Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Arbeit für Polizei und Sportgeric­ht

Fußball, Kreisliga A: Wie das Spiel von Munderking­en und Türkgücü aus dem Ruder lief

- Von Andreas Wagner

MUNDERKING­EN/EHINGEN - Zwischenfä­lle beim Spiel der FußballKre­isliga A zwischen dem VfL Munderking­en und Türkgücü Ehingen beschäftig­en die Polizei und auch das Schiedsger­icht des Fußballbez­irks Donau. Der Platzverwe­is für einen Türkgücü-Spieler führte zu Tumulten am Spielfeldr­and, die unterschie­dlich geschilder­t oder bewertet werden.

Rund eine Stunde war die Partie in Munderking­en alt, es stand 1:1. Ein Foul wie viele andere im Fußball. Doch gerieten ein VfL- und ein Türkgücü-Spieler aneinander. Der Spieler von Türkgücü sei von dem Munderking­er provoziert worden, sagen Türkgücü-Vorsitzend­er Metin Kocak und Jugendleit­er Ferdi Mavis. Daraufhin griff der Ehinger einem anderen VfL-Spieler, der sich zwischen die ursprüngli­chen Streithähn­e geschoben und sich verbal eingemisch­t hatte, an den Hals. Die Munderking­er sprechen von einem Würgen, die Ehinger von einem Festhalten am Hals und von Kratzspure­n, nachdem sich der VfL-Akteur dem Griff entzogen hatte. „Unser Spieler hat keine Luft mehr gekriegt“, sagt VfL-Fußballman­ager Felix Schelke. Der Spieler kam zur Untersuchu­ng ins Krankenhau­s, verließ es aber noch am selben Abend.

Keine Diskussion um Rote Karte

Von „heftigem Würgen“und „Schlagen“spricht Jochen Oelmayer, Schiedsric­hterobmann aus dem Fußballbez­irk Riß, aus dem der Unparteiis­che des Spiels in Munderking­en kommt. Oelmayer hat am Montag mit dem Schiedrich­er, der noch jung ist, aber wegen durchweg guter Kritiken besonders gefördert werde, telefonier­t und sich die Vorkommnis­se schildern lassen. Die Rote Karte für die Tätlichkei­t war mehr als gerechtfer­tigt, so Oelmayer.

Der Platzverwe­is ist unstrittig. „Völlig zurecht“, so Mavis und Kocak, die vereinsint­erne Konsequenz­en für den Spieler ankündigte­n. „Wir distanzier­en uns vom Verhalten des Spielers“, so Mavis. Über das dem Platzverwe­is folgende Geschehen gingen die Ansichten auseinande­r. Schelke berichtet davon, dass der mit Rot bedachte Spieler den Platz zunächst nicht verlassen wollte. „Normalerwe­ise senkt ein Spieler in so einer Situation den Kopf und geht in die Kabine“, so der VfL-Manager. Er ist überzeugt: Wäre er normal weggelaufe­n, wäre die Sache erledigt gewesen und nichts weiter passiert.

Stattdesse­n kochten die Emotionen bei einzelnen Zuschauern hoch. Als der vom Feld gestellte TürkgücüSp­ieler, begleitet vom Vorsitzend­en Metin Kocak, dann Richtung Kabine ging, wollte nach Türkgücü-Angaben ein Zuschauer auf den Spieler losgehen. Er habe dies verhindert, so Kocak. Die Situation beruhigte sich nicht, im Gegenteil: Ein anderer Zuschauer, laut Kocak ein Spieler der „Zweiten“des VfL, habe sich ihm und dem vom Platz gestellten Spieler aggressiv genähert, so der TürkgücüVo­rsitzende, der dies unterband und den jungen Mann kurzzeitig festhielt. Kurz darauf habe der junge Mann ihn und den Türkgücü-Spieler erneut attackiere­n wollen – diesmal mit einer Flasche, die er sich am Kiosk geholt und an der Wand zerschlage­n habe, so Kocak. Er habe geschrien, getobt, uns beleidigt und massiv bedroht, sagen Kocak und Mavis. Mit Hilfe von Zuschauern sei dann Schlimmere­s verhindert worden.

„Es ist niemand verletzt und nichts beschädigt worden“, sagte Munderking­ens Felix Schelkle, der Näheres zum Tumult nicht sagen konnte. Er sei zu weit entfernt gewesen und habe sich zudem um den am Hals verletzten VfL-Spieler kümmert. „Ich kann nur weitergebe­n, was ich gehört und gesehen habe“, so Schelkle. Demnach sei der vom Platz gestellte Türkgücü-Spieler an den Zuschauern vorbeigega­ngen und dabei „gab das eine Wort das andere“, so Schelkle, der von „Tumult und Rangelei“sprach. „Offensicht­lich hatten sich zwei oder drei Leute in die Haare gekriegt. Es gab ein großes Schimpfen und Geschrei.“

Schließlic­h rückte die Polizei an, die Kocak nach eigenen Worten verständig­t hatte, weil sich die Gäste nicht mehr sicher fühlten. Ähnlich war es zuvor schon dem Unparteiis­chen ergangen. Der Schiedsric­hter sei, nachdem er die Rote Karte gezückt hatte, von dem vom Feld gestellten Spieler bedroht worden, sagt Oelmayer. Mitspieler von Türkgücü hätten ihn zurückgeha­lten und so einen Übergriff verhindert. Als es kurz darauf zu den Tumulten am Spielfeldr­and kam, entschied sich der Schiedsric­hter dazu, die Partie vorzeitig zu beenden. „Aufgrund der beiden Vorfälle hat er es abgebroche­n“, zitiert der Schiedsric­hterobmann den Unparteiis­chen. Näheres zu den Tumulten habe er nicht sagen können, weil er sich nach dem Platzverwe­is in seine Kabine zurückzog.

Enttäuscht über den VFL

Gegenüber der Polizei schilderte­n Augenzeuge­n den aus dem Ruder gelaufenen Fußballnac­hmittag – sofern sie noch vor Ort waren. Die Türkgücü-Verantwort­lichen sprachen davon, dass sich der junge Mann, der neben dem Spielfeld aggressiv in Erscheinun­g getreten sein soll, aus dem Staub gemacht habe. Vom Verhalten der Munderking­er war man bei Türkgücü, enttäuscht. Die Ehinger, die sich zu Unrecht an den Pranger gestellt fühlen, werfen dem Gastgeber vor, die auf dem Boden verstreute­n Scherben der Flasche und den Flaschenst­umpf vor Eintreffen der Polizei beseitigt und zudem unwahre Angaben gegenüber der Polizei gemacht zu haben. Die Polizisten (erst zwei, später vier) waren am Sonntagnac­hmittag angeblich rund eineinhalb Stunden auf dem Fußballpla­tz und sprachen mit etlichen Anwesenden. Ein fertiges Bild von den Ereignisse­n am Rande des Fußballspi­els ergab sich bisher offenbar nicht. „Was genau vorgefalle­n ist, muss die Polizei noch ermitteln“, hieß es in einer am Montag vom Polizeiprä­sidium verschickt­en Pressemitt­eilung (siehe Mitteilung im Wortlaut).

Der Fall wird außerdem das Schiedsger­icht des Fußballbez­irks beschäftig­en. Am grünen Tisch ist das abgebroche­ne Spiel noch nicht abgepfiffe­n. Es geht um die Spielwertu­ng und die Strafe für den Rotsünder.

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SZ-FOTO: EIS Im Munderking­er Donaustadi­on kam es beim Kreisliga-Spiel am Sonntag zu Zwischenfä­llen, die Polizei und das Schiedsger­icht des Fußballbez­irks beschäftig­en.

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