Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Verzögerun­g beim Alarm wirft Fragen auf

Die Polizei wird erst 30 Minuten später verständig­t – Erst vor zwei Monaten ein Fehlalarm

- Von Oliver Linsenmaie­r und Jasmin Amend

WEINGARTEN - Nach dem Amokalarm an der Geschwiste­r-SchollSchu­le des Körperbehi­ndertenzen­trums Oberschwab­en (KBZO) am Montagnach­mittag in Weingarten, der sich letztlich als Fehlalarm herausstel­lte, dauern die Ermittlung­en an. Gerade die halbstündi­ge Verzögerun­g zwischen dem Auslösen des Alarms in der Schule und der Alarmierun­g der Polizei wirft Fragen auf. Besonders kurios: Bereits vor zwei Monaten hatte es beim KBZO einen Fehlalarm gegeben, bei der noch mehr Zeit bis zur Alarmierun­g der Polizei vergangen war. „Das war fast noch dubioser“, sagte Weingarten­s Polizeirev­ierleiter Nicolas Riether.

Laut Pressestel­le des Polizeiprä­sidiums Konstanz war der Amokalarm am Montag gegen 14.30 Uhr in der Schule ausgelöst worden. Doch erst kurz nach 15 Uhr sei die Polizei verständig­t worden. Den bisherigen Erkenntnis­sen zufolge wurde der Alarm über einen Telefonanr­uf ausgelöst, mit dem die Alarmanlag­e aktiviert wurde, teilte die Polizei mit. Wer den Alarm auslöste und warum es zu der zeitlichen Verzögerun­g kam, konnte Riether am Montagaben­d noch nicht sagen. Grundsätzl­ich gäbe es in solchen Fällen kein einheitlic­hes System. Allerdings: Durch den Alarm sei in den drei betroffene­n Gebäuden eine Durchsage losgegange­n, mit der die Lehrer und Pädagogen darauf aufgeforde­rt wurden, die Klassenzim­mer von innen zu verbarrika­dieren. „Das hat soweit auch funktionie­rt“, sagte Riether.

Ulrich Raichle, Vorstandsv­orsitzende­r des KBZO, wollte sich auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“vor Ort nicht zu dem Thema äußern. „Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich einfach froh, dass es ein Fehlalarm war.

SEK aus Göppingen im Einsatz

Das waren zwei Stunden voller Anspannung und das ist für alle Beteiligte­n nun erst einmal eine Erleichter­ung“, sagte Raichle.

Allerdings wolle man den Vorfall zum Anlass nehmen, die gesamten Abläufe gemeinsam mit der Polizei intensiv zu analysiere­n. Wegen des ersten Vorfalls vor zwei Monaten habe man sich ohnehin zusammense­tzen wollen.

Nachdem der Alarm am Montag bei der Polizei eingegange­n war, sperrten die Beamten das Gelände weiträumig ab. Auch das Spezialein­satzkomman­do (SEK) aus Göppingen war mit einem Polizeihub­schrauber im Einsatz.

Als das Sondereins­atzkommand­o eintraf, hatten die Weingarten­er Kollegen die drei Schulgebäu­de allerdings bereits systematis­ch durchsucht, in denen sich zwischen 350 bis 400 Schüler und Lehrkräfte befunden hatten. Wie viele Beamte im Einsatz waren, wollte die Polizei nicht mitteilen.

Nachdem die Durchsuchu­ng der Gebäude gegen 16.25 Uhr abgeschlos­sen war – die letztlich keinerlei Anhaltspun­kte für eine tatsächlic­he Amoklage ergeben hatte – begann die Polizei damit, die Schüler aus den Gebäuden zu führen und sie den Betreuungs­kräften des Roten Kreuzes sowie der Polizei zu übergeben.

„Für die Schüler und Pädagogen war es doch eine erhebliche Belastung“, erklärte Riether. Daher werde auch eine psychische Betreuung angeboten.

Die Betreuungs­stelle befand sich in einem Nebengebäu­de (Mensa) der Schule, wo die Kinder gesammelt und von dort in ihre Busse einsteigen oder in die Obhut ihrer Eltern übergeben werden konnten. Während des Einsatzes vor Ort war auch Matthias Stöckle, kaufmännis­cher Vorstand des KBZO. Zu einer möglichen Ursache für den Alarm sagte er: „Wir schauen uns das morgen früh genau an. Im Extremfall wird es ein technische­r Defekt gewesen sein.“

Derzeit wisse man nicht mehr, außer dass es ein Fehlalarm gewesen sei. „Wichtig ist, dass niemandem etwas passiert ist und alle gesund sind“, sagte Stöckle und sprach das „größtmögli­che Lob an die umsichtige Polizei“aus.

„Es war wirklich hervorrage­nd, wie unaufgereg­t sie das geregelt hat.“Auch Lehrer und Schüler seien gut auf einen Ernstfall vorbereite­t gewesen: „Das Thema Amok wird wiederkehr­end mit den Lehrern und den Schülern besprochen, wir haben auch Alarmierun­gspläne dazu.“Jeder wisse, was zu tun sei.

 ?? FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R ?? Die Polizei war mit einem Großaufgeb­ot im Einsatz.
FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Die Polizei war mit einem Großaufgeb­ot im Einsatz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany