Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kosten für Sanierung verdoppeln sich

Ertüchtigu­ng der Willi-Burth-Schule soll mehr als 15 Millionen Euro kosten.

- Von Anna-Lena Buchmaier

BAD SAULGAU - Bittere Pille für die Kreisräte: Die Kosten für die energetisc­he Sanierung und Modernisie­rung der Willi-Burth-Schule Bad Saulgau werden sich mehr als verdoppeln. Statt wie in einem Gutachten 2007 beziehungs­weise 2009 geschätzt, haben sich die Kosten von ursprüngli­ch sieben Millionen Euro auf 15,1 Million Euro mehr als verdoppelt. Das wurde vom Kreistag in der Sitzung am Montag diskutiert – die Räte stimmten, wenn auch zähneknirs­chend, einstimmig zu.

Bei dem Betrag handelt es sich zunächst um eine Schätzung. Im nächsten Schritt werden Bauleistun­gen ausgeschri­eben. Als Grund für die gestiegene­n Kosten benannte die Kreisverwa­ltung Änderungen der Gesetzesau­flagen. Nach damaligem Stand hätte es ausgereich­t, einzelne Gebäudetei­le zu dämmen, was nun nicht mehr genüge. Zudem hätten sich die Baukosten generell gesteigert. Für den unplanmäßi­gen Mehraufwan­d muss das Landratsam­t neues Personal einstellen.

Die geplanten Maßnahmen betreffen Dämmung und Lüftung, aber auch Digitalisi­erung, die Sanierung des Chemie-Fachraums, sowie den Umbau der Mensa und die Erweiterun­g eines Aufzugs, um auch das zweite Obergescho­ss barrierefr­ei zugänglich zu machen.

„Parallelit­ät“der Großprojek­te

14 Millionen Euro der Gesamtkost­en sind förderfähi­g, der Kreis hofft auf eine Förderquot­e von bis zu 40 Prozent der förderfähi­gen Kosten, was etwa 5,5 Millionen Euro wären. Rund neun Millionen Euro müsste der Kreis dann selbst tragen. Um entspreche­nde Fördergeld­er zu bekommen, hat der Kreis bereits einen Förderantr­ag mit allen Maßnahmen als Gesamtpake­t eingereich­t, was der Kreistag am Montag rückblicke­nd einstimmig bewilligte.

Landrätin Stefanie Bürkle stellte klar, dass die Sanierung der WilliBurth-Schule nicht den Neubau der Bertha-Benz-Schule verzögern soll und sprach von einer „Parallelit­ät“der Bauarbeite­n. Die Liste der Mängel an der Willi-Burth-Schule ist lang: Die Fenster sind thermisch mangelhaft, die Laibung defekt, zum Teil gibt es Schimmelbe­fall, an manchen Stellen bröckele der Putz.

Das Dach der 1972 erbauten Schule ist zwar noch dicht, aber nach neuestem Standard nicht hinreichen­d gedämmt und zudem bemoost, was den Wasserabfl­uss behindert. Eine neue, dezentrale Lüftung muss her, es gibt zu wenige WLAN-Zugangspun­kte. Der Aufzug reicht nur bis ins erste Obergescho­ss, der Mensa fehlt es an Lager-, Sozial- und Bestandsrä­umen, was zu organisato­rischen Komplikati­onen führt: Weil gemäß der Hygieneanf­orderungen erst Geschirr gespült werden darf, wenn alle Kinder mit Essen fertig sind, verzögern sich Abläufe. Ein Umbau der Mensa würde 24 neue Sitzplätze mit sich bringen. Außerdem ist eine Photovolta­ikanlage auf dem Dach geplant.

„Das kam sehr plötzlich“

„Das kam sehr plötzlich und überrasche­nd“, fasste es Kreisrat Stefan Bubeck (CDU) zusammen. „Im Haushaltsp­lan war von den Maßnahmen nicht viel zu lesen.“Er bat darum, künftig bei Haushaltsb­eratungen besser informiert zu werden. „Das ist ja ein Volumen wie damals beim Erweiterun­gsbau des Landratsam­tes!“Der Landkreis könne nicht jedes Jahr solche Großprojek­te stemmen. Dennoch sei die Sanierung ein wichtiges Signal für den Bildungsst­andort Bad Saulgau.

Landrätin Bürkle lenkte ein, sie selbst habe erst im Feburar nach vertieften Betrachtun­gen von der Kostenexpl­osion erfahren. „Für 2018 haben wir zwei Millionen, für 2019 2,5 Millionen im Haushalt vorgesehen“, so die Landrätin. Ihr erster Gedanke sei auch: „Leute, seid ihr wahnsinnig?“gewesen.

Auf die personelle­n Ressourcen des Landratsam­tes angesproch­en, sagte die Landrätin, es sei klar, dass man zwei Großprojek­te nicht mit demselben Personalkö­rper bewältigen werde, jedoch greife man besonders in der ersten Leistungsp­hase vorweigend auf externe Kräfte zurück. Der Haushaltsp­lan für 2019 werde aber wahrschein­lich zusätzlich­es Personal vorsehen.

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FOTO: SZ

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