Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
170 Wehrleute kämpfen gegen Flammen
Großbrand im Agrarzentrum in Aulendorf richtet Millionenschaden an
AULENDORF - Ein Sachschaden von rund drei Millionen Euro ist ersten Schätzungen zufolge in der Nacht auf Montag bei einem Großbrand auf dem Gelände des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf entstanden. Die Lehr- und Versuchsanstalt liegt auf einem Berg außerhalb der Kernstadt. Der Feuerschein der Flammen war schon von weitem zu sehen. Menschen wurden bei dem Großfeuer nicht schwer verletzt. Auch alle Kühe und Kälber konnten gerettet werden. Warum das Feuer – vermutlich im Bereich des Rauhfutterlagers – ausgebrochen ist, ist derzeit noch unklar. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.
Am Montagmorgen ragen dort, wo einen Tag zuvor noch ein Futterlager und drei Stallungen samt teuren Schulungsgeräten und Melktechnik standen, nur noch Ruinen in den Himmel. Verbogenes Metallgerippe und schwarz verkohlte Überreste dominieren das Bild, während die Feuerwehr die letzten Einsatzgeräte zusammenpackt und abrückt. Um 22 Uhr am späten Sonntagabend war die Aulendorfer Feuerwehr alarmiert worden und ausgerückt. „Man hat es schon von weitem gesehen. Als ich über die Brücke gefahren bin, habe ich sofort Vollalarm ausgelöst“, berichtet Gesamtkommandant und Einsatzleiter Markus Huchler. „In meiner insgesamt 36-jährigen Karriere war das mein größter Brand“, sagt er und schätzt die Brandfläche auf 4000 bis 4500 Quadratmeter „Das sind zwei Bauernhöfe.“
Kälber und Kühe hinausgetrieben
Die ausgebrannten Gebäude stehen quasi im Innenhof des Zentrums und sind von weiteren Lager-, Schulungsund Verwaltungsgebäuden sowie einem Stall umgeben. Neben einem Futterlager und dem Melkstand umfasste der Gebäudekomplex auch Stallungen. Vor allem etwa 65 Kälber waren dort untergebracht. Lehrgangsteilnehmer, die den Brand bemerkt und Alarm geschlagen hatten, trieben die Kälber aus dem Stall und auf einer Wiese zusammen. Auch die 75 Kühe aus dem nahe gelegenen Milchviehstall wurden hinausgetrieben. Der Feuerwehr bot sich in der Nacht indes ein Szenario, wie es die wenigsten schon erlebt haben. Eine Augenzeugin berichtet von schreienden Kühen, und von lautem Knallen, das von der brachialen Gewalt des Feuers herrührte. Die Feuerwehr habe, so berichtet Einsatzleiter Huchler, sofort begonnen, ein Übergreifen der Flammen auf den Milchviehstall zu unterbinden und Wasserleitungen zu verlegen. Die Löscharbeiten dauerten bis in den Morgen. Um genügend Löschwasser zur Verfügung zu haben, wurden zwei Mal 1,8 Kilometer lange Schlauchleitungen von Hydranten in der Heine- und Ebisweilerstraße hinauf verlegt. Rund zehn Landwirte lieferten in Fässern weiteres, dringend benötigtes Wasser zu. Insgesamt bekämpften rund 170 Einsatzkräfte die Flammen. Vier Drehleitern waren im Einsatz.
Neben der Wasserversorgung bereitete die Biogasanlage den Einsatzkräften Sorgen. Dort hatte sich Druck entwickelt, sodass eine Explosionsgefahr befürchtet wurde. Letztlich musste die Anlage geöffnet werden, damit das Gas austreten konnte. Erhöhte Vorsicht während der Löscharbeiten war zudem geboten, da sich auf dem Dach des Gebäudes eine Solaranlage befand, deren Platten eventuell noch Strom führten.