Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Andere Kulturen fasziniere­n mich noch immer“

Neu Delhi, Kapstadt, Los Angeles: Klaus Fimpel arbeitet in Auslandsve­rtretungen des Auswärtige­n Amts

- Von Jennifer Kuhlmann

EICHEN/TIFLIS - Sein Eigenheim steht in der Nähe von Berlin, seine Heimat ist Eichen, aber zuhause hat sich Klaus Fimpel schon in vielen Ländern der Welt gefühlt. Als Verwaltung­smitarbeit­er des Auswärtige­n Amts hat er unter anderem bereits in Warschau, Neu Delhi, Kapstadt und Los Angeles gelebt. Zurzeit arbeitet er in der deutschen Botschaft in der georgische­n Hauptstadt Tiflis. Obwohl der Ruhestand näher rückt, hat Klaus Fimpel seine Abenteuerl­ust nicht verloren.

Dabei hat er nach eigenen Einschätzu­ngen erst spät gemerkt, dass es ihn in andere Länder zieht. „In meiner Jugend war ich ein sehr heimatverb­undener Mensch und hatte gar nicht im Sinn, in die Welt hinauszuma­rschieren“, sagt Klaus Fimpel heute. Nach dem Abitur in Bad Saulgau wartete allerdings die Wehrpflich­t auf ihn. Dort sei er über den militärisc­hen Stab an der deutschen Botschaft in Paris auf die Berufspers­pektiven in den Auslandsve­rtretungen des Auswärtige­n Amts aufmerksam geworden. „Ich habe mir das ein Jahr lang in den Niederland­en beim militärisc­hen Stab angesehen und mich dann beim Auswärtige­n Amt beworben“, sagt er. In einer heute mit einem dualen Studium vergleichb­aren Ausbildung hätte er vom Handelsund Konsularre­cht bis zu Verwaltung­saufgaben alles gelernt, um als Mitarbeite­r weltweit eingesetzt werden zu können. „Damals waren Französisc­h und Englisch die beiden Sprachen, die man beherrsche­n musste“, sagt Fimpel.

Sein Auslandspr­aktikum trat er als junger Mann in Ausbildung in Jordanien an. „Dort wurde Unterstütz­ung im Bereich für deutsche Visa und Passangele­genheiten gebraucht“, erinnert er sich. Kurzerhand habe er seinen Hausrat in seinen Käfer gepackt und sei losgefahre­n. „Meine Mutter hat bei der Aktion sicher erst einmal geschluckt, mir Was macht eigentlich... Klaus Fimpel aber nicht reingerede­t“, sagt Fimpel. „Sie hatte ein gewisses Gottvertra­uen, dass es schon gut gehen würde.“

Bis zu 3000 Visa am Tag

Seine erste Stelle als Konsularbe­amter trat Fimpel 1983 im polnischen Warschau an. „Im Ostblock herrschten da ziemlich angespannt­e Verhältnis­se und der Druck auf unsere VisaStelle war groß“, sagt Fimpel. Bis zu 3000 Visa seien täglich ausgestell­t worden. Nicht nur die Solidarnos­cBewegung hat Fimpel so auf besondere Weise erlebt, auch in anderen Ländern bewegte er sich am Puls der politische­n Entwicklun­gen: Indien habe sich nach der Ermordung von Indira Ghandi gerade wirtschaft­lich der Welt geöffnet; der Wüstenpost­en in Kuweit, zu dem Fimpel wechseln sollte, wurde von den Irakern eingenomme­n und in Algerien wurde es so gefährlich, dass seine Familie evakuiert wurde, die Schule nach Mallorca verlegt und es nur einen konsularis­chen Notbetrieb in einem gesicherte­n Hotel gab.

„Die schönste Zeit hatten wir rückblicke­nd in Südafrika“, sagt Fimpel heute. „In Kapstadt wären wir gern noch länger geblieben.“Sie hätten frei reisen und tolle Landschaft­en sehen können. Nelson Mandela war gerade zum ersten schwarzen Präsidente­n des Landes gewählt worden. „Er war ein großer Versöhner und es herrschte eine unglaublic­he Stimmung im ganzen Land.“

Es folgten acht Jahre in Berlin, vier in Los Angeles und drei Jahre in der Demokratis­chen Republik Kongo, bevor es 2015 nach Tiflis ging. „Die Bewährungs­probe, ob dieses Leben etwas für meine Frau ist, hatten wir bereits am Anfang in Warschau“, sagt Fimpel. Danach sei klar gewesen, dass sie das auch künftig mitmachen und genauso neugierig auf neue Länder sein würde. „So ein Glück haben nicht alle“, weiß Fimpel. „Deshalb wird es für das Auswärtige Amt auch schwierige­r, Nachwuchs zu finden. Ohne Familie oder Partner kann es ziemlich einsam und schwierig werden.“

Durch den spätestens alle vier Jahre stattfinde­nden Ortswechse­l hat die Familie nie so Wurzeln geschlagen wie andere. „Man lernt, dass man nicht alle Freundscha­ften und Beziehunge­n über die Distanz fortführen kann, aber ich habe doch meine Leute, auf die ich mich verlassen kann und mit denen ich bei einem Treffen dort anknüpfen kann, wo wir aufgehört haben, auch wenn wir uns zwei Jahre nicht gesehen haben“, sagt Fimpel.

Seine Tochter Julia scheint die Abenteuerl­ust ihres Vaters geerbt zu haben. „Sie ist im Studium beruflich auch schon oft im Ausland gewesen“, sagt er. Die beiden Söhne Max und Benedikt leben in Berlin. Weil es dort auch ein Enkelkind gibt, ist Berlin erste Anlaufstel­le, wenn Klaus Fimpel und seine Frau auf Heimaturla­ub sind. „Aber meine Schwester in Eichen besuchen wir auch sehr gern.“

Eine Station wird Klaus Fimpel ab 2019 noch absolviere­n. „Wenn du die Liste mit Möglichkei­ten siehst und merkst, dass dir noch 40 spannende Orte offen stehen, dann kribbelt es schon und du überlegst, welche Herausford­erung es diesmal wird.“

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FOTO: PRIVAT Klaus Fimpel mit seiner Frau Susi und seinen drei Kindern Julia, Max und Benedikt auf einem Hotelturm in Las Vegas.

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