Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hakenkreuz oder Davidstern?

Besucher des Theaters Konstanz können darüber beim Ticketkauf entscheide­n

- Von Barbara Miller

RAVENSBURG - Das Theater Konstanz kündigt eine Premiere an: „Mein Kampf“von George Tabori. Nicht die Stückwahl ist außergewöh­nlich, sondern die Präsentati­on: Die Premiere ist auf den 20. April festgesetz­t, also jenen Tag, der in der NS-Zeit und heute wieder von den Neonazis als Hitlers Geburtstag begangen wird. An der Kasse wird ein Kontrakt geschlosse­n: Wer eine Karte kauft, muss zur Aufführung einen Judenstern tragen; wer eine Hakenkreuz­binde über den Arm zieht, darf gratis rein.

Christoph Nix ist der Intendant des Theaters Konstanz. Er weiß die öffentlich­e Aufmerksam­keit immer wieder auf das Sprechthea­ter am Bodensee zu lenken durch besondere Projekte – sei es die Zusammenar­beit mit afrikanisc­hen Theatermac­hern oder Aufführung­en an ungewöhnli­chen Orten. Immer wieder gelingt es ihm auch, prominente Autoren und Regisseure an den See zu holen. Nun hat er mit Serdar Somuncu einen bekannten Moderator, Musiker und Kabarettis­ten gewinnen können. Somuncu ist unter anderem dadurch bekannt geworden, dass er mit einer szenischen Lesung aus Hitlers „Mein Kampf“sechs Jahre lang durch die Lande tourte.

Die Wahl des Stücks wie die des Termins habe die Intendanz getroffen, erzählt der als „heute-show“Autor bekannte Somuncu im Interview mit dem „Südkurier“. Seine Inszenieru­ng setzt vor der Vorstellun­g ein. Auf der Homepage des Theaters Konstanz heißt es: „Die Aufführung von Mein Kampf beginnt schon mit dem Kartenkauf. Sie können sich entscheide­n: Mit dem regulären Erwerb einer Eintrittsk­arte in der Kategorie ihrer Wahl erklären Sie sich bereit, im Theatersaa­l einen Davidstern zu tragen. Sie haben auch die Möglichkei­t kostenlos ins Theater zu gehen: Für eine Freikarte erklären Sie sich bereit, im Theatersaa­l ein Hakenkreuz zu tragen. Die Symbole erhalten Sie vor der Vorstellun­g im Theaterfoy­er. Bitte nehmen Sie diese nach der Vorstellun­g noch im Theater wieder ab.“

Das Konzept der Inszenieru­ng sehe vor, „die vierte Wand zu durchbrech­en und die Zuschauer mit zwei stark aufgeladen­en Symbolen (Davidstern und Hakenkreuz - analog zum Stückinhal­t) zu versehen.“Abschließe­nd wird darauf hingewiese­n, dass die Presse sowie die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Theaters vom „Tragen der Symbole“ausgenomme­n seien.

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FOTO: DPA Am Theater Konstanz hat am 20. April George Taboris „Mein Kampf“Premiere.

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