Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der Unterschie­d: Offen oder im Wald

Nicht überall reagieren Bürger mit Ablehnung auf den Kiesabbau.

- Von Patrick Laabs und Julia Freyda

GÖGGINGEN/OSTRACH - „Der Kies kann eben nur da abgebaut werden, wo er auch hochwertig vorkommt“: Diesen Spruch der Verantwort­lichen für den Kiesabbau kann jeder Gegner des Kiesabbaus zitieren. Nicht alle Kritiker freilich lehnen den Kiesabbau grundsätzl­ich ab. Je nach Lage des Gebietes bläst starker Gegenwind oder auch keiner.

„Wir sind gar nicht so sehr gegen den Abbau von

Kies im Wald“, sagt

Rainer Ohmacht, Vorsitzend­er des

Vereins „Lebenswert­es Göggingen“. Auch viele Gögginger Vereinsmit­glieder hätten Verständni­s für die Notwendigk­eit von Kiesabbau, sagt Ohmacht. Vielmehr komme es also darauf an, wo der Kies abgebaut werde. Und so wehrt sich der Gögginger Verein vor allem gegen den Abbau im Offenland, sprich auf der offenen Wiese. „Mal ganz abgesehen davon, dass es nahe des Bodensees noch viel hochwertig­ere Kiesvorkom­men gibt als bei uns“, so Ohmacht.

Die Firmen Valet und Ott sowie Martin Baur haben vor zwei Jahren vom Regierungs­präsidium Tübingen den Abbau von 39 Hektar Kies im Offenland genehmigt bekommen – „ein No-Go für uns“, sagt Ohmacht. Doch weshalb? Was macht den Abbau im Offenland für die Gögginger so inakzeptab­el?

Die 39 Hektar nahe Göggingen seien ein „klassische­s Naherholun­gsgebiet für uns, ein starkes Stück Natur“, sagt Ohmacht. Dort gingen die Gögginger mit ihren Hunden spazieren oder ritten mit ihren Pferden aus. Zudem seien die Wiesen bei Göggingen häufig nass, was nach Ohmachts Überzeugun­g an der mangelhaft­en Rekultivie­rung anderer Kiesabbaug­ebiete liege. „Das Wasser muss ja auch irgendwohi­n abgeführt werden. Also fließt es ins Tal runter“, sagt er. Beim Kiesabbau würden sich zudem Kälteseen bilden, was das Kleinklima beeinfluss­e.

Landwirte hätten es seiner Meinung nach schon jetzt schwer, noch Nachfolger zu finden. In Göggingen gebe es „vielleicht noch drei oder vier“. Der Kiesabbau befördere die Perspektiv­en für die Landwirtsc­haft nicht gerade, ist sich Ohmacht sicher. „Krauchenwi­es möchte sich entwickeln, Göggingen möchte sich entwickeln“– doch das gehe mit zu großen Gebieten, in denen Kies abgebaut werde, nicht.

Fast schon verborgen im Wald zwischen Tafertswei­ler und Hoßkirch wird seit Anfang der 1980erJahr­e Kies abgebaut. „In der Zeit vor der Ortsumfahr­ung gab es dadurch viel Verkehr in Ostrach und Tafertswei­ler. Das sahen die Bürger natürlich kritisch“, sagt Ostrachs Bürgermeis­ter Christoph Schulz. Daher sei die Belastung durch den Kiesabbau damals auch ein starkes Argument für den Bau der Ortsumfahr­ung gewesen. Das sieht auch Tafertswei­lers Ortsvorste­her Wolfgang Pfeiffer so. „Früher gab es viele Beschwerde­n, aber mit der Ortsumfahr­ung haben wir eine enorme Entlastung erreicht“, sagt Pfeiffer. Das Waldgebiet um die Kiesgrube sei auch eine Art Schutzwall gegen den Staub und Lärm. „Vielleicht auch aus diesem Grund sehen die Bürger den Abbau dort weniger emotional und kritisch als andernorts“, vermutet Pfeiffer. Hinzu kommt, dass es keine direkten Anwohner gibt.

Bürgermeis­ter Schulz geht allerdings davon aus, dass der Abstand zwischen Kieswerk und Wohnbebauu­ng und die Verkehrsbe­lastung relevanter sind, als dass das Kieswerk von Wald umgeben sei. „Denn auch in Jettkofen wird Kies im Offenland abgebaut, aber dennoch ist der Widerstand der Bürger in dem Teilort nicht mit dem in Göggingen vergleichb­ar“, sagt Schulz.

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Kiesabbau im Offenland? Für den Verein „Lebenswert­es Göggingen“ein absolutes No-Go. Die 39 Hektar nahe Göggingen, für die es eine Genehmigun­g zum Kiesabbau vom Regierungs­präsidium gibt, betrachten sie als wichtiges Naherholun­gsgebiet.

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