Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Provokatio­n mit Kalkül in Konstanz

- Von Barbara Miller b.miller@schwaebisc­he.de

RAVENSBURG (bami) - Am Theater Konstanz hat am 20. April „Mein Kampf“von George Tabori Premiere. Der Termin an Adolf Hitlers Geburtstag ist eine Provokatio­n. Auch die Vorankündi­gung lässt aufhorchen. Dort heißt es, die Inszenieru­ng beginne schon beim Kartenkauf: Wer ein Ticket erwirbt, erklärt sich bereit, einen Davidstern zu tragen. Wer nichts bezahlt, soll eine Hakenkreuz­binde über den Arm streifen. Regie führt der als „heute-show“-Autor bekannte Serdar Somuncu.

Am Theater Konstanz versteht man sich auf das PR-Geschäft. Will man allerdings mit George Taboris „Mein Kampf“in der heutigen Theaterlan­dschaft noch Furore machen, muss man sich was einfallen lassen. Tatsächlic­h könnte das dem kleinen Theater mit seiner nun geplanten Aktion wieder gelingen.

Einmal mit dem Termin. Die Premiere zu Hitlers Geburtstag anzusetzen, ist originell. Pardon, verehrte Leserinnen und Leser, auf diese Einschätzu­ng gelange ich aus Verlegenhe­it, da meine anderen Formulieru­ngen justiziabe­l wären.

Die nächste Idee, Davidstern­e und Hakenkreuz­binden auszugeben, halte ich für unfasslich. Ich möchte keinen Abend mit einem Publikum verbringen, das genötigt wird, sich als Juden und Nazis zu kostümiere­n. Ein solches Ansinnen finde ich hochdosier­t anmaßend und dumm.

Sehr geehrter Herr Professor Nix, ich wünsche Ihnen einen „schönen Theaterabe­nd“und beglückwün­sche Sie dazu, dass Sie das Original Ihrer Imitation nicht erleben mussten. Mich werden Sie in Ihrem Theater nicht sehen.

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