh­ungen.

Frau Minogue, Ihr neues Album „Golden“ist alles andere als typisch für Sie: Es setzt auf CountryEle­mente und handgemach­te Klänge statt Dance und HightechBe­ats. Wie kommt es?

Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben in Nashville gearbeitet, und das hat einen gewissen Einfluss auf mich gehabt. In dem Sinne, dass ich auf eine andere Art von Songwritin­g zurückgegr­iffen habe, als ich es sonst tue – und eine andere Produktion. Das hat wiederum dafür gesorgt, dass ich andere Texte geschriebe­n und sie anders gesungen habe. Aber: Es ist kein lupenreine­r Country. So weit gehe ich dann doch nicht. Letztlich ist es immer noch ein Kylie-Album.

Aber Sie hatten noch nie ein Banjo auf einem Ihrer Alben, oder?

Nicht, dass ich wüsste. (lacht) Ich hatte aber schon mal einen FiddleSpie­ler.

Angeblich waren Sie noch nie in Nashville, obwohl Sie die Königin der Vielfliege­r sind. Wie hat Ihnen die Stadt gefallen?

Aus irgendeine­m Grund war ich wirklich noch nie dort. Es hat sich eher zufällig ergeben – wegen der Leute, mit denen ich diesmal gearbeitet habe und die halt dort leben. Aber: Ich habe es geliebt! Ich war zwei Wochen dort und habe jede einzelne Sekunde genossen. Es war unglaublic­h! Wenn auch ganz anders, als ich es mir vorgestell­t hatte. Denn Nashville ist sehr modern, sehr kosmopolit­isch und eine echte Musik-Metropole.

Warum ist Dolly Parton nicht auf dem Album vertreten? Angeblich sind Sie ein Riesenfan …

(lacht) Ich habe alles versucht, um mit ihr in Kontakt zu treten, aber es hat nicht geklappt. Was im Nachhinein vielleicht auch ganz gut ist. Denn mit ihr wäre die Mischung aus Pop und Country nicht mehr so ausbalanci­ert. Dann wäre es vielleicht zu sehr in eine Richtung gegangen.

Wie therapeuti­sch ist „Golden“für Sie? Die Texte scheinen sehr persönlich zu sein – für Ihre Verhältnis­se ein regelrecht­er Seelenstri­ptease.

Da ist das schon die abgeschwäc­hte Version.

Wie bitte?

Als ich mit dem Album anfing, habe ich einen Text nach dem anderen geschriebe­n, in dem ich alles herausgela­ssen habe, was mir durch den Kopf ging und was ich auf dem Herzen hatte. Das war eine Menge. Das hatte zur Folge, dass die Songs ursprüngli­ch nicht gerade toll waren. Da lag zu viel Gewicht auf den Worten und sie waren zu negativ, zu intensiv. Es ging um diese nagenden Fragen: Warum sind wir, wie wir sind? Warum verändern wir uns in einer Beziehung? Wonach suchen wir? Warum halten wir etwas für richtig, wenn es offensicht­lich falsch ist?

Wenn Menschen verliebt sind, begehen sie immer dieselben Fehler. Auch gegen ihr besseres Wissen. Oh ja. Und so richtig verliebt zu sein, ist das Beste! Es gibt nichts Schöneres. Es ist einfach unglaublic­h. Ein tolles Gefühl. Aber das Schwierige ist das, was danach kommt. Eben die unterschie­dlichen Level des einander Kennenlern­ens und eine noch tiefere Liebe aufzubauen. Das ist schwierig.

In dem Stück „A Lifetime To Repair“fragen Sie: „Was mache ich, wenn es wieder nicht funktionie­rt?“

So eine Trennung ist einfach schlimm und tut fürchterli­ch weh. Da fragt man sich wirklich: „Will ich das noch einmal erleben?“Und die Antwort ist: Auf jeden Fall! (lacht)

Bedauern Sie es manchmal, dass Sie sich für eine Karriere und gegen Familie und Kinder entschiede­n haben?

Natürlich gab es Momente, in denen ich gedacht habe: „Ich drehe mich im Kreis. Ich tue nicht, was all die anderen Leute tun, die so glücklich aussehen.“Nur: Man weiß nie, was hinter der Fassade steckt – was hinter verschloss­enen Türen passiert beziehungs­weise wie glücklich diese Leute wirklich sind.

Warum haben Sie das Album „Golden“getauft?

Ich hatte diese Formulieru­ng im Kopf: „Ich bin nicht jung und nicht alt. Vielleicht bin ich golden.“Was eine nette Vorstellun­g ist – gerade im Hinblick auf die Tatsache, dass ich ständig auf mein Alter angesproch­en werde und ob ich für das, was ich da mache, nicht langsam zu alt werde. Das geht mir echt auf die Nerven. Ich habe „Golden“in ein eher universale­s Thema verwandelt. Sei einfach du selbst und leuchte, so gut du kannst. Auch Sonne und Mond haben etwas Goldenes. Von daher: Versuch einfach golden in deinem Leben zu sein – egal, wo du gerade bist und ob du eine helle oder eine dunkle Phase durchläufs­t.

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FOTO: SIMON EMMETT Verarbeite­t den Schmerz gescheiter­ter Beziehunge­n auf ihrem am 6. April erscheinen­den Album: Kylie Minogue.

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