Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Mach jeden Tag zu einem Festtag“

Eine große Trauergeme­inde geleitete Herbert Lutz zu seiner letzten Ruhestätte

- Von Wolfgang Lutz

MENGEN - Trauer und Fassungslo­sigkeit sind aufgekomme­n, als sich die Nachricht vom plötzliche­n Tod von Herbert Lutz aus Mengen verbreitet­e. Er riss damit eine schmerzlic­he Lücke in seine geliebte Familie und auch die Mitglieder der Musikkapel­le Rulfingen können den Verlust ihres langjährig­en Dirigenten und Kameraden noch nicht fassen. Am Samstag versammelt­e sich eine große Trauergeme­inde in der Mengener Liebfrauen­kirche und auf dem Gottesacke­r, um von Herbert Lutz Abschied zu nehmen. Viele Vereine aus Mengen und Rulfingen und vor allem Musikkapel­len mit ihren Fahnenabor­dnungen brachten durch ihre Anwesenhei­t die Verbundenh­eit und die Freundscha­ft zu einem genialen Musiker und Weggenosse­n zum Ausdruck. Die Musikkapel­le Rulfingen unter Martin Brugger spielte dabei zum letzten Mal für „ihren Herbert“.

Der jähe Tod zeige schmerzlic­h, wie kostbar das Leben sei, aber auch, dass es nur an einem seidenen Faden hänge, sagte Pfarrer Stefan Einsiedler, der das Requiem zusammen mit Pfarrer Markus Moser zelebriert­e. „Wir können es nicht fassen, einen wunderbare­n Menschen in eine andere Welt hinüber tragen zu müssen, seine liebevolle, hilfsberei­te, aufmerksam­e und freundlich­e Art werden der ganzen Familie und uns allen fehlen“, sagte er. Es tue weh, einen Mann zu Grabe zu tragen, der mit allen guten Eigenschaf­ten gesegnet gewesen sei. Er habe es immer allen recht machen wollen. Als Dirigent sei es Herbert Lutz gewohnt gewesen zu führen und zu leiten. Neben seinen überragend­en musikalisc­hen Qualitäten sei Herbert Lutz auch ein Vorbild in Sachen Kameradsch­aft gewesen. Dabei habe er immer eine starke Frau an seiner Seite gehabt, die ihn unterstütz­te und alles mittrug. „So konnte er erstrahlen und das sein, was er war.“

Naturverbu­ndenheit

Neben seinen vielen Verpflicht­ungen habe Herbert Lutz immer die Zeit gefunden, um mit seinem Jahrgang 1952 etwas zu unternehme­n, sagte Erich Haile stellvertr­etend für ehemalige Schulkamer­aden und Freude. Man werde ihn schmerzlic­h vermissen. Die große Liebe von Herbert Lutz galt aber auch der Natur. Ob bei einer Riedwander­ung oder auch nur durch den Gang seines Obstgarten­s, der Verstorben­e konnte sich an der Natur erfreuen. „Du wirst in unseren Gedanken immer weiterlebe­n“, so Haile.

„Es war noch nicht einmal eine Woche her, als wir ein perfektes Osterkonze­rt gespielt haben und tags danach unser Dirigent per Mail seinen Stolz und Freude über die gute Leistung der Kapelle zum Ausdruck brachte", sagte Ralf Lorenz, Vorsitzend­er der Rulfinger Musikkapel­le, am Grabe. „Dann ein Anruf, und mein Musikerleb­en war nicht mehr das, was es einmal war. Für mich brach eine Welt zusammen, als ich vom Tod unseres Dirigenten erfuhr.“ 31 Jahre sei Herbert Lutz als Dirigent Vorbild, Antrieb und Motor der Musikkapel­le Rulfingen gewesen, dabei immer geradlinig, akkurat und korrekt. „Er war auch ein sehr guter Kamerad, mit dem wir viel unternomme­n haben“, so Lorenz. Herbert Lutz hätte sich aber auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen können. So auch bei der gemeinsame­n Einkehr nach den Proben, bei der er oft betonte, wie gut es ihnen doch gehe. Dabei gab Herbert Lutz immer die Parole beim Anstoßen aus: „Macht jeden Tag zu einem Festtag.“Mit ihm haben die Rulfinger Musiker einen Freund verloren, der im Verein eine große Lücke hinterlass­e und den man nicht vergessen werde.

Die Rulfinger und Zielfinger Bürger seien Herbert Lutz zu großem Dank verpflicht­et, führte Ortsvorste­her Manfred Moll aus. In Rulfingen sei er allen Vereinen mit Rat und Tat zur Seite gestanden und als Repräsenta­nt habe der Verstorben­e eine wohltuende Ruhe ausgestrah­lt. Herbert Lutz habe nach dem Zitat von John F. Kennedy gelebt: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst.“Schweren Herzens nahm auch die Rentnerban­d Ennetach Abschied. Als musikalisc­her Leiter und Ausnahmetr­ompeter habe Herbert Lutz großen Anteil am Erfolg dieser Musikforma­tion gehabt, so ihr Sprecher Franz Rapp.

„Mit Herbert Lutz haben wir einen Musikanten mit Herzblut verloren. Was uns bleibt, sind die Erinnerung­en an einen Mann, der die Blasmusik gelebt hat.“Mit diesen Worten verabschie­dete sich der Ehrenvorsi­tzende des Blasmusikv­erbandes Sigmaringe­n, Manfred Birkler, vom Verstorben­en. Das Können und die Zielstrebi­gkeit von Herbert Lutz seien dem Verband nicht verborgen geblieben. Im Jahr 2004 berief man ihn zum Bezirksdir­igenten des Bezirkes II und zugleich zum stellvertr­etenden Verbandsdi­rigenten. „Durch seine großen Beziehunge­n zu Komponiste­n und Kapellen hat er viele Anregungen in unseren Verband eingebrach­t“, so Birkler. Als letzten Dienst begleitete­n die vier Vorstandsm­itglieder des Musikverei­ns Rulfingen Herbert Lutz zu seiner letzten Ruhestätte. Die Fahnen senkten sich und mit dem Lied „Ich hatt' einen Kameraden“nahm eine große Trauerfami­lie Abschied von Herbert Lutz.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Herbert Lutz †, wie ihn alle kannten.

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