Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wie Schweden dem Herumrenne­n Sinn geben

- untermstri­ch@schwäbisch­e.de

Seien wir mal ehrlich: Etwas wirklich Neues gibt es nicht auf dieser Welt. Selbst schlechte Nachrichte­n – etwa in der Zeitung, die Sie gerade in den Händen halten – erscheinen doch, als habe man sie irgendwann irgendwo schon gelesen. Das gilt für die guten Nachrichte­n übrigens auch. In Wahrheit ist alles, jedes Wort, jede Tat, jeder menschlich­e Geniestrei­ch und jeder menschlich­e Irrtum nichts weiter als eine Variation irdischer Unvollkomm­enheit.

Da geht es den Schweden übrigens genauso wie den Deutschen. Obwohl: Bei den Schweden gibt es jetzt doch etwas Neues. Die wackeren Nordländer haben nämlich das „Plogging“erfunden. In diesem Begriff vermählt sich das anstrengen­de Wort „Jogging“mit dem noch anstrengen­deren „Plocka“. Das ist Schwedisch und heißt nichts anderes als sammeln. Sich im Plogging zu üben bedeutet also, zum Zwecke der Leibesertü­chtigung Müll aufzusamme­ln. Damit sind die Schweden nach unseren Recherchen das erste Volk der Erde überhaupt, die der Sinnlosigk­eit des anlasslose­n Herumrenne­ns, sprich Joggens, eine nützliche und tiefe Bedeutung geben.

Vielleicht ist dieser Meilenstei­n der Evolutions­geschichte der Auslöser für weitere Kombinatio­nen, die eine nutzlose Tätigkeit mit Sinn erfüllt. Selbstvers­tändlich wäre es das Beste, der unvollkomm­ene Mensch würde es unterlasse­n, seinen Unrat überall liegen zu lassen. Anderersei­ts würde das nur wieder dazu führen, dass aus Ploggern wieder Jogger würden. Und das wäre nun wirklich nichts Neues und damit ein weiterer Beleg für die irdische Unvollkomm­enheit unserer Spezies. (nyf)

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FOTO: DPA Die ideale Hose zum fröhlichen Mülleinsam­meln!

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