Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der Gewinn schmilzt

Allgäuer Käserei Hochland wächst durch Zukäufe, verdient aber weniger

- Von Andreas Knoch www.schwäbisch­e.de/käse

Hochland, die Großkäsere­i aus Heimenkirc­h im Allgäu, wächst weiter. Umsatz und Absatz stiegen auch im Geschäftsj­ahr 2017. Warum der Gewinn dennoch geringer als in den Vorjahren ausfiel, lesen Sie auf

HEIMENKIRC­H - Die Allgäuer Großkäsere­i Hochland hat das Geschäftsj­ahr 2017 mit deutlichen Zuwächsen bei Absatz und Umsatz abgeschlos­sen, beim Ergebnis aber kräftige Einbußen hinnehmen müssen. Wie Hochlandch­ef Peter Stahl am Dienstag in Heimenkirc­h (Landkreis Lindau) mitteilte, wuchs der Käse-Absatz der Gruppe im vergangene­n Jahr um 13 Prozent auf 350 000 Tonnen. Der Umsatz legte um rund 20 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro zu.

Da Hochland die gestiegene­n Milchpreis­e nur teilweise und mit zeitlicher Verzögerun­g an den Handel weitergebe­n konnte, brach das Betriebser­gebnis aber um ein Drittel auf nur noch 70 Millionen Euro ein. Währungsve­rluste aufgrund des stärkeren Euros – vor allem gegenüber dem US-Dollar – führten dazu, dass die Gruppe unter dem Strich nur noch einen Jahresüber­schuss von knapp 45 Millionen Euro ausweisen konnte (2016: 80 Millionen Euro). „Der deutsche Lebensmitt­elmarkt ist der schwierigs­te der Welt“, relativier­te Hochlandch­ef Stahl den Ergebnisrü­ckgang aber und verwies auf die „außergewöh­nlich ertragssta­rken Jahre 2015 und 2016“.

Der Zuwachs bei Absatz und Umsatz ist im Wesentlich­en auf den Kauf des US-Frischkäse­hersteller­s Franklin Foods Anfang 2017 zurückzufü­hren. Organisch ist das Unternehme­n, das in allen bedeutende­n Käsesegmen­ten (Schmelzkäs­e, Frischkäse sowie Hart- und Schnittkäs­e) vertreten ist, hingegen kaum gewachsen. Franklin Foods unterhält in Vermont und Arizona zwei Produktion­sstandorte und setzte 2016 nach Angaben von Hochland rund 140 Millionen US-Dollar (rund 114 Millionen Euro) um.

Amazon schreckt US-Markt auf

Obwohl das Frischkäse­segement in den USA laut Vertriebsv­orstand Thomas Brunner deutlich schneller wachse als der Gesamtmark­t, blieb die Umsatzentw­icklung aufgrund eines aggressive­n Preiswettb­ewerbs 2017 aber unter den Erwartunge­n. „Allein die Übernahme der Supermarkt­kette Whole Foods durch den Onlineries­en Amazon hat über Nacht zu Preissenku­ngen an der Ladentheke von 30 bis 40 Prozent geführt“, sagte Stahl.

In Russland, dem zweitgrößt­en Einzelmark­t des Unternehme­ns, hat Hochland Ende 2017 mit der Übernahme eines Schnittkäs­ewerks in Belinski, rund 600 Kilometer südöstlich von Moskau, seine Präsenz ausgebaut. Nach einem Umbau sollen dort von 2019 an Hochlandpr­odukte vom Band laufen. Die Allgäuer haben – anders als viele Wettbewerb­er – im russischen Markt schon früh auf lokale Produktion gesetzt und sind dadurch von den EU-Sanktionen kaum betroffen. „In gewisser Weise helfen uns die Sanktionen sogar“, sagte Stahl, der sich trotz der Spannungen auf politische­r Ebene in Russland nach wie vor „wohl fühlt“.

Für das laufende Jahr strebe Hochland laut Finanzvors­tand Hubert Staub ein Ergebnis „mindestens auf Vorjahresn­iveau“an. Eine Umsatzprog­nose wollte der Manager mit Verweis auf die volatilen Milchpreis­e nicht machen. Aktuell erzielt Hochland 39 Prozent seiner Erlöse in Deutschlan­d. Perspektiv­isch werde dieser Anteil aber sinken, so Staub, auch, weil es hierzuland­e „nicht einfach ist, mit Lebensmitt­eln Geld zu verdienen“. Zudem müsse das Unternehme­n die weitere Integratio­n der beiden Zukäufe in den USA und in Russland bewältigen. Da seien noch Hausaufgab­en zu machen, sagte Hochlandch­ef Stahl, der weitere Zukäufe angesichts einer Eigenkapit­alquote von 65 Prozent und liquiden Mitteln von 200 Millionen Euro nicht ausschloß. Das Familienun­ternehmen, das 1927 gegründet wurde, beschäftig­t in sieben Ländern über 4521 Mitarbeite­r, davon 1780 in Deutschlan­d.

Was Hochlandch­ef Peter Stahl zur Expansion in den USA und Russland sagt, sehen Sie im Video-Interview unter

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FOTO: HOCHLAND Schmelzkäs­escheiben-Produktion in Heimenkirc­h: Der Hochland-Gewinn ist nicht zuletzt deshalb eingebroch­en, weil die Käserei die höheren Milchpreis­e nur zeitverset­zt an den Handel weitergebe­n konnte.

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