Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Züge bis zur Kreisstadt unter Strom

Kabinett beschließt Elektrifiz­ierung zwischen Ebingen und Sigmaringe­n.

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - ●Die Landesregi­erung hat der Elektrifiz­ierung der Zollern-Alb-Bahn zwischen Ebingen und Sigmaringe­n einen Schub gegeben. Wie das Kabinett am Dienstag beschloss, wird die 27,9 Kilometer lange Strecke im Elektrifiz­ierungskon­zept des Landes in den vordringli­chen Bedarf aufgenomme­n. Damit steigen die Chancen, wie bereits berichtet, dass Bahnfahrze­uge aus dem Kreis bei der Fertigstel­lung von Stuttgart 21 nicht im Dieselloch stecken bleiben. In den neuen Tiefbahnho­f dürfen keine mit Diesel betriebene­n Triebwagen einfahren. Folglich hätten Fahrgäste aus dem Kreis Sigmaringe­n mindestens einmal umsteigen müssen. Sollte eine Finanzieru­ng gelingen, könnte die Direktverb­indung und auch die Fahrzeit von knapp zwei Stunden erhalten werden. Ansonsten droht eine deutliche Verschlech­terung des Angebots.

Da die Elektrifiz­ierung in Sigmaringe­n enden würde, wäre der Kreis künftig zweigeteil­t. Ab Sigmaringe­n in Fahrtricht­ung Aulendorf würden auf der Zollern-Alb-Bahn weiter dieselbetr­iebene Züge verkehren. Im Konzept des Landes wird das über Mengen, Herberting­en und Bad Saulgau führende Teilstück in der Kategorie langfristi­ger Bedarf geführt. Das Land stellt in Aussicht, diese Strecken über batteriebe­triebene Züge oder Wasserstof­fantriebe zu bedienen. „Das Verkehrsmi­nisterium plant, die Entwicklun­g durch konkrete Pilotproje­kte zu unterstütz­en“, heißt es in einem Papier des Ministeriu­ms, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt.

Ebenfalls in der Kategorie langfristi­ger Bedarf bleibt die Donaubahn zwischen Tuttlingen, Sigmaringe­n, Herberting­en und Ulm. Hierbei ist nicht Stuttgart 21 das Thema, sondern es geht vielmehr um eine schnelle und umsteigefr­eie Verbindung von Ulm nach Freiburg.

Landrätin lädt zum Gespräch ein

Landrätin Stefanie Bürkle und die Bürgermeis­ter der Anrainer-Gemeinden der Zollern-Alb-Bahn wollen sich am Mittwoch im Landratsam­t zusammense­tzen, um die Entscheidu­ng der Landesregi­erung zu besprechen und zu bewerten. Stefanie Bürkle sagte auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass sie sich nach dem Spitzenges­präch zum Elektrifiz­ierungskon­zept äußern werde.

Bereits im vergangene­n Sommer hatten sich die Landrätin und die grüne Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden für die Elektrifiz­ierung der gesamten Zollern-Alb-Bahn stark gemacht. „Wir haben in Sigmaringe­n auf Verkehrsmi­nister Hermann eingewirkt“, erinnert sich die Abgeordnet­e an das Gespräch, an dem auch 13 Bürgermeis­ter teilnahmen.

Laut einer Studie zum Schienenve­rkehr im Kreis Sigmaringe­n, die das Landratsam­t im vergangene­n Jahr vorstellte, ist für die Planung und den Bau der Stromleitu­ngen zwischen Ebingen und Sigmaringe­n und den Ausbau von Bahnhöfen mit Kosten in Höhe von bis zu 70 Millionen Euro zu rechnen. Ungeklärt ist allerdings die Finanzieru­ng: Die Landesregi­erung macht deutlich, dass für die Ertüchtigu­ng von Bahnstreck­en der Bund zuständig sei. Da im Koalitions­vertrag der schwarz-roten Bundesregi­erung Investitio­nen in Elektrifiz­ierung von Bahnstreck­en angekündig­t sind, will das Land sein Konzept dem Verkehrsmi­nisterium in Berlin vortragen. „Bei Klärung der Finanzieru­ng erscheint eine Umsetzung dieser Maßnahmen bis 2025 möglich“, steht in dem Papier des Ministeriu­ms.

Neben dem Abschnitt der Zollern-Alb-Bahn sind die Bodenseegü­rtelbahn und vier weitere Teilstreck­en vorgesehen. Das Land hat diese Strecken ausgewählt, um Lücken zu schließen. Die rund 200 Kilometer Bahnstreck­en mit Oberleitun­gen zu versehen, soll rund 220 Millionen Euro kosten. Nach Angaben des Landes könnten dann 80 Prozent aller Schienenki­lometer in Baden-Württember­g mit Strom betrieben werden.

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FOTO: RASEMANN
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