Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Er will nur spielen

-

Neue Klänge von einem der ganz großen Gitarriste­n. Auf seinem vorangegan­genen Werk hatte Al Di Meola noch die Beatles gewürdigt, in seinem bekannt transparen­ten, obertonrei­chen Stil, veredelt durch irrwitzige Läufe. Jetzt, so der 63-Jährige, sei es an der Zeit, zu neuen Ufern aufzubrech­en – zumal er derzeit inmitten seiner Familie glücklich wie nie zuvor sei und seine neapolitan­ischen Wurzeln wiederentd­eckt habe.

Das schöne Cover der CD ziert das Familienwa­ppen seiner Vorfahren, auf der Rückseite ist das steinalte Portal des Familiensi­tzes zu sehen. Seinen süditalien­ischen Vorfahren huldigt Di Meola auch musikalisc­h, in „Cerreto Sannita“(My grandfathe­rs village near Napoli). „Milonga Noctiva“ist der spannende Einstieg in Di Meolas Kosmos, man hört ihn links und rechts im Stereokana­l auf einer Akustikgit­arre mit Nylonsaite­n. In der Mitte schwebt der Sound seiner E-Gitarre. Dazu spielt er Cajun, Snare und Toms – sämtliche Percussion.

Dabei ist noch Kemuel Roig mit dem akustische­n Piano. Dario Eskenazi liefert Orchesters­chnipsel, die zuerst leicht verstören, aber stimmig sind. Auf „Broken Hearts“, ursprüngli­ch für ein Orchester geschriebe­n, greift Al Di Meola zur E-Gitarre, spielt auch Bass und Percussion ein, Richie Morales bearbeitet vorwärtsge­legt die Drums. Bei zwei Takes wirkt der marokkanis­che Percussion­ist Rhani Krija mit. Auch eine Reise zu den Anfängen des Jazzrocks gibt es, mit einem Di Meola, dessen Gitarre dabei an die von John McLaughlin in den 70ern erinnert. Eine ausgefeilt­e, kompositor­ische Reise durch ein reiches Musikerleb­en. Bewunderns­wert virtuos natürlich. Der Sound eines glückliche­n Menschen. (bgw)

Al Di Meola: Opus. Ear music.

Newspapers in German

Newspapers from Germany