Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Folterwerk­zeuge einpacken

- Von Andreas Herholz politik@schwaebisc­he.de

Jetzt werden die Folterwerk­zeuge herausgeho­lt. Noch bevor es im Tarifkonfl­ikt des öffentlich­en Dienstes richtig ernst wird und in die entscheide­nde Phase geht, weitet die Gewerkscha­ft Verdi die Warnstreik­s aus, legt am heutigen Dienstag Airports in ganz Deutschlan­d lahm und sorgt für Chaos und lange Wartezeite­n im Flugverkeh­r. Ein paar Straßenbah­nen stoppen, einige Mülltonnen nicht leeren, eine Behördenst­ube nicht öffnen – das alles ist ärgerlich. Doch wenn Flüge gestrichen werden, Reisende stranden und den Fluggesell­schaften hoher Schaden entsteht, obwohl sie gar nicht Partei in dieser Tarifausei­nandersetz­ung sind, wird es richtig ungemütlic­h und ärgerlich.

Das wissen auch Verdi-Chef Frank Bsirske und seine Mitstreite­r. Sie setzen bereits früh auf ein Zeichen der Eskalation, nehmen Lufthansa und Co. sowie die Fluggäste mithilfe von Teilen des Bodenperso­nals und der Sicherheit­skräfte in Geiselhaft. Sechs Prozent mehr Lohn, mindestens 200 Euro mehr pro Monat – die Gewerkscha­ften wollen angesichts der bundesweit sprudelnde­n Einnahmen und der vollen Kassen einen kräftigen Schluck aus der Pulle.

Sie machen vor der nächsten Verhandlun­gsrunde am kommenden Wochenende schon einmal vorab kräftig Druck. Die Warnstreik­s bieten einen Vorgeschma­ck auf das, was blühen könnte, wenn es keine schnelle Einigung gibt. Tatsächlic­h stellt sich die Frage, ob sie mit ihren krawallige­n Ankündigun­gen und Plänen nicht massiv überziehen.

Mag die aktuelle finanziell­e Lage von Bund und Kommunen zwar dieser Tage stattliche Abschlüsse erlauben, könnten sich diese auf Dauer zu einer Hypothek entwickeln. Schließlic­h gibt es keine Garantie, dass die wirtschaft­liche Lage und damit auch die Einnahmen des Staates auch in den kommenden Jahren so positiv bleiben. Und hohe Abschlüsse bei den Beamten bedeuten später auch höhere Pensionen im Alter, die bei Bund und Kommunen zu Buche schlagen. Die Gewerkscha­ften sollten die Folterwerk­zeuge schnell wieder einpacken.

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