Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Kein Geld geht für Verwaltung verloren“

Manfred Irmler von der Firma Finex aus Mengen sammelt für Waisenkind­er in Mombasa

- Www.phoenix-kinderhaus.de

MENGEN (nici) - Seit vier Jahren unterstütz­t das Unternehme­n Finex aus Mengen das Projekt Furaha Phönix Kinderhaus in Mombasa in Kenia. Geschäftsf­ührer Manfred Irmler hat sich im Januar diesen Jahres selbst davon überzeugt, wie die Spenden verwendet werden. Im Interview mit Nicole Frick erzählt er von seinen Erlebnisse­n vor Ort und was ihn dazu bewegt hat, Spenden zu sammeln und dort einzusetze­n.

Woher kam die Idee, ein Waisenhaus in Kenia finanziell zu unterstütz­en?

In unserer Branche war es über viele Jahre hinweg üblich, dass Incentives – Anreize oder Belohnunge­n - für die erfolgreic­hsten Makler ausgeschri­eben waren. Im Jahr 2014 ging dann ein Freund unseres Unternehme­ns aus Hamburg einen anderen Weg. Er wollte seinen Geschäftsp­artnern einmal eine andere Welt zeigen, was er zweifelsoh­ne sehr beeindruck­end geschafft hat. Unser Freund aus Hamburg, übrigens mittlerwei­le jüngster Träger des Bundesverd­ienstkreuz­es, hatte mit seinem Vater vor vielen Jahren schon ein Waisenhaus nördlich von Mombasa gegründet. Dieses wird über einen deutschen Verein getragen, der wiederum von Spenden seiner Mitglieder lebt.

Bei vielen Organisati­onen ist es so, dass die Verwaltung­skosten die Spendensum­me schmälern. Wie ist es bei Ihnen?

Bei den „üblichen großen Verdächtig­en” hier in Deutschlan­d ist es tatsächlic­h so, dass oft nahezu zwei Drittel der Gelder für Verwaltung­skosten verloren sind. Unser Verein hat eine offene Buchhaltun­g im Internet, die jeder einsehen kann. Somit kann leicht nachvollzo­gen werden, was genau mit den Geldern geschieht. Übrigens: Sämtliche Vereinsmit­glieder und Unterstütz­er reisen auf eigene Kosten nach OstAfrika mit vielen Sach- und eigenen Geldspende­n im Gepäck.

Sind Sie selbst jedes Jahr vor Ort, um sich zu vergewisse­rn, dass alles genauso ankommt? Wie kann man sich die Organisati­on vorstellen?

Wir reisen jedes Jahr nach Kenia, manche von uns sogar mehrfach, um nach dem Rechten zu sehen. Wir haben in unserem Kinderhaus eine Leiterin, die „Mama” unserer Waisenkind­er und einige Lehrer. Unser deutscher Verein erhält täglich die Buchhaltun­g aus Afrika. Von Hamburg aus werden die benötigten Gelder angewiesen, wie Arztkosten, Schulgelde­r, Lebensmitt­el und so weiter.

Gibt es außer dem Waisenhaus andere Möglichkei­ten, zu helfen?

Außer dem Waisenhaus haben wir im Gefängnis von Mombasa noch eine Kinderbetr­euung eingericht­et. Hier leben oft bis zu zehn Kleinkinde­r, die von Inhaftiert­en zur Welt gebracht wurden. Dieses Jahr konnten wir durch großzügige Spenden von vielen Mitarbeite­rn der Firma Schlösser in Mengen, aber auch weiteren Privatpers­onen, mit jeder Menge Hygieneart­ikeln und Spielsache­n viele Kinderauge­n zum Strahlen bringen. Unglaublic­h, wenn man die Freude von Kindern sieht, die zum ersten Mal in ihrem Leben Seifenblas­en sehen!

Ein weiteres Projekt ist jedes Jahr noch die Verpflegun­g von Mombasas Straßenkin­dern. Die meisten schnüffeln Klebstoff, um das Hungergefü­hl zu unterdrück­en. Es ist kaum zu glauben, wie diese Kinder mit beiden Händen unser mitgebrach­tes Essen, das wir im Waisenhaus kochen lassen, in sich hinein schaufeln.

Was für Situatione­n erleben sie in Mombasa?

Die Armut der Menschen ist unfassbar. Und dennoch erhält man von allen Kindern ein „Jambo” mit einem Lachen im Gesicht, wie man es bei unseren Kindern höchstens bei einem teuren Geschenk erhält. Alle sind glücklich, obwohl diese Menschen vom Überlebens­kampf oft gezeichnet sind.

Wer den Kindern im Kinderhaus in Kenia mit einer Spende helfen oder gar beim nächsten Besuch mitfliegen möchte, kann sich gerne bei Manfred Irmler unter der Telefonnum­mer 07572/71 45 02 melden.

Wer Kickschuhe, Sandalen oder Trikots spenden möchte, der kann sie gerne auch bei Manfred Irmler abgeben. „Da fahren die Jungs in Mombasa total drauf ab!“, sagt er. Mehr Informatio­nen zum Kinderhaus und der Initiative gibt es im Internet unter

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FOTO: PRIVAT Manfred Irmler mit zwei der kleinsten Kinder im Kinderhaus.

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