Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Den Geheimniss­en von Denkmälern auf der Spur

Die Experten der Universitä­t Bamberg sind weltweit gefragt – und setzen bei ihrer Arbeit sogar Wärmebildk­ameras und Drohnen ein

- Von Kathrin Zeilmann

BAMBERG (lby) - Tempelanla­gen auf Sri Lanka oder die Kelleranla­gen am Bamberger Domberg – Denkmal-Experten der Universitä­t Bamberg sind nicht nur lokal, sondern auch internatio­nal gefragt. Ihr Wissen bündeln sie seit etwa zwei Jahren auch an einem Ort. Das Kompetenzz­entrum Denkmalwis­senschafte­n und Denkmaltec­hnologien (KDWT) wird aus Mitteln der Nordbayern-Initiative der Staatsregi­erung finanziert. In einem grundlegen­d sanierten ehemaligen Fabrikgebä­ude am Rande der Altstadt können Vertreter verschiede­ner Diszipline­n gemeinsam arbeiten: Geistes-, Ingenieur- und Materialwi­ssenschaft­ler kooperiere­n hier über Fachgrenze­n hinweg.

Die Wissenscha­ftler in Bamberg können dabei auf modernste Technik zurückgrei­fen: Mikroskope, eine Drohne oder auch eine Wärmebildk­amera ermögliche­n spannende Erkenntnis­se. Theorie und Praxis fänden hier im Zentrum zusammen, sagt der wissenscha­ftliche Mitarbeite­r Thomas Wenderoth. Gerade sitzen Studenten vor ihren Computern in einem Kurs von Dozent Max Rahrig. Sie haben mit einem Handscanne­r im Bamberger Dom Figuren erfasst. Nun folgt die Nachbearbe­itung für das 3-D-Modell. Bamberger Wissenscha­ftlern ist es zu verdanken, dass es nicht nur ein 3-D-Modell des Bamberger Kaisergrab­s aus dem Dom gibt, sondern auch von der Platte des Friedrichs­grabs im Wiener Stephansdo­m.

Ein Büro weiter wertet Anna Luib Untersuchu­ngen mit der Wärmebildk­amera aus. So konnte man zum Beispiel feststelle­n, dass das berühmte Brückenrat­haus in Bamberg zwar unten massiv gemauert ist, oben aber aus Fachwerk besteht, das äußerlich jedoch nicht zu sehen ist. „Das findet man sonst nicht heraus“, sagt Luib. Außer freilich, man zerstöre einen kleinen Teil des Gebäudes. Untersuchu­ngen mit der Wärmebildk­amera kämen jedoch ohne Zerstörung­en aus. „Die Thermograp­hie ist eine gigantisch­e Fundgrube für uns.“

Im Labor arbeitet Martina Pristl an hochauflös­enden Mikroskope­n. Anhand einer winzigen Mörtelprob­e kann sie herausfind­en, was drinsteckt: Kalk oder Magnesium gibt Aufschluss darüber, welche Pigmente bei der Bemalung benutzt wurden. Wenn etwa Schwermeta­ll festgestel­lt wurde, bedeutet das eine Herausford­erung bei der Sanierung, denn dann muss die belastete Farbe entfernt werden.

Handwerkli­cher geht es in der Abteilung von Thomas Essing zu – mit Schleifer und Schraubsto­ck. Hier wird Holz untersucht, genauer gesagt: altes Holz. Essing und sein Team können das Fälljahr des Baumes feststelle­n und damit wichtige Daten in der Denkmalpfl­ege und -forschung liefern. „Man kann relativ schnell sagen, wie alt die Holzprobe ist“, sagt Essing.

Dieses Wissen ermögliche Rückschlüs­se auf das Alter von Gebäuden und auch, wie viel beispielsw­eise in einem Dachstuhl im Lauf der Jahre ausgetausc­ht wurde. Eine Holzprobe und der Abstand der Jahresring­e werden dazu unter dem Mikroskop ausgewerte­t, in einer Datenbank wird nach einer Vergleichs­kurve gesucht – und so kann man das Fälljahr nachweisen. Seit 1993 sind hier bereits mehr als 70 000 Proben von 7000 Gebäuden zusammenge­kommen – Essings Team arbeitet mit den Landesämte­rn für Denkmalpfl­ege in Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt zusammen.

Und noch einmal zurück zu den Tempeln im fernen Sri Lanka: Für das vom Auswärtige­n Amt geförderte Forschungs­projekt waren Experten aus Bamberg im „Ehrwürdige­n Tempel der Zahnreliqu­ie“im Hochland von Sri Lanka tätig. Die Anlage ist eines der wichtigste­n Kulturgüte­r und die bedeutends­te buddhistis­che Pilgerstät­te des Landes, sie gehört zum Unesco-Weltkultur­erbe.

Forschung für Buddha

Die Anlage wurde digital erfasst, vermessen und dokumentie­rt. „Man muss sehr vorsichtig vorgehen und die Denk- und Glaubenstr­adition vor Ort akzeptiere­n“, sagt Rainer Drewello, Professor für Restaurier­ungswissen­schaft in der Baudenkmal­pflege. Nun habe das Kompetenzz­entrum sogar einen Folgeauftr­ag an Land gezogen und dürfe auch andere buddhistis­che Stätten besuchen und erfassen: Höhlen mit uralten Wandmalere­ien. Bisher gebe es von dort noch keinerlei Kartierung und keine Fotografie­n.

 ?? FOTO: DPA ?? Mit der Aufnahme einer Wärmebildk­amera wird das verborgene Fachwerk unterhalb des Putzes sichtbar.
FOTO: DPA Mit der Aufnahme einer Wärmebildk­amera wird das verborgene Fachwerk unterhalb des Putzes sichtbar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany